Donnerstag, 26. März 2009

Visum - Prüfung - Iron Maiden

  1. März

Wenige Tage später. Mir geht’s wieder richtig gut. War am Montag nochmal bei der Augenärztin und sie meinte das Schlimmste sei überstanden. Gleichzeitig hat sie mir vorgeschlagen eine Laser-OP machen zu lassen. Das überlege ich schon seit längerem, v.a. da es hier besonders günstig ist und es sehr gute Ärzte und Kliniken gibt. Also habe ich kurzer Hand entschieden Ende April eine gründliche Voruntersuchung machen zu lassen, um dann gemeinsam mit meiner Ärztin zu entscheiden, ob es bei mir sinnvoll ist. Soviel dazu, mehr weiß ich dann erst in einem guten Monat.

Die Woche ist so schnell vergangen, dass ich überhaupt keine Zeit gefunden habe, weder zu telefonieren, noch Emails zu beantworten. War eigentlich permanent am Lernen oder organisatorische Dinge erledigen. Mittags hatte ich meine Englisch-Prüfung. Die war vielleicht schwer, das habe ich wirklich nicht erwartet. Zum Bestehen reichts hoffentlich. War alles recht stressig heute. Hatte von 10-12am Uni und dann bin ich zur Bushaltestelle gesprintet, um rechtzeitig zur Prüfung antreten zu können. Hab fast 1,5h gebraucht und bin grad mal wenige Minute früher angekommen. Dafür habe ich mir im Anschluss ein leckeres Eis gegönnt. In einer guten Stunde geht’s dann auch schon wieder los. Iron Maiden-Konzert! Juhu! Freu mich schon riesig.

Was war ansonsten los? Wenn ich mich nicht irre, habe ich schon einmal erwähnt, dass es Probleme mit meinem Visum gibt. Im Konsulat in Deutschland wurde mir gesagt, ich bräuchte ein Studentenvisum, um nach Peru einreisen zu können. Besser gesagt, um das Visum vor Ort verlängern lassen zu können. So habe ich es das letzte Mal gemacht, so haben es viele Austauschstudenten aus anderen Ländern getan. Problem: Dieses Visum gibt es angeblich schon seit fünf Jahren nicht mehr. Sprich, ich hätte ganz normal – ohne den ganzen Bürokratieaufwand in Deutschland – als Tourist einreisen können und das Visum bis auf ein halbes Jahr verlängert bekommen. Bei der Willkommensveranstaltung an der Uni hieß es dann noch, dass sie sich schon darum kümmern würden und sicherlich eine Lösung fänden. Da ich allerdings Anfang der Woche immer noch nichts konkretes wusste, bin ich zu meiner zuständigen Ansprechpartnerin hier gegangen und hab mal nachgefragt. Nichts! Das einzige was sie mir sagen konnte war, dass einige Studenten bereits zum Migrationsamt gegangen wären. Die einen hatten Glück und bekamen eine Verlängerung, die anderen wurde einfach wieder weggeschickt. Was bedeutet das? Sie müssen bevor das Visum (90 Tage) abläuft ausreisen und als Tourist wieder nach Peru kommen oder sie zahlen $1 Strafe für jeden darauf folgenden Tag. In meinem Fall wären das in etwas $170. Was tun? War natürlich stinksauer, denn das sind Dinge, die ich einfach nicht verstehe. Für was gibt es Konsulate, wenn sie im Endeffekt nicht auf dem Laufenden sind. Bin also am nächsten Tag früh aufgestanden und zum Migrationsamt gefahren. Dort wurde ich erst einmal von Schalter zu Schalter geschickt. Kennt man ja, der eine fühlt sich nicht verantwortlich, der andere sagt von Haus aus Nein zur Visumsverlängerung. Nachdem ich aber keine Ruhe gegeben habe, hat man mich zum Chef geschickt. Doch auch der wollte mir nicht helfen. Erst nachdem ich nicht locker lassen wollte und mich über das bürokratische System und die schlechte Zusammenarbeit beschwert hab, meinte er, ich solle am besten zum Auswärtigen Amt gehen, um dort eine Beschwerde einzureichen. Gesagt, getan! Schnell in ein Taxi gesprungen und schon stand dort auf der Matte. Die Dame an der Auskunft meinte gleich: Wir sind doch nicht für Visa zuständig. Hab also wieder angefangen alles zu erklären und siehe da, nach einem kurzen Telefonat saß ich auch schon vor dem Visums-Beauftragten. Ein sehr netter Mann, der mein Problem kannte und mir wirklich einmal helfen wollte. Lange Rede, kurzer Sinn. Er stellte mir ein Schreiben aus, dass als Ersatz für das Visum gilt, bis sich der ganze Sachverhalt geklärt hat. Somit muss ich keine Strafe bezahlen und auch nicht ausreisen, denn dieses Papier gibt mir erst einmal unbeschränkte Aufenthaltsgenehmigung. So einfach kanns gehen! Aber auf die Idee scheint selbst an der Uni, wo man sich doch tagtäglich mit solchen Dingen beschäftigt, noch keiner gekommen zu sein. Naja, Schluss jetzt. Sonst fange ich wieder an mich zu ärgern, und das kann ich jetzt gerade gar nicht brauchen :).

Abgesehen von meinen Behörden-Odysseen bin ich, wie gesagt, fast nur am Lernen. Hab schon Stapel an Lesematerial und wenn ich um 10pm von meinem Englischkurs nach Hause kommen, bin ich gewöhnlich noch bis Mitternacht mit meiner Lektüre beschäftigt. Sind nur zwei Kurse, die ich letztlich besuche, aber die sind nicht ohne. Macht aber Spaß, denn die Themen sind wahnsinnig interessant und ich lerne eine Menge. Apropos Englisch, da haben wir mittlerweile fast jede Woche mal Stromausfall. Steht schon immer jemand mit Kerzen bereit. Echt spassig! Ja, das ist Peru :). Für die Prüfung heute - ich ausgenommen, weil ich die Prüfung vorgezogen hab - muss jeder eine Taschenlampe mitbringen, für den Fall der Fälle.

Trotzdem freue ich mich schon aufs Wochenende. Mal wieder in Ruhe ausschlafen und vielleicht fahren wir an den Strand. Auf jeden Fall brauche ich mal eine kleine Auszeit. Hört sich komisch an, ich weiß. Kaum beginnt das Semester, fange ich schon mit Auszeit an. Damit meine ich aber nur ein paar Stündchen :). Bald ist der Sommer schließlich vorbei.

Jetzt muss ich mich aber fertig machen fürs Konzert!

Bussi, bis bald

Samstag, 21. März 2009

1. Uni-Woche und Augenproblemchen

21. März

Meine erste Uniwoche ist vorüber und endlich finde ich die Gelegenheit ein paar Zeilen zu schreiben. Hab gerade meinen Apfel-Kokos-Kuchen in den Ofen geschoben und jetzt brauche ich dringend eine Pause.

Gustavo ist im Moment auf dem Weg nach Ica (ca. 4h südlich von Lima), um den Geburtstag seines Onkels zu feiern. Hätte ihn gerne begleitet, doch leider macht mir da etwas einen Strich durch die Rechnung. Am Mittwoch Abend habe ich mir beim Herausnehmen der Kontaktlinse meine Hornhaut verletzt. Auh! Das hat wirklich verdammt weh getan. Hab die ganze Nacht kaum geschlafen und bin dann am nächsten Tag gleich zur Augenärztin gegangen. Befund: Verletzung der Hornhaut und zugleich hat sich das oberste Häutchen leicht vom restlichen Auge gelöst. Also hat sie mir eine Salbe ins Auge geschmiert und mein armes Äuglein zugekleistert. Bin dann halb blind durch die Gegend geirrt. Könnt euch gar nicht vorstellen, wie schwer es ist, mit einem Auge zu sehen. Ist mir immer wieder zugefallen. Aber da die Uni gerade erst losgegangen ist, wollte ich auf keinen Fall im Kurs fehlen. Was muss sich wohl der Professor gedacht haben, als ich alle paar Minuten die Augen geschlossen habe und irgendwann kurz davor war einzuschlafen. Nach dem Mittagessen gings dann nach Hause. Hab den ganzen Nachmittag geschlafen und musste meinen Englischkurs leider ausfallen lassen. Die wenigen Minuten, die ich wach war, habe ich versucht meine englischen Zeitungsartikel für die bevorstehende Prüfung vorzubereiten. Zum Glück wurde mir die Augenbinde am kommenden Tag wieder abgenommen. Zwar wollte mir die Frau Doktor gleich eine neue verpassen, aber da habe ich mich vehement gesträubt. Sie hat mir Tropfen mitgegeben und damit bin ich erst einmal glücklich raus aus der Klinik. Blöd nur, dass kurz darauf mein zweites Auge anfing Mucken zu machen. Auf dem Heimweg musste ich mir dann die Kontaktlinse herausnehmen und die Schmerzen sind immer unerträglicher geworden. Was für ein tolles Gefühl endlich zu Hause angekommen zu sein. Nun nehme ich die Tropfen für beide Augen und es geht mir schon wieder relativ gut. Schonen muss ich mich aber weiterhin, deshalb bleib ich das Wochenende auch zu Hause, denn der Staub und die Abgase einer Reise würden mir jetzt sicherlich nicht gut tun. Aber kurios ist das schon, warum gleich beide Augen? Hab langsam das Gefühl, dass mich da irgendetwas zur Ruhe zwingen will. Erst meine Magenverstimmung und jetzt das. Wer weiß für was es gut ist. Um das Thema mit meinen Augen abzuschließen, nur soviel: Mir geht’s schon wieder sehr gut, also kein Grund, sich Sorgen zu machen!

Jetzt muss ich schnell nach meinem Kuchen schauen. Riecht gigantisch :)! Mmh, auf den ersten Blick sieht er richtig köstlich aus, hoffe er ist auch durch. Morgen bin ich nämlich mit Papa zum Kaffee trinken verabredet und ich will ihm Konkurrenz machen, nachdem er mir ganz provokativ Fotos von seinem selbst gemachten Kuchen geschickt hat. Jaja!

Thema UNI. Bin noch nicht ganz sicher, ob ich zwei oder drei Seminare besuchen werde, aber ich schätze eher, dass es bei zweien bleibt. Sind sehr interessant und ich hab jetzt schon einen Megastapel an Lesematerial für das Semester. Fühlt sich gut an, wieder gefordert zu werden. Werd mir heute noch ein paar Texte zu Gemüte führen und mir im Anschluss einen schönen Abend machen: Tina allein Zuhause! Hab mir schon Sangría mit verschiedenen Früchte zubereitet und endlich werde ich mir Zeit nehmen, einen Film zu sehen, der schon lange auf mich wartet.

Nächsten Donnerstag hab ich die Englisch-Abschlussprüfung meines ersten Kurses. Eine zweistündige Prüfung. Muss schon sagen, die Ansprüche sind hier verdammt hoch. Aber gut so, sonst lernt man schließlich nix. Bin froh, dass ich die Prüfung auf den Nachmittag vor verlegen konnte, denn verwirrt wie ich manchmal bin, ist mir erst jetzt eingefallen, dass wir für Abends schon Pläne haben. KONZERT von Iron Maiden. Freu mich schon total drauf! Zur Zeit kommt eine bekannte Gruppe nach der anderen nach Lima. Kiss steht auch auf dem Plan. Lustig, während ihrer ganzen bisherigen Karriere sind die internationalen Bands nicht einmal hier aufgetaucht und jetzt, wos schon aufs Ende der Musiklaufbahn zugeht, kommen sie hierher :). Sogar die Backstreet Boys geben demnächst ein Konzert hier. Warum? Nehme mal an, weil sie in Europa nicht mehr allzu viele Fans haben. Aber da kenne ich mich zu wenig mit Boygroups aus, um mir ein Urteil bilden zu können.

Ich jedenfalls bin richtig gespannt. Lange her, dass ich in der Arena stand, werd wahrscheinlich platt getreten oder in Einzelteilen wieder rauskommen ;). Aber es wird eine neue Erfahrung, denn da die Peruaner im allgemeinen nicht sehr groß sind, sehe ich wenigstens bis zur Bühne und das war in Deutschland bisher nur mit springen oder auf die Schulter von jemanden krabbeln möglich.

Jetzt bin ich kaputt. War den ganzen Tag fleißig, doch jetzt ist Feierabend.

Morgen kommen Moni und Stephan aus Thailand zurück! Juhu! Bin schon so neugierig auf den Reisebericht!

Montag, 16. März 2009

Ab morgen wirds ernst


16. März

Montag Nachmittag. Ich hab schon einen Haufen Arbeit hinter mir. Bin früh aufgestanden, wie jeden Tag, damit wir gemeinsam frühstücken können, bevor Gustavo aus dem Haus muss. Ist auch gut so, denn dann verschlafe ich nicht den ganzen Vormittag. Bügeln, Wohnung putzen, Englisch lernen und endlich habe ich auch die noch ausstehende Rezension (Buchkritik) für meinen Literaturkurs in Deutschland abgeliefert. Zur Belohnung habe ich mir dann in den Kopf gesetzt, mir ein Kleid zu kaufen. Gerade ist hier Schlussverkauf und man kann echt gute Schnäppchen machen. MAN kann, ich nicht. Bin mit leeren Händen wieder zu Hause eingetrudelt. Schade, aber sollte wohl nicht sein. Den Nachmittag gabs dann auch noch allerhand zu tun und soeben ist mir mein erster Nudelauflauf geglückt. Mmh! Ich werd noch ein richtiger Kochprofi, wer hätte das gedacht! Naja, will mal nicht übertreiben. Ab Morgen werde ich dafür bestimmt viel weniger Zeit haben, denn die Uni geht endlich los und da bin ich den ganzen Tag auf der Straße. Freu mich schon aufs studieren. Nur kann ich mich noch nicht entscheiden, welche Kurse ich genau besuchen möchte. Gibt so viele interessante, aber mehr als 2 – 3 kann ich unmöglich schaffen, da ich schließlich 10 Stunden Englisch die Woche habe. Außerdem besuche ich ab Anfang April einen Yoga-Kurs. Kanns kaum noch erwarten. Endlich tue ich mal wieder etwas für meinen Körper. Ihr seht, wie immer habe ich viele Pläne, möglicherweise zu viele, aber das spielt sich schon ein und schließlich bin ich doch hier, um etwas zu tun :).

Jetzt aber noch ein paar Worte zu den vergangenen Tagen. Sind am Samstag, vor zwei Wochen, tatsächlich an den Strand gefahren. War richtig erholsam, allerdings strengt die Sonne dann doch etwas an, sodass mir Abends keine Energien mehr hatten, um tanzen zu gehen. Schade! Aber irgendwann kriegen dir das auch noch hin. Am Sonntag habe ich Gustavo dann zum Fussballspielen begleitet. Bin mir etwas komisch vorgekommen, weil die ganzen Tanten die Spieler immer angefeuert haben und ich das ja überhaupt nicht gewohnt bin, Sportmuffel wie ich bin. Also habe ich mich bescheiden zurückgehalten und mich ein wenig mit Gustavo´s Cousine unterhalten. Im Anschluss standen noch einige Einkäufe an und dann gings wieder nach Hause. Haben nun sogar zwei Pflänzchen in der Wohnung. Wird also immer gemütlicher hier. Letzte Woche habe ich mir dann noch mal so richtig viel Zeit für mich genommen, bevor der große Sturm beginnt. War viel zu Hause, hab ein wenig die Gegend erkundschaftet und die Ruhe genossen. Nur am Mittwoch war ich an der Uni zur Willkommensveranstaltung für die internationalen Studenten. Werden von Jahr zu Jahr mehr. 2007 waren es etwa 70 und nun sind es schon mehr als 150. Ist interessant, weil sie von überall her kommen. Hab allerdings nur ein paar kennengelernt, denn zur Mittagszeit habe ich mich dann zurückgezogen. Ja und am Donnerstag hatte ich meine erste kleine Englischprüfung. Fast jede Woche steht wir eine Discussion Class auf dem Plan. Das heißt, wir müssen einige englische Artikel vorbereiten und zu einem davon dürfen wir dann ein paar Minuten sprechen. Das ganze wird benotet und zusammen mit einer kleinen schriftlichen Arbeit entsteht die Gesamtnote. Ist gut so, denn man lernt sehr viel, aber man muss auch einiges dafür tun. Ergebnisse erfahren wir allerdings erst am Monatsende. Apropos Englisch, letztens hatten wir zwei lustige Stunden. Pünktlich zu Unterrichtsbeginn ist der Strom ausgefallen und wir hatten uns schon gefreut nach Hause gehen zu können. Aber nix da! Jeder Lehrer ist mit einer kleinen Kerze angetanzt und hat das beste aus der Situation gemacht. Wir haben Charade gespielt. Das funktioniert in etwa wie Tabu. Es gibt also zwei Gruppen und jeweils einer aus der Gruppe muss mit Mimik und Gestik irgendjemanden oder irgendetwas imitieren. Der Rest darf erraten, um was es geht. Und gegen Ende der Stunden hat uns Jonathon, unser Lehrer, einen Witz erzählt, der ausnahmsweise mal zum lachen war. Denn bisher hat keiner je einen seiner amerikanischen Witze verstanden :). So sind wir mit einem lachenden Gesicht nach Hause marschiert. Was war sonst noch los? Nicht so viel. Für Freitag Mittag habe ich mich mit Claire zum essen verabredet (waren lecker arabisch essen) und den Samstag haben wir dann größtenteils mit Gustavo´s Mama verbracht. Nach meinem Zahnarzttermin sind wir gemeinsam essen gegangen, um im Anschluss noch einige Dinge zu erledigen. Friseur, Eisessen... War ein schöner Nachmittag. Kaum Zuhause gings auch schon wieder auf die Straße. Claire und Dino haben ihren Wohnungseinstand gefeiert (und das blüht uns kommendes Wochenende). Um ca. 3am ging unser Tag zu Ende und am Sonntag stand dann lediglich Wäsche waschen und faulenzen auf dem Plan. An den Strand haben wirs einfach nicht geschafft. Ist noch immer so heiß, dass man sich am liebsten in der kühlen Wohnung verkrümelt. That´s it so far!

Auf in eine spannende Woche mit vielen neuen Herausforderungen!

Freitag, 6. März 2009

Sonne, Strand und Englisch pauken

6. März

Wahnsinn, schon wieder Freitag. Meine Urlaubstage sind gezählt. Aber dafür genieße ich sie im Moment noch umso mehr.

Am Mittwoch hatte ich endlich Gelegenheit nach Hause zu telefonieren. Hatte Bedenken wegen der Internetverbindung, die wir hier haben, aber es gab letztlich kaum Unterbrechungen. So abhängig bin ich mittlerweile schon vom Internet, dass ich mich ganz verlassen ohne fühle. Schließlich möchte ich immer auf dem Laufenden bleiben über die Geschehnisse zu Hause.

Abends hatte ich das erste Mal Englischunterricht. Unser Lehrer kommt aus den USA und gestaltet die zwei Stunden ganz witzig, auch wenn der englische/amerikanische Humor manchmal etwas seltsam ist. Meine Mitstudenten sind fast alle um einiges jünger als ich, da fühle ich mich gleich richtig alt. Aber die Familien, die sichs leisten können, schicken ihre Kinder sobald als möglich auf Sprachschulen und Fortbildungsinstitute, damit sie später mal gute Chancen haben. Echt beeindruckend. Manche kommen von der Schule heim, gehen gleich im Anschluss zum Französischkurs und Abends dann noch ans Englischinstitut. Also faul ist man hier zumindest nicht. Gestern habe ich einen jungen Kerl kennen gelernt, denke er ist nicht älter als 16, der sogar schon seit der Grundschule Deutsch lernt. Respekt! Aber wie gesagt, das können sich nur die besser gestellten Familien leisten, denn die schicken die Kinder auf private Schulen, wo die Ausbildung um einiges besser ist. Oft sind es deutsche oder französische Schulen. Das Humboldt-College ist zum Beispiel sehr angesehen. Ich persönlich habe ein gutes Gefühl bei einen Englischklassen, denn 40 Stunden im Monat dürften mich doch ein gutes Stück voranbringen in Hinblick auf meine Englischkenntnisse.

