Sonntag, 4. Oktober 2009

Woche 3 : Tarapoto


Langsam nähern wir uns dem Ende von Monis Peruaufenthalt. Doch noch steht uns eine Woche Hochlanddschungel bevor.

Neben umpacken und aufräumen nehmen wir uns für den Samstag nicht viel vor. Abends treffen wir uns mit Soraia in San Borja, um in einer urgemütlichen Pizzeria essen zu gehen. Ein paar lustige Stunden erwarten uns, denn jeder versucht die Kommunikation mit seinem besten Englisch aufrecht zu erhalten.

Wieder einmal dürfen wir nicht so spät schlafen gehen, da es wieder zeitig losgehen wird am darauf folgenden Tag.

Am Sonntag um 8am sitzen wir bereits im Taxi auf dem Weg zum Flughafen. Dieses Mal erreichen wir unser Terminal ohne Stress. Schlendern ein wenig über das Gelände und befinden uns wenige Zeit später im Flieger wieder. Um ca. 11am landen wir in Tarapoto. Sekunden später steht uns der Schweiß auf der Stirn, da wir uns nun wieder in einer ganz anderen Klimazone befinden. Schnappen uns das nächstbeste Mototaxi und lassen und zum Plaza de Armas bringen. Von dort aus beginnt die Hotelsuche. Schnell wir mir bewusst, dass diese Reise eine wesentlich größere Herausforderung wird, da ich die Stadt nicht kenne und wir gemeinsam anfangen müssen uns zu orientieren. Das 4. oder 5. Hotel, das wir besichtigen, nehmen wir schließlich. Die Eigentümer erscheinen uns vertrauenswürdig und die Zimmer sind schön. Der erste Schritt wäre geschafft. Bin ein bisschen nervös, weil ich nur eine ganz grobe Vorstellung von dem hab, was wir die Tage anstellen könnten. Zudem schließen sämtliche Reiseagenturen am Sonntag um 1pm, weshalb wir kaum noch Gelegenheit haben, etwas in Erfahrung zu bringen. Hilft jetzt alles nix, ruhig bleiben und Mittag essen. Die Hitze und das Essen schafft uns so, dass wir beschließen erst einmal eine Siesta einzulegen. Schlafen also bis 3pm und fahren dann mit dem Motokar zur Catarata von Ahuashiyacu, einem schönen Wasserfall, der Gelegenheit für eine Energie spendende Abkühlung bietet. Das lassen wir uns auch nicht nehmen. Schnell in den Bikini gesprungen und schon plantschen wir in dem kühlen Nass. Das tut vielleicht gut! Unser Taxifahrer meint dann, er müsse uns unbedingt noch den See Venezia zeigen, der zugleich als eine Art Freibad-Freizeitanlage dient. Schlendern dort ein wenig herum und treten bei Sonnenuntergang den Rückweg an. Nach dem essen ziehen wir uns zurück, um Kräfte für den nächsten Tag zu tanken.

Der Montag beginnt etwas stressiger. Frühstücken auf die Schnelle, um nicht den Anschluss an eventuelle Touren zu verpassen, die meist schon um 9am beginnen. Als wir jedoch in der Reiseagentur stehen, wir uns schnell klar, dass das Tourismus-Angebot hier nicht allzu groß ist. Kann uns kaum etwas überzeugen, also buchen wir zumindest mal einen Ausflug für den Nachmittag. Bis dahin wollen wir natürlich auch was anstellen. Also hören wir uns ein wenig um, bis uns jemand den Tipp gibt, zu den Baños de la Unión zu fahren. Zwar haben wir keinen Schimmer davon, was uns dort erwartet, doch die Perspektive auf eine erneute Abfrischung überzeugt uns. Wieder suchen wir uns ein Motokar und lassen uns an den versteckten Ort kutschieren. Landen an einem Bach mit kleinen Wasserfällen, wunderschön gelegen und vor allem keine Menschenseele in Sicht. Baden, den Geräuschen der Natur lauschend und die Sonne des Regenwaldes genießend... Was will man mehr? Mittags geht es zurück in die Stadt. Nach einem leckeren Eisbecher sind wir wieder so erschöpft von der Hitze, dass wir uns ein wenig zurückziehen, bevor unsere Tour beginnt. An so einem Ort versteht man auch, warum es in manchen Länder eine Siesta (lange Mittagspause) gibt.

Um 3pm stehen wir dann pünktlich vor der Reiseagentur und warten auf unseren Tourismusbus. Doch da hatten wir eine falsche Vorstellung. Wir sind positiv überrascht, als sich herausstellt, dass wir die einzigen Touristen sind, die diese Tour gebucht haben, und wir schließlich mit einem Privattaxi fahren dürfen. Fahren ein gutes Stück in das Randgebiet von Tarapoto, bis wir das Dorf Lamas (unser Endziel) erreichen. Unser Taxifahrer, Lucho, ist sehr gesprächig, was ihn zu einem äußert guten Reiseführer macht. In Lamas angekommen, halten wir zunächst auf dem Plaza de Armas des Teils des Dorfes, welcher von Mestizos (gemischte Rasse) bewohnt wird. Schon im Zentrum lässt sich erkennen, dass hier die spanischen Einflüsse eindeutig überwiegen. Fahren kurz darauf weiter in den nativen Teil. Hier fängt es an, richtig interessant zu werden. Stadt Häuser, wie man sie aus der Stadt kennt, finden wir dort fensterlose Lehmhäuser. Lucho erklärt uns, dass die Häuser absichtlich ohne Fenster gebaut wurden, da man damit verhindert, dass böse Seele in das Gebäude eindringen. Halten an einem dieser Häuser an, damit wir uns ein wenig mit den Menschen dort unterhalten können. Sitzen ein paar alte Herrschaften vor der Haustür. Eine Frau stellt Faden aus Baumwolle her, die anderen scheinen gerade keine großartigen Aufgaben zu haben. Lucho kennt sie nicht, doch versucht er mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Zunächst gehe ich davon aus, dass man hier nur Quechua (native Sprache) spricht, doch sprechen sie auch alle Spanisch. Es scheint ihnen sichtlich Spaß zu machen, ein wenig mit uns zu plaudern. Sind ganz einfache Leute, die wohl nicht viel wissen, von dem, was außerhalb ihres Dorfes geschieht. Deutschland jedenfalls scheint ihnen kein Begriff zu sein. Verabschieden uns ein paar Minuten später, um zum Plaza de Armas des indigenen Teils von Lamas zu fahren. Ist ein überraschend schöner Platz, der, wie nicht anders erwartet, mit einer Kirche versehen ist. Lucho meint: „Selbst hier konnten uns die Spanier nicht in Frieden lassen.“ Als nächstes besuchen wir ein altes Ehepaar, das uns einen Einblick in sein Häuschen gewährt. Ist alles äußert schlicht. Im Grunde genommen ein riesiges Zimmer, wo man lebt, kocht und schläft. Nachdem wir etwas über ihre Familie erfahren haben, verabschieden wir uns. Kaufen noch ein paar Souvenirs in dem Laden nebenan und weiter geht’s zum Museum von Lamas. Bekommen eine sehr interessante Führung, in der wir viel über die Bräuche und Lebensweise im Dorf lernen. Was uns am meisten fasziniert ist, dass bestimmte Bräuche noch immer sind, wie schon vor vielen vielen Jahren. Zwar lassen sich überall spanisch-christliche Einflüsse erkennen, doch überwiegen traditionelle Elemente. Z.B. heiraten die nativen Einwohner Lamas fast ausschließlich untereinander, um Rassenmischung zu vermeiden. So ein Dorf kennen zu lernen, damit hatten wir wirklich nicht gerechnet, da die meisten, die man zu sehen bekommt, durch die Einflüsse des Tourismus so künstlich erscheinen, dass man nicht weiß, was von der Ursprünglichkeit noch geblieben ist. Gegenüber des Museums entdecken wir ein Café, das frischen Kaffee aus der Region anbietet. Gönnen uns ein Tässchen und machen uns dann langsam auf den Rückweg. Lucho macht noch einen kleinen Abstecher in ein anderes Dorf (Morales) mit uns, wo wir gute Chicha (Getränk, das aus gelben Mais gewonnen wird) kaufen können. Meint, dort gebe es die beste weit und breit. Naja, ist wohl eher ein Geheimtipp, da sie von Privatleuten hergestellt wird und man erst einmal wissen muss, an welche Tür man zu klopfen hat. Als es bereits dunkel ist verabschieden wir uns von unserem tollen Reiseführer und schließen den Tag mit einem Coctail im StoneWasi ab.

Am darauf folgenden Morgen lagern wir unser Gepäck im Hostal ein, um uns nach dem Frühstück von einem Motokar zur Haltestelle von Sauce bringen zu lassen. Sauce ist ein kleines Dorf, dass sich direkt an der Laguna Azul (Blaue Lagune) befindet. Erwