Sonntag, 4. Oktober 2009

Woche 3 : Tarapoto


Langsam nähern wir uns dem Ende von Monis Peruaufenthalt. Doch noch steht uns eine Woche Hochlanddschungel bevor.

Neben umpacken und aufräumen nehmen wir uns für den Samstag nicht viel vor. Abends treffen wir uns mit Soraia in San Borja, um in einer urgemütlichen Pizzeria essen zu gehen. Ein paar lustige Stunden erwarten uns, denn jeder versucht die Kommunikation mit seinem besten Englisch aufrecht zu erhalten.

Wieder einmal dürfen wir nicht so spät schlafen gehen, da es wieder zeitig losgehen wird am darauf folgenden Tag.

Am Sonntag um 8am sitzen wir bereits im Taxi auf dem Weg zum Flughafen. Dieses Mal erreichen wir unser Terminal ohne Stress. Schlendern ein wenig über das Gelände und befinden uns wenige Zeit später im Flieger wieder. Um ca. 11am landen wir in Tarapoto. Sekunden später steht uns der Schweiß auf der Stirn, da wir uns nun wieder in einer ganz anderen Klimazone befinden. Schnappen uns das nächstbeste Mototaxi und lassen und zum Plaza de Armas bringen. Von dort aus beginnt die Hotelsuche. Schnell wir mir bewusst, dass diese Reise eine wesentlich größere Herausforderung wird, da ich die Stadt nicht kenne und wir gemeinsam anfangen müssen uns zu orientieren. Das 4. oder 5. Hotel, das wir besichtigen, nehmen wir schließlich. Die Eigentümer erscheinen uns vertrauenswürdig und die Zimmer sind schön. Der erste Schritt wäre geschafft. Bin ein bisschen nervös, weil ich nur eine ganz grobe Vorstellung von dem hab, was wir die Tage anstellen könnten. Zudem schließen sämtliche Reiseagenturen am Sonntag um 1pm, weshalb wir kaum noch Gelegenheit haben, etwas in Erfahrung zu bringen. Hilft jetzt alles nix, ruhig bleiben und Mittag essen. Die Hitze und das Essen schafft uns so, dass wir beschließen erst einmal eine Siesta einzulegen. Schlafen also bis 3pm und fahren dann mit dem Motokar zur Catarata von Ahuashiyacu, einem schönen Wasserfall, der Gelegenheit für eine Energie spendende Abkühlung bietet. Das lassen wir uns auch nicht nehmen. Schnell in den Bikini gesprungen und schon plantschen wir in dem kühlen Nass. Das tut vielleicht gut! Unser Taxifahrer meint dann, er müsse uns unbedingt noch den See Venezia zeigen, der zugleich als eine Art Freibad-Freizeitanlage dient. Schlendern dort ein wenig herum und treten bei Sonnenuntergang den Rückweg an. Nach dem essen ziehen wir uns zurück, um Kräfte für den nächsten Tag zu tanken.

Der Montag beginnt etwas stressiger. Frühstücken auf die Schnelle, um nicht den Anschluss an eventuelle Touren zu verpassen, die meist schon um 9am beginnen. Als wir jedoch in der Reiseagentur stehen, wir uns schnell klar, dass das Tourismus-Angebot hier nicht allzu groß ist. Kann uns kaum etwas überzeugen, also buchen wir zumindest mal einen Ausflug für den Nachmittag. Bis dahin wollen wir natürlich auch was anstellen. Also hören wir uns ein wenig um, bis uns jemand den Tipp gibt, zu den Baños de la Unión zu fahren. Zwar haben wir keinen Schimmer davon, was uns dort erwartet, doch die Perspektive auf eine erneute Abfrischung überzeugt uns. Wieder suchen wir uns ein Motokar und lassen uns an den versteckten Ort kutschieren. Landen an einem Bach mit kleinen Wasserfällen, wunderschön gelegen und vor allem keine Menschenseele in Sicht. Baden, den Geräuschen der Natur lauschend und die Sonne des Regenwaldes genießend... Was will man mehr? Mittags geht es zurück in die Stadt. Nach einem leckeren Eisbecher sind wir wieder so erschöpft von der Hitze, dass wir uns ein wenig zurückziehen, bevor unsere Tour beginnt. An so einem Ort versteht man auch, warum es in manchen Länder eine Siesta (lange Mittagspause) gibt.

Um 3pm stehen wir dann pünktlich vor der Reiseagentur und warten auf unseren Tourismusbus. Doch da hatten wir eine falsche Vorstellung. Wir sind positiv überrascht, als sich herausstellt, dass wir die einzigen Touristen sind, die diese Tour gebucht haben, und wir schließlich mit einem Privattaxi fahren dürfen. Fahren ein gutes Stück in das Randgebiet von Tarapoto, bis wir das Dorf Lamas (unser Endziel) erreichen. Unser Taxifahrer, Lucho, ist sehr gesprächig, was ihn zu einem äußert guten Reiseführer macht. In Lamas angekommen, halten wir zunächst auf dem Plaza de Armas des Teils des Dorfes, welcher von Mestizos (gemischte Rasse) bewohnt wird. Schon im Zentrum lässt sich erkennen, dass hier die spanischen Einflüsse eindeutig überwiegen. Fahren kurz darauf weiter in den nativen Teil. Hier fängt es an, richtig interessant zu werden. Stadt Häuser, wie man sie aus der Stadt kennt, finden wir dort fensterlose Lehmhäuser. Lucho erklärt uns, dass die Häuser absichtlich ohne Fenster gebaut wurden, da man damit verhindert, dass böse Seele in das Gebäude eindringen. Halten an einem dieser Häuser an, damit wir uns ein wenig mit den Menschen dort unterhalten können. Sitzen ein paar alte Herrschaften vor der Haustür. Eine Frau stellt Faden aus Baumwolle her, die anderen scheinen gerade keine großartigen Aufgaben zu haben. Lucho kennt sie nicht, doch versucht er mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Zunächst gehe ich davon aus, dass man hier nur Quechua (native Sprache) spricht, doch sprechen sie auch alle Spanisch. Es scheint ihnen sichtlich Spaß zu machen, ein wenig mit uns zu plaudern. Sind ganz einfache Leute, die wohl nicht viel wissen, von dem, was außerhalb ihres Dorfes geschieht. Deutschland jedenfalls scheint ihnen kein Begriff zu sein. Verabschieden uns ein paar Minuten später, um zum Plaza de Armas des indigenen Teils von Lamas zu fahren. Ist ein überraschend schöner Platz, der, wie nicht anders erwartet, mit einer Kirche versehen ist. Lucho meint: „Selbst hier konnten uns die Spanier nicht in Frieden lassen.“ Als nächstes besuchen wir ein altes Ehepaar, das uns einen Einblick in sein Häuschen gewährt. Ist alles äußert schlicht. Im Grunde genommen ein riesiges Zimmer, wo man lebt, kocht und schläft. Nachdem wir etwas über ihre Familie erfahren haben, verabschieden wir uns. Kaufen noch ein paar Souvenirs in dem Laden nebenan und weiter geht’s zum Museum von Lamas. Bekommen eine sehr interessante Führung, in der wir viel über die Bräuche und Lebensweise im Dorf lernen. Was uns am meisten fasziniert ist, dass bestimmte Bräuche noch immer sind, wie schon vor vielen vielen Jahren. Zwar lassen sich überall spanisch-christliche Einflüsse erkennen, doch überwiegen traditionelle Elemente. Z.B. heiraten die nativen Einwohner Lamas fast ausschließlich untereinander, um Rassenmischung zu vermeiden. So ein Dorf kennen zu lernen, damit hatten wir wirklich nicht gerechnet, da die meisten, die man zu sehen bekommt, durch die Einflüsse des Tourismus so künstlich erscheinen, dass man nicht weiß, was von der Ursprünglichkeit noch geblieben ist. Gegenüber des Museums entdecken wir ein Café, das frischen Kaffee aus der Region anbietet. Gönnen uns ein Tässchen und machen uns dann langsam auf den Rückweg. Lucho macht noch einen kleinen Abstecher in ein anderes Dorf (Morales) mit uns, wo wir gute Chicha (Getränk, das aus gelben Mais gewonnen wird) kaufen können. Meint, dort gebe es die beste weit und breit. Naja, ist wohl eher ein Geheimtipp, da sie von Privatleuten hergestellt wird und man erst einmal wissen muss, an welche Tür man zu klopfen hat. Als es bereits dunkel ist verabschieden wir uns von unserem tollen Reiseführer und schließen den Tag mit einem Coctail im StoneWasi ab.

Am darauf folgenden Morgen lagern wir unser Gepäck im Hostal ein, um uns nach dem Frühstück von einem Motokar zur Haltestelle von Sauce bringen zu lassen. Sauce ist ein kleines Dorf, dass sich direkt an der Laguna Azul (Blaue Lagune) befindet. Erwarten dort Busse oder mehrere Taxis vorzufinden, was sich schnell als Reinfall herausstellt. Als wir dort ankommen, müssen wir feststellen, dass wir die einzigen Touristen zu dieser Stunde sind. Und die Taxis, die fahren, verlangen entweder den doppelten Preis oder man muss warten, bis es voll ist. Entscheiden uns zunächst für den zweiten Weg. Doch als wir nach gut einer Stunde gerade einmal drei Passagiere sind, erklären wir uns dazu bereit, die Kosten für den vierten fehlenden Fahrgast zu übernehmen. Nach einer einstündigen Fahrt erreichen wir den Fluss Huallaga (Abzweiger des Amazonas). Dort können wir uns ein wenig die Füße vertreten, da wir auf die Fähre warten müssen, die uns über den Fluss bringen soll. Jetzt dürft ihr euch darunter aber keine moderne Fähre vorstellen. Vielmehr ist es eine Plattform, die mit Hilfe eines Seilzugs auf an das gegenüberliegende Ufer befördert wird. Da auf dieser schwimmenden Insel maximal zwei Autos Platz haben, kann es dauern, bis man selbst an die Reihe kommt. Wir haben jedoch Glück. Denn kaum habe ich meine frisch gekaufte Kokosnuss ausgeschlürft, dürfen wir an Bord. Weitere 45 Minuten Fahrt in Taxi und wir sind in Sauce. Auf Empfehlung unseres Reiseführers gehen wir direkt zur Lodge „Las Hamacas“, wo wir, wie es der Zufall so will, auch gleich auf ihn persönlich stoßen. Der Preis und ein Willkommenscoctail überzeugen uns schnell, so dass wir wenige Minuten später unseren eigenen kleinen Bungalow zugewiesen bekommen. Da gerade ein Motorboot ablegt, das mit einer Touristengruppe eine Fahrt über die Lagune macht, springen wir kurzentschlossen mit hinein. Pausieren an einer Stelle, die sich gut zum Schwimmen eignet, worum man uns auch nicht lange bitten muss. Zurück in der Anlage erwartet uns schon unser Mittagessen. Dann ist es wieder so weit: Zeit für eine Siesta. Nachdem sich unser Hausgast (eine nicht als gut- oder bösartige identifizierbare Spinne) verkrochen hat, werfen wir uns aufs Bett und genießen die kleine Verschnaufpause. Mit neuen Kräften gehen wir auf Entdeckungstour in Sauce. Da uns unser neuer Reiseführer, einer 14jährige Junge namens Ericson (ja, heißt wie die Handymarke), angeboten hat, uns abends ein Lagerfeuer zu errichten, wollen wir ein paar Bananen kaufen, die mir als Fleischersatz dienen sollen. Eine nette Frau schenkt uns, nachdem sie bei sich zu Hause gesucht hat, eine Handvoll Bananen, die ihren Zweck auf jeden Fall erfüllen werden. Abends baut Ericson dann wie versprochen einen großen Scheiterhaufen für uns. Nebenan stellt er einen kleinen Grill auf, worauf das Hühnchen und meine Bananen gebraten werden. Sogar an einen Tisch mit zwei Stühlen hat er gedacht. Also alles perfekt für ein romantisches Candle-Light-Dinner. Verbringen ein paar gemütliche Stunden am Ufer der Blauen Lagune.

An unserem vorletzten Tag im Dschungel erwartet uns noch ein Abenteuer, das Moni sich gewünscht hat. Ein Ausflug auf dem Pferderücken. Also organisiert Ericson uns zwei Pferde aus der Nachbarschaft und führt uns von 9am bis 12:30pm in der Gegend herum. Ihr fragt euch vielleicht, warum Ericson sich so viel Mühe um uns gibt. Der Grund der für ist ganz einfach der, dass wir die einzigen Urlauber in der Ferienanlage sind. Besuchen mit ihm die Hacienda (Landgut) des Besitzers unsere Lodge, wo wir exotische Früchte probieren dürfen und die Natur erkundschaften. Von da aus reiten wir zu einem Rastplatz, wo es an diesem Tag nichts auf der Speisekarte gibt. Also erntet der Besitzer drei Kokosnüsse für uns, die uns wenige Augenblicke später mit Strohhalmen serviert werden. Da mein zarter Hintern *:)* nicht mehr an Pferderücken gewohnt ist, überlasse ich Ericson die Zügel, um den Rückweg zu Fuß anzutreten. So habe ich Gelegenheit in aller Ruhe Fotos zu machen. Moni hält tapfer bis zum Schluss durch und kann gar nicht genug kriegen. Zurück an der Lodge, bleibt uns keine Zeit mehr fürs Mittagessen, da gerade ein Taxi dabei ist die Rückfahrt anzutreten und wir nicht noch einmal eine Stunde auf eine Mitfahrgelegenheit warten wollen. Also bringt uns das Taxi noch schnell zu einem Laden, wo wir wenigstens trockenes Brot kaufen können und so fahren wir wieder Richtung Tarapoto. Dieses Mal müssen wir allerdings lange auf die Faire warten, da scheinbar gerade Rush Hour aus. Es fängt zu regnen an, doch das stört uns wenig, denn schließlich darf der Regen im Dschungel nicht fehlen. Problemlos erreichen wir unseren Ausgangspunkt und freuen uns auf unsere Unterkunft, eine schöne Dusche und ein wenig Schlaf. Abends lassen wir es uns dann so richtig gut gehen, in einer tollen Pizzeria (Café d´Mundo). Ist ein wunderschönes Ambiente dort und das Essen schmeckt einfach köstlich.

Und dann ist es so weit: Rückreisetag. Das einzige was wir am Vormittag anstellen ist bummeln gehen auf dem Künstlermarkt. Kaufen das eine oder andere Souvenir ein und fahren zu einer Forschungsanlage eines Franzosen, der sich auf Naturmedizin spezialisiert hat. Informieren uns ein wenig über die Produkte, bevor es endgültig zum Flughafen geht. Mittags sitzen wir planmäßig im Flieger und bahnen uns durch die dicke Nebeldecke, welche Lima der Sonne beraubt.

Drei wunderschöne Wochen mit Moni in Peru gehen vorüber, worauf wir abends beim Argentiner mit einem Glas Wein anstoßen. Am Freitag ist es dann soweit: Zeit zum Abschied nehmen. Moni ist schon ganz hippelig, da sie es kaum erwarten kann wieder bei Stephan zu sein. Mit einem so strahlenden Gesicht vor Augen und der Aussicht auf ein baldiges Wiedersehen kann jedenfalls keine Traurigkeit aufkommen. Doch später müssen Gustavo und ich feststellen, dass uns das kleine quietschende Entchen und vor allem die nette Gesellschaft sehr fehlt.