Mittwoch, 30. Juli 2008

Reise nach Huaraz: 26.07.-29.07.2008

30.07.2008
Seit gestern sind wir wieder in Lima. Nebel wohin man auch sieht. Aber dafür hatten wir ein paar sonnige Tage in den Anden.

Am Samstag Vormittag ging´s los. Gas am Herd abgedreht, Tickets überprüft und auf zum Taxi. Haben Glück und finden schnell eines, das uns trotz unserer touristischen Erscheinung nicht ausnehmen will. Nach einer halbstündigen Fahrt kommen wir endlich bei dem Busunternehmen an, das uns nach Huaraz befördern soll. Jetzt heißt´s bloß noch warten bis der Bus kommt. Und er kommt nicht, und kommt nicht... Nach dem wir ein paar Frustkekse verdrückt haben ist es dann endlich so weit. Nachdem die Jungs, die fürs Gepäck einladen zuständig sind, nach einer kleinen Ewigkeit endlich die Tasche einer Frau aus dem Bus angeln, welche aus Versehen im falschen Gefährt gelandet ist, wird schließlich der Motor angelassen. Uff, die erste Hürde wäre überstanden. Nun stehen uns acht Stunden Fahrt bevor. Eine Flasche Coca-Tee und Sorroche-Tabletten (gegen die Höhenkrankheit) sollen die gröbsten Beschwerden vermeiden, die auftreten, wenn man auf über 3000m ansteigt. Brav schlürf ich also meinen Tee, entgegen der Warnung von Gustavo, besser nichts zu trinken, da auf das Kloo im Bus letztlich kein Verlass sei. Aber allein die Vorstellung, dass mein Körper langsam austrocknet, reicht um mich dem gut gemeinten Ratschlag zu widersetzen. Und was passiert, wie könnte es auch anders sein, das Klo gibt schon bald den Geist auf und ich muss durchhalten. Nach ein paar Stunden dann die erste Pause. Zu viele Touristen wollen auf einmal was zu Essen in dem kleinen Restaurant, sodass wir uns mit Keksen zufrieden geben. Keks ist übrigens schon immer meine Basisversorgung auf Reisen gewesen. Kurz nach Sonnenuntergang kommen wir erschöpft in Huaraz an. Juhu!

In einem Restaurant, im Zentrum der Stadt, treffen wir auf Nik, Andrés und noch einen Haufen Jungs, die die freien Tage bei Nik´s Familie Unterschlupf finden werden. Und da solls auch gleich hingehen. Werden von seiner Mama freudestrahlend empfangen und bekommen gleich ein Zimmer zugewiesen. Eine Dusche weckt dann wieder unsere Lebensgeister und da ich bisher noch nicht Tanzen war, bestehe ich drauf am Abend mit den Jungs wegzugehen. Landen in der selben Disco, in der wir schon vor gut einem Jahr waren. Erst noch etwas steif, machen wir schon bald die Tanzfläche unsicher. Naja, das Bier trägt natürlich auch seinen Teil dazu bei. Verbringen eine schöne Nacht in dem Lokal und lassen uns gegen ca. 2am von Nik nach Hause bringen. Toller Abend, böse Folgen. Leider lerne ich manche Dinge nie, z.B. auf den Rat anderer zu hören. Den ersten Abend auf dieser Höhe sollte man ruhen, keinen Alkohol trinken... Ich habs natürlich genau andersrum gemacht. Bis zum Morgengrauen wandere ich also wie ein Geist zum Klo und wieder zurück. So schlecht habe ich mich ehrlich gesagt schon lange nicht mehr gefühlt.

Die für den nächsten Morgen geplante Tour nach Chavín - alte Kultur in Peru - muss leider ausfallen. Gustavo´s Versuche mich für die Reise zu animieren scheitern kläglich. Nach einem ausgiebigen Frühstück und einer kleinen Erkundungstour mit Nik und Andrés geht´s langsam wieder aufwärts. Zunächst gilt es Bier - das Wort kann ich grad gar nicht mehr hören - und einen Kellner für die bevorstehende Party zu organisieren. Nik und Nelson wollen ihren Abschied bei sich zu Hause feiern. Beide verlassen das Land in den nächsten Monaten. Und da Jungs nun mal nicht so gerne abspülen, wird sogar an einen Kellner gedacht. Natürlich, wie könnte es auch anders sein, beginnt alles chaotisch. Gustavo und ich laufen den beiden Jungs nur nach, ohne zu wissen, was und wie sie das alles organisieren. Irgendwann heißt es dann, es sei alles abgeklärt. Also können wir uns jetzt zurücklehnen. Fahren zu einem Aussichtspunkt, von wo aus man ganz Huaraz sehen kann. Ein wunderschöner Fleck Erde. Zu lange haben wir nicht Zeit, da unser Taxi wartet, aber für ein paar Fotos reicht´s. Wieder bei Nik zu Hause beobachten wir, wie eine Mega-Musikanlage eingerichtet wird, mit Disco-Licht und was man eben so alles braucht, um für gute Stimmung zu sorgen. Bald steht der Kellner auf der Matte und fängt an Coctails zu mixen. Noch ein Weilchen ausruhen und es geht los. Langsam füllt sich der Raum und Stück für Stück animieren wir die faule Truppe das Tanzbein zu schwingen. Bald nach Mitternacht machen wir uns wieder aus dem Staub, denn am Montag ist die letzte Gelegenheit, um nach Chavín zu fahren. Schlafen kann ich wieder so gut wie gar nicht. Der Partyraum ist genau gegenüber von unserem Zimmer. Einmal wache ich also auf, weil ich meine es gibt ein Erdbeben, da der Bass die Fenster wackeln lässt. Ein anderes Mal hören ich eine Lied, dass mich ganz hibbelig macht, weil ich am liebsten wieder auf die Tanzfläche hüpfen würde. Endlich ein bisschen Schlaf gefunden, wird die Gitarre ausgepackt. Es ist schon früh am Morgen und die Truppe (die Hälfte ist noch am feiern, wie mir Piero, unser Zimmerkamerad mitteilt) beschließt nun selbst Hand anzulegen. Also werden die ganzen spanisch- sprachigen Klassiker ´rauf und ´runter gesungen.

Um 7am klingelt dann unser Wecker. Während die Meute noch bis 8:30am fröhlich weiter trällert schleichen wir uns davon.
In dem Glauben, wir bräuchten nur ein paar Meter gehen und schon hätten wir Tickets für den Bus nach Chavín, versuchen wir unser Glück. Falsch gedacht. Die teuersten Tickets müssen wir schließlich nehmen und mit verhandeln ist da auch nix mehr. Na, wenn´s schon so viel kostet, wird sich´s hoffentlich auch rentieren. Wieder falsch gedacht. Das man von dem Bus nicht allzu viel erwarten kann, ist schon klar. Und dass statt dem Fernseher, lediglich noch die Halterung da ist, ist auch normal. Doch als wir nach einiger Zeit an einen Kontrollposten gelangen und wir dort erst einmal feststecken, das gefällt mir nicht mehr so sehr. Die Passagiere werden unruhig. Stürmen nach und nach zum Fahrer, um auf eine schnelle Weiterfahrt zu drängen. Auf einmal sieht´s so aus, als hätte der Fahrer keinen Führerschein. Die ersten verlassen den Bus, auf nimmer Wiedersehen. Der Bus leert sich, doch wir bleiben hartnäckig. Wollen doch nach Chavín. Als Gustavo nachfragt heißt es, der Fahrer hätte schon einen Führerschein, doch ein anderes Papier fehle. Also muss er eine Strafe zahlen, was allein schon mindestens eine halbe Stunde in Anspruch nimmt - logisch, ohne den Motor abzuschalten -. Die verärgerten Peruaner, die das Weite gesucht haben, warten nun am Wegesrand, in der Hoffnung eine Mitfahrgelegenheit zu finden. Und wir fahren weiter :). Zwar wird die Tour beträchtlich abgekürzt, sprich, wir sehen einiges, das auf dem Plan stand, nicht. Doch landen wir schlussendlich in Chavín. Dort werden wir einfach so losgelassen, keiner sagt uns, wo´s lang geht, noch ob wir in einer Gruppe losziehen. Egal, wir werden unseren Weg schon finden. Meine Taktik - Gustavo verkauft mich an der Kasse als peruanische Studentin - geht auf, weshalb wir nur den halben Eintritt zahlen. Schnell stellt sich raus, dass wir doch in einer Gruppe unterwegs sind. Ein paar Objekte der Chavín-Kultur, Ruinen, Lamas, und dann eine riesen Schlange, die ins Labyrinth und zur Hauptgottheit der Chavín, dem Lanzón, führt. Also stellen wir uns brav hinten an. Lange halte ich das aber nicht aus. Geh also mit meiner Kamera auf Entdeckungstour. Doch als ich zurückkomme, hat sich die Schlange immer noch kaum vom Fleck bewegt. Auch Gustavo hat mittlerweile genug vom Warten. Wir beschließen unsere Gruppe für uns warten zu lassen und sehen uns ein paar andere interessante Sachen an. Tauchen dann wieder auf, als unsere Leute bereits am Eingang stehen. Werden schnell entdeckt, als wir uns erneut ganz hinten postieren, und nach vorne gerufen. Und schon stecken wir mit der Masse in dem unterirdischen Gang. Platzangst hab ich zwar gewöhnlich nicht, aber bei so vielen Leute bleibt wirklich nicht viel Luft zum atmen. Ich will da raus!!! Einer nach dem andern bekommt den Lanzón zu Gesicht, für 2-3 Sekunden wohl bemerkt. Kaum steht man vor dem Steinobjekt, prüllt die Horde hinter einem schon: "Nicht posieren, schneller...!" Meine Nerven. Endlich wieder draußen. Noch schnell ins Labyrinth - verlaufen tun wir uns zum Glück nicht - und Richtung Ausgang. Es dämmert schon, wir sitzen brav im Bus und warten, bis wir endlich abfahren. Aber heute scheint ein Tag zu sein, der viel Geduld erfordert. Ein Pärchen ist verschwunden. Im Labyrinth verlaufen??? Irgendwann wird es dem Fahrer dann doch zu blöd und wir fahren los. Bei der Rückfahrt zweifle ich dann ernsthaft dran, ob er einen Führerschein hat, oder nicht. Ich möcht nicht wissen, mit wieviel kmh er über die, mit Schlaglöchern übersääte Piste, brettert. Um ca. 9:30pm kommen wir endlich wieder in Huaraz an. Ich hab Halsweh, bin fix und foxi und wünsch mir nichts mehr als ein Bett. Mehr bring ich dann auch wirklich nicht mehr zu Stande. Diese Nacht schlafe ich wie ein Stein. Tut das gut.

Am Dienstag morgen packen wir noch unsere restlichen sieben Sachen zusammen und verabschieden uns von Nik´s Familie. Ein leckeres Frühstück und - mal was anderes - wir sitzen im Bus Richtung Lima. Erst noch mit Grauen erwartet, da uns erneut acht Stunden bevorstehen, entschädigt mich der tolle Ausblick schnell. Haben Luxusplätze, oben erste Reihe mit Panoramablick. Wow, eine gigantische Landschaft. Zunächst noch felsig, wird es immer grüner, immer belebter, bis wir schließlich - umgeben von Felsen - im grünen Tal eine Pause einlegen. Dieses Mal haben wir Zeit uns etwas zu Essen zu bestellen. Problem: Vegetarische Gerichte gibt es nicht. Dass ich letztlich einen Teller mit Kartoffeln, Reis und etwas Salat aufgetischt bekomme, ist nichts neues. Haut mich nicht vom Hocker, aber erfüllt seinen Zweck. Endspurt. Die Natur zeigt sich weiterhin von ihrer schönsten Seite. Felsen, Maisfelder, verwegene Lehmhütten.... bis sich alles plötzlich in Sand verwandelt. Ein Zeichen, dass Lima nahe ist. Rechts Blick auf die Weiten des Meeres, links Dünen, soweit das Auge reicht. Um ca. 7pm sind wir am Ziel. Schnell ein Taxi geschnappt und ab nach Hause.
Da im Kühlschrank gähnende Leere herrscht, werden nur die Taschen abgeladen, damit wir auf dem Markt noch etwas ergattern können. Wie lange schon freue ich mich auf Arroz con Mazamorra (Milchreis mit einem Art Gelee aus rotem Mais). Und wie schnell kann einem die Lust darauf auch wieder vergehen. Kurz gesagt, war nicht gut. Aber zum Glück hab ich meine Immodium-Akut Tabletten dabei.

Heute, Mittwoch, bin ich ziemlich erschlagen. Mein Hals tut weh, mein Kopf wollte morgens auch nicht so recht und meinen Gesamtzustand würde ich mit "kaputt" beschreiben. Nach langem Zweifeln, hab ich mich in der Arbeit krank gemeldet. Macht man hier normal nicht, solange man nicht mit Fieber im Bett liebt (ups, hoffe, das habt ihr schön überlesen, nicht wie Sandra, die mich unsanft auf meinen Schreibfehler hingewiesen hat, "liegt" soll es natürlich heißen). Ich schon. Man soll schließlich auf die Zeichen seines Körpers hören.

Morgen geht´s aber wieder los.

Ist so grau und diesig draußen und das drück leider auch etwas auf die Stimmung. Unser kleiner Urlaub ist viel zu schnell vorbei gegangen. Aber wie man so schön sagt, gibt es kein Vergnügen ohne Arbeit.

Ihr fehlt mir!!!

Freitag, 25. Juli 2008

4,5 Monate später - Wieder in Peru :)

Hallo ihr Lieben,

und schon ist es wieder soweit.

14.07.2008
Um 2:30am klingelt der Wecker, schnell werden noch die Flugdaten im Internet überprüft, ein kurzer Anruf bei Gustavo und schon spukt die Moni noch etwas verschlafen durch die Wohnung. Kleines Frühstück und wir sitzen wir im Auto Richtung Flughafen. Nochmal fest drücken, dann gehts mit Stupsi - Glückbringer, den mir Moni grad noch überreicht hat - durch das Gate.
Mittlerweile bin ich am Flughafen in Lissabon und warte auf meinen Anschlussflug nach Caracas (Venezuela). Leider bin ich viel zu schnell durchs Gate, sodass ich - anstatt gemütlich über den Flughafen zu bummeln - nun in einem kahlen Raum sitze, zwischen zahlreichen erschöpften Reisenden und auf die Boarding Time warte. Was würde man da nur ohne Laptop tun. Meine Reiselektüre ist bis auf die letzten 100 Seiten auch schon ausgelesen. Und der Hunger macht sich langsam bemerkbar. Zu allem Überflüss genießt die Frau neben mir grad einen Megapfirsich und die Breze in meiner Tasche darf ich nicht anrühren, da sie für Gustavo bestimmt ist. Hunger!!!
Noch eine gute halbe Stunde, dann darf ich endlich ins Flugzeug. Bin schon mal gespannt, welche Maschine mich da erwartet. Soviel für den Moment. Mehr dann aus Lateinamerika :).

15:30h (21.30h in Deutschland)
Endlich bin ich in Caracas gelandet. Zum Glück hatte ich bisher gute Unterhaltung, sodass die Zeit einigermaßen verging. In Lissabon habe ich eine peruanische Familie kennen gelernt, die in Zürich lebt. Ist das süß, Peruaner schweizerisch sprechen zu hören.
Im Flugzeug hatte ich auch einen netten Sitzpartner. Reist geschäftlich nach Venezuela. War sehr redebedürftig. Sogar Fotos von seinen Reisen hat er mir gezeigt. Mein Buch hab ich mittlerweile fertig gelesen und an Schlaf sollte auch nicht mangeln. Moni´s "Ohne dich ist alles doof"-Kissen hat mich gleich ins Land der Träume befördert. Nur der Getränkeservice ließ zu wünschen übrig, bin fast verdurstet. Und dann komme ich hier an und finde erstmal weder einen Geld- noch einen Getränkeautomaten. Gnädigerweise lassen mich die Kontrolleure am Flughafen in den Transitbereich und zwar ohne Boarding Card, denn die gibt es erst ab 16:30h. Also versuche ich Wasser zu ergattern. Darf gleich mal wieder mein Verhandlungsgeschick auf die Probe stellen um mit meinen Euros eine Flasche zu bekommen. Ganz so billig komm ich nicht davon, aber Hauptsache was zu trinken.

16:30h
Ich mache mich auf die Suche nach einem Schalter, wo ich meinen Boarding Pass erhalte. Also flitze ich die Treppen hoch, um durch die Kontrolle wieder an den Schalterbereich zu gelangen. Der Kontrolleur meint schließlich, ich müsse zwei Stockwerke tiefer, zum Schalter der LAN-Peru. Glaub ich ihm nicht so ganz, aber was bleibt mir anderes übrig. Also schultere ich mein Gepäck wieder auf und setz mich in Bewegung. Unten treffe ich dann zum wiederholten Male die peruanische Familie, bei denen scheinbar grad Chaos wegen deren Abflug herrscht. Außerdem erfahre ich, dass ich meinen Boarding Pass zwei Stockwerke höher erhalte, sobald ich wieder durch die Kontrolle bin. Schlechter Scherz *:(*. Also wieder ´rauf. Verklickere das gleich mal dem Kontrolleur und dann lässt er mich ziehen. Endlich am richtigen Schalter. Kaum komme ich an, höre ich schon meinen Namen. War scheinbar die einzige, die aus meiner Maschine noch gefehlt hat. Doch noch geschafft. Wenigstens ist so ein wenig Zeit verstrichen. Weiß schön langsam nicht mehr, was ich anstellen soll. Buchstaben machen mich schon ganz schwindelig und sonst ist hier tote Hose. Bummeln macht auch keinen Spaß mit dem ganzen Gepäck. Hunger hab ich auch schon wieder. Ich glaub das ist die Höhenluft, die die ganze Zeit meinen Magen knurren lässt, von der Bewegung kanns kaum kommen *:)*.
Schön langsam kenne ich die Abläufe der Gepäckverladung schon auswendig, ist das einzige, das ich durch das Fenster die ganze Zeit beobachte. Wie gerne würde ich ein wenig frische Luft schnappen. Bin die künstliche Luft satt. Ein paar Stunden noch, dann sitz ich im nächsten Flieger. Will nach Limaaa!

17.07.2008
Mittlerweile bin ich schon den 3 Tag in Peru und seit gestern arbeite ich bei Amnesty International.
Am Montag bin ich überpünktlich in Lima gelandet, musste dann erst einmal eine halbe Ewigkeit in der Schlange der Zollkontrolle warten und durfte schließlich endlich zur Gepäckausgabe. Überglücklich sehe ich sofort meinen Koffer auf dem Laufband. Das meine ich zumindest *:)*. Selber Koffer, identisches Schloss. Doch als kurz darauf nochmal derselbe Koffer angerollt kommt, bemerke ich schnell meinen Irrtum. Da kommen schon mal beide Koffer mit mir an und dann will ich nach dem falschen greifen. Nun gut, endlich geschafft. Kämpf mich also mit meinem ganzen Gepäck durch die Menge, wimmle Taxifahrer ab und hoffe Gustavo zu erspechten. Nicht lange und schon stehen wir uns gegenüber *:)*. Im ersten Augenblick noch etwas komisch, kommt es mir gleich darauf so vor, als wäre ich nie weg gewesen. Also auf ins Taxi und ab in unser gemeinsames Zuhause für die nächsten drei Monate. Selbe Wohnung wie beim letzten Mal, der selbe Portero (Hausmeister), dieselben Nachbarn... und doch ist dieses Mal alles anders.
Den ersten Tag lassen wir ruhig angehen. Gustavo hat sich frei genommen, weshalb wir die Gelegenheit nutzen ein paar Erledigungen für den Haushalt zu machen. Bin so schnell wieder mittendrin, dass ich den Wechsel gar richtig wahrnehme. Zwar bin ich doch recht erledigt am ersten Tag, aber das ist auch der einzige Unterschied. Der Dienstag vergeht wie im Flug und ich wünschte ich hätte noch einen weiteren Tag frei, um erst einmal alles auf mich wirken zu lassen.
Aber die Ruhe ist mir nicht gegönnt. Um 10am stehe ich am Mittwoch vor dem Büro von Amnesty International (AI), wo ich gleich von Ruth - meine Vorgesetzte - begrüßt werde. Entgegen der Erwartung, dass ich am ersten Tag lediglich in meine künftigen Aufgaben eingewiesen werde und dann auch wieder nach Hause darf, bin ich bis 8pm voll eingespannt. Bekomme meinen eigenen Schreibtisch zugewiesen - mit PC und Internet - und werde mit einem Stapel Lesematerial versorgt. Also auf ins Vergnügen. Zunächst heißt es natürlich sich in die Organisation an sich einzulesen. Was ist, was macht und wie arbeitet Amnesty International? Nachdem ich mir darüber einen kleinen Überblick verschafft hab, gehts ins Eingemachte, mein Projekt. Mein Praktikum werde ich in einer Kampagne ableisten, die sich mit dem Thema Terrorismus in Peru beschäftigt. V.a. handelt es ich hierbei darum, dass Verantwortliche von Gräueltaten - wie Vergewaltigungen, Folter, Mord - zur Rechenschaft gezogen werden. Da unter dem letzten peruanischen Präsidenten Fujimori zwei Gesetze erlassen wurden, die alle Verbrecher freisprechen und somit nicht weiter behelligen werden, sind es nun Verteidiger von Menschenrechten wie AI, die für eine gerechte Verurteilung sorgen wollen. Eine weitere Aufgabe von AI besteht darin Aufklärungskampagnen zu starten. Gerade die Menschen, die in der Provinz leben, haben oft keine genaue Vorstellung von dem, was geschehen ist.
Hört sich spannend an, doch wird es auch viel Arbeit sein. Normalerweise arbeite ich von 9-17Uhr, doch am Dienstag fange ich etwas später an, da abends immer eine Projektbesprechung ansteht. Am Freitag darf ich schon mittags gehen. Das Wochenende in zwei Wochen ist auch schon verplant. Da findet ein Event statt, zudem Delegierte, Forscher, Professoren... eingeladen werden. Den ganzen Tag wird dort das Thema Straffreiheit behandelt. Eine meiner Hauptaufgaben wird sein, dieses Wochenende zu organisieren, Einladungen zu versenden.... Mit mir arbeiten die Direktorin Silvia, der Koordinator Marco und Ruth. Wie ich das ganze einschätze, werde ich bei dem Ganzen nicht nur eine Assistenzrolle spielen, was einerseits natürlich toll ist, weil mir viel Verantwortung übertragen wird, doch andererseits habe ich schon etwas Bedenken, ob ich mir das alles zutraue. Bin aber optimistisch. Meine Kollegen sind alle supernett, das Arbeitsklima ist sehr gut und ich denke, ich werde wahnsinnig viel lernen. Ist gerade nur ein bisschen zu viel für den dritten Tag.
Themawechsel. Das Wetter hier ist immer noch sehr schön. Die Sonne scheint unter Tags und erst Abends wirds kalt. Hatte nicht erwartet, dass ich noch den Spätsommer in Lima genießen darf.
So, jetzt nutze ich noch die Zeit, solange ich alleine zu Hause bin, um ein wenig durch die Wohnung zu hopsen. Bewegung geht mir als einziges ab. Naja, ihr fehlt mir natürlich auch, keine Frage *:(*.

20.07.2008
Wow, schon ist die erste Woche vorüber. Das Wochenende ist wie im Flug vergangen. Gestern sind wir nach Miraflores gefahren, um ein Konzert zu sehen, das für den Frieden und die Freiheit in Kolumbien organisiert wurde. Und der erste Pisco Sour (Nationalgetränk) war natürlich auch schon lange fällig. Schwierig war nur wieder nach Hause zu kommen. Für die Veranstaltung haben sie einige der Hauptstraßen in Lima gesperrt und das so chaotisch wie immer, dass keiner mehr wusste welche Micros (Kleinbusse) noch sie selben Routen fahren und welche sich kurzerhand neue gesucht haben. Haben uns dann bald entschlossen ein Taxi zu nehmen, was immer noch die einfachste Lösung zu sein schien. Den heutigen Tag haben wir ruhig angehen lassen. Gustavo ist am Vormittag Fussball spielen gegangen und ich hab mal den Haushalt auf Vordermann gebracht. Ja und ihr werdet es kaum glauben, ich hab gekocht *:)*. Wer mich kennt weiß, dass ich um die Küche immer einen großen Bogen mache, es sei denn es gibt etwas, das schnell zum zubereiten ist. Heute gabs Reiberdatschi mit selbst gemachtem Apfelmus. Dazu einen leckeren Salat a la Gustavo. Ist mir gelungen, muss ich zugeben. Die Datschi haben zwar eher grau als braun ausgesehen, aber das muss wohl an den Kartoffeln hier liegen.
Mittlerweile haben wir Internet zu Hause und seit heute bin ich wieder unter meiner alten Handynummer erreichbar. Hier meine Adresse und Telefonnummer:

Av. Parque Gonzales Prada 744 - 502
Magdalena del Mar
Lima
Perú
Handy: 0511 991769258
Festnetz (wird aber bald gecuttet): 0511 462314

Bin aber weiterhin auch über meine normale Handynummer erreichbar. Führen also viele Wege zu Tina *:)*.

Soweit so gut. Von großen Reisen hab ich bisher nicht zu bereichten. Aber schließlich will ich dieses Mal die andere Seite von Peru kennen lernen. Arbeit, Alltag, Leben in Lima.
Fortsetzung folgt...................

25.07.2008
Schon wieder ist eine Woche vorüber und ich hab meinen Blog noch immer nicht ins Internet gestellt. Der Grund dafür ist, dass wir gerade mal einen Tag Internet hatten und dann wieder eine Woche Funkstille herrschte. Und der PC in der Arbeit mag meinen USB-Stick leider nicht.
Die Zeit vergeht wie im Flug. Liegt wohl auch daran, dass ich jetzt wieder einen gewissen Arbeitsrythmus hab. Gestern hat Ruth, meine Vorgesetzte, eine kleine Party bei sich zu Hause veranstaltet. Da es sich für mich nicht lohnte nach Hause zu fahren nach der Arbeit, um kurz darauf wieder nach Miraflores (Ruth wohnt in der Nähe von der Arbeit) aufzubrechen, bin ich gleich dort geblieben und hab bei den Vorbereitungen geholfen. Gab Tacos mit Pisco Sour. Lecker! Um 19Uhr sind dann die ersten eingetrudelt. Ist doch etwas später geworden, weshalb ich heute totmüde bin. War mir richtig peinlich, als Silvia (die Direktorin von AI in Peru) mir und Jenna am Morgen ausführlich von ihrer Arbeit erzählte, und mir beinahe die Augen zugefallen sind. Ich hoffe mal, man hats nicht gemerkt *;)*. Seit Montag sind wir 4 Praktikantinnen im Büro: Paulina (Polen), Roxana (Frankreich), Jenna (Texas) und ich. Also eine bunte Mischung. Macht nach wie vor unheimlich viel Spaß die Arbeit.

Aber trotzdem freue ich mich jetzt auf eine verlängertes Wochenende. Montag ist Nationalfeiertag und am Dienstag ist auch frei, sodass ganz Lima aus der Großstadt flüchtet. Wir auch *:)*.

Nik und Nelson - unsere Nachbarn - haben uns nach Huaraz, in die Anden eingeladen. Nelson geht im August für 5 Jahre in die USA, um dort seinen Doktor zu machen und Nik zieht nach Deutschland zu seiner Freundin. Wird also eine kleine Abschiedsfeier. Da beide ursprünglich aus Huaraz kommen, steht das Haus ihrer Eltern für uns zur Verfügung. Morgen früh gehts los. Bin dieses Mal gar nicht ausgerüstet für die Berge, aber das was ich dabei hab wir hoffentlich reichen. Muss jetzt noch packen, außerdem hab ich einen Bärenhunger. Somit verabschiede ich mich für die kommenden Tage.

Wünsche euch allen ein schönes Wochenende! Meld mich, sobald ich zurück bin.