Gestern habe ich meinen zweiten Kuchen gebacken. Dieses Mal ist er mir viel besser gelungen, was wohl an der Margarine lag, die ich ausprobiert hab. Da gibt es so viele Unterschiede und die gilt es erst einmal herauszufinden. Margarine ist nicht gleich Margarine. Und kaum habe ich den Kuchen aus dem Ofen geholt, stand auch schon Evelyn vor der Tür. Sie hat mir ein wirklich schönes kleines Schwimmbad in der Nähe gezeigt. Ist eigentlich ein Club, aber es darf jeder gegen Bezahlung rein. Ich glaube zu den Clubs hier habe ich noch gar nichts erzählt. Ein Club ist meist eine sehr große Anlage, mit Sportmöglichkeiten, Pool, Bungalows, vielen Grünflächen... Die Leute verbringen dort oft ihre Wochenenden, um der Metropole ein paar Tage den Rücken zu kehren. In die meisten Clubs kommt man jedoch nur rein, wenn man Mitglied ist und das muss man erst einmal werden. Denn das hängt ganz stark von deiner Gehaltsklasse ab. Man mag es Diskriminierung nennen, doch leider ist es so. Zum Glück gibt es aber auch Clubs, zu denen man gegen Bezahlung Zutritt bekommt. Leider gibt es, abgesehen von diesen Anlagen, kaum Schwimmbäder, die der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Und wenn doch, dann sind es häufig Schwimmbecken von Grundschulen und darunter kann man sich nun echt nicht mehr als ein kleines ungemütliches Becken vorstellen. Ist eben auch mehr Luxus als alles andere. Ich jedenfalls bin glücklich darüber, eines in der Nähe zu haben, wo ich mich ab und an etwas auspowern kann. Ist schon witzig. Ich gehe jeden Tag zu Fuß zu meinem Englischinstitut, da ich nicht länger als 20 Minuten brauche für den Weg. Verstehen kann das kaum jemand. Wie kann man so weit laufen, haben mich meine Mitstudenten gefragt. Das Argument: Es könnte gefährlich sein, abends die Strecke alleine zu gehen, kann ich noch verstehen, aber was die Bewegung angeht, da bin ich sprachlos. Bevor ich mich in den überfüllten Kleinbus quetsche und zum Schluss noch auf Knien die holprige Fahrt über mich ergehen lassen, nutze ich doch meine Beine, oder?

Apropos Füße, am Montag macht Evelyn mir eine ausgiebige Maniküre und Pediküre. Sie ist nämlich gerade mit ihrer Ausbildung zur Kosmetikerin fertig geworden und ich spiele nun Versuchskaninchen. Freu mich schon auf den Beauty-Tag.

Und schon steht das Wochenende vor der Tür. Wir haben bereits einige Pläne, eigentlich zu viele, denn nun wissen wir nicht, was wir tatsächlich machen sollen. Ursprünglich war geplant, am Samstag evtl. für ein paar Stunden an den Strand zu fahren und Abends tanzen zu gehen. Bisher waren wir noch nicht ein Mal tanzen. Am Sonntag Vormittag geht Gustavo dann mit seiner Familie Fussball spielen. Ist witzig, da treffen sich regelmäßig seine Cousins und deren Väter, um jung gegen alt zu spielen :). Ich habe vor ihn zu begleiten, damit ich seine Familie etwas besser kennen lerne. Doch ist uns da gerade etwas dazwischen gekommen. Die Mädls von Amnesty International wollen an den Strand fahren und dort in Zelten die Nacht verbringen. Klingt wirklich verlockend und wir würden uns unheimlich gerne anschließen, aber das Fussballfeld ist bereits bezahlt und Gustavo freut sich schon seit langem darauf. Also werden wir uns da ausklinken müssen. Schade, aber es findet sich bestimmt eine andere Gelegenheit :).

Wow, die Sonne scheint schon wieder so stark (und es ist erst 9 Uhr morgens), dass ich nur durch das Sitzen am Esstisch ins schwitzen komme.

Euch wünsche ich, dass bald der Frühling kommt und ihr ein paar Sonnenstrahlen am Wochenende genießen könnt. Da mir die einen erzählen, der Frühling sei schon spürbar, die anderen von Schneemassen in den Bergen berichten, ist es schwer mir im Moment eine genaue Vorstellung über das Wetter in Deutschland zu machen. Kann nur auf mein Wetterfroschi (Temperaturanzeige für Rosenheim auf meinem Computer) vertrauen und das spricht noch immer von relativ frischen Tagen. Aber so sich wie hier der Sommer langsam dem Ende zuneigt, werden bei euch bald die wärmeren Tage einkehren.


Also da haben wir wirklich einen spaßigen Papagei im Haus. Wenn man am Hauseingang Hallo ruft, kommt das Echo schon von oben. Das gesprächige Vögelchen wohnt nämlich ein Stockwerk über uns und heute scheint es besonders gut drauf zu sein, denn schon die ganze Zeit quakt es vor sich hin.

Genießt die freien Tage!

Dienstag, 3. März 2009

Erster Bericht aus unserer neuen Wohnung

03. März

Gerade sitze ich in unserem schönen Wohnzimmer und freue mich über unseren Internetanschluss, den wir heute bekommen haben. Juhu! Da fühlt man sich doch gleich wieder mitten im Geschehen. Die letzte Woche war nicht so leicht. Wir haben uns beide eine böse Magenverstimmung eingefangen. Erst lag Gustavo mit Fieber und Bauchschmerzen im Bett und kurz darauf gings bei mir los. Glaub, so schlimm hats mich hier noch nicht erwischt. Konnte drei oder vier Tage kaum etwas essen und hab die meiste Zeit geschlafen. Am Donnerstag hats mir dann gereicht und ich bin zum medizinischen Zentrum meiner Uni gegangen, wo man mir ein paar Medikamente verschrieben hat. Langsam gings wieder aufwärts. Noch am selben Tag hatte ich Glück und konnte an einer Führung durch das Unigelände teilnehmen, die eigentlich für die neuen Angestellten, u.a. Gustavo, der Uni gedacht war. Aber da habe ich mich einfach darunter gemischt und erscheine nun auf den Fotos als Mitarbeiterin der Universität. Auch nicht schlecht! War jedenfalls total interessant. Der Campus ist enorm groß und es gibt viel zu entdecken. So haben wir erfahren, wie die ersten Rehlein und Eichhörnchen auf dem Gelände gelandet sind, wie scharf sie auf die vielen liebevoll gepflegten Pflanzen sind und was man in Zukunft mit den Tierchen für Pläne hat. Da unser Führer ein landwirtschaftlichen Studiengang besucht hatte und die Gestaltung der Flora mit organisierte, konnte er uns viele Geschichte über die verschiedenen Palmenarten und Blumen erzählen. Hat sich wirklich gelohnt, auch wenn mich ein Sonnenbrand noch die nächsten Tage an die Tour erinnern sollte.

Jetzt aber zu dem wichtigeren Thema: Unsere neue Wohnung.

Seit Donnerstag Abend leben wir hier. Fühlen uns beide sehr wohl in unserem neuen Reich und vor allem ich genieße die Ruhe über alles. Morgens wache ich mit Vogelgezwitscher auf und außer gelegentlichem Hundegebell hört man hier nur aus der Ferne ein paar Autos und Hupgeräusche. Auf der Dachterrasse dürfen wir sogar die Waschmaschine unserer Vermieterin mit benutzen und sparen uns damit viel Stress und Geld. Bei der Hitze trocknet alles ruckzuck und da wir uns gleich ein Bügelbrett gekauft haben, sind wir nun auf keinerlei Hilfe von außen mehr angewiesen. Bis auf ein paar Kleinigkeiten fehlt es uns hier an nichts. Am Freitag haben wir ein neues Sofa mit schönem Teppich geliefert bekommen, was unser helles Wohnzimmer noch gemütlicher macht. Zwar waren die Anfangsinvestitionen noch etwas teuer, da man erst einmal eine gute Grundausstattung an Haushaltsutensilien braucht, doch dürfte das Gröbste nun überstanden sein.

Im Moment macht es mir richtig Spaß ein wenig Hausfrau zu spielen, sogar einen Kuchen hab ich schon gebacken, mit meiner Silikon-Tupper-Backform, die unbedingt noch in den Koffer wollte. Zitronenkuchen sollte es werden, wie wir ihn kennen. Schmeckt aber, ich gestehe zu meiner Schande, etwas seltsam. Denke, ich hab eine Margarine erwischt, die zu viel Salz enthielt. Aber essen kann man ihn schon und Gustavo kennt zum Glück das Original nicht ;).

Am Samstag waren wir zum grillen bei Jenna auf der Dachterrasse eingeladen. Haben dort ein paar schöne Stunden verbracht, bis wir schließlich fix und fertig wieder Zuhause angelangt sind.

Das restliche Wochenende haben wir ohne viel Trubel ausklingen.

Und gestern hatte ich dann meinen Englisch-Einstufungstest. Habe ich schon erzählt, dass ich hier einen Englischkurs besuchen möchte, um mein Nebenfach nicht ganz aus den Augen zu verlieren?

Die Prüfung ist zu meiner Zufriedenheit verlaufen. Hatte ein etwa 15minütiges Gespräch auf Englisch und dann einen schriftlichen Test. Wurde als fortgeschritten eingestuft, was mich gefreut hat. Doch bedeutet dies zugleich, dass ich nicht an dem Institut direkt bei der Uni den Unterricht besuchen kann, da dort nur Kurse für Anfänger und Mittelstufe angeboten werden. Also musste ich kurz darauf erst einmal alle anderen Möglichkeiten abwägen, andere Institute, andere Zweigstellen. Das Wichtigste aber ist, dass sich der Englischkurs nicht mit meinen Kursen an der Uni überschneidet. Also war bis heute Chaos angesagt, denn morgen beginnen bereits die Englischstunden, die Uni aber erst am 16.3. und die Kurslisten sind soeben erst veröffentlicht worden. Aber nach langem Kopfzerbrechen steht mein vorläufiger Stundenplan nun. Werde von Montag bis Freitag an der Uni sein und insgesamt drei relativ umfangreiche Seminare zur Kolonialliteratur, Ethnographie und neueren hispanoamerikanischen Literatur besuchen. Denke, damit bin ich gut eingedeckt, da jeder Kurs vier Wochenstunden hat und immer gut vorbereitet werden muss. Leider musste ich auf zwei sehr interessante Kurse verzichten, da ich Abends täglich zwei Stunden Englisch habe und das von 7:30 – 9:30pm. Wow, da werde ich ins schwitzen kommen. Aber ich freue mich schon riesig drauf. Werde bestimmt viel lernen und gut mit meinem Studium vorankommen. Das schöne ist, dass eine Zweigstelle des Spracheninstituts der Uni nicht weit von Zuhause entfernt ist, sodass ich im Anschluss ganz schnell ins Bett fallen kann :). Morgen geht’s schon los!

Zum Schluss aber weg vom Studium, hin zu einem entspannenderen Thema. Zu Ostern werden wir nach Cajamarca fliegen, mit Gustavo´s Eltern. Da will ich schon so lange hin. Angeblich soll es nahe der Andenstadt eine ähnliche Ruinenstadt wie Machu Picchu geben, die allerdings noch restauriert wird. Aber abgesehen davon ist Cajamarca eine sehr geschichtsträchtige Stadt, die viel Kultur bietet. So weit, so gut!

Hab übrigens nachträglich die Telefonnummer im Blog geändert, die ich euch das letzte Mal gegeben habe, da wir ab heute unter unserem eigenen Festnetzanschluss erreichbar sind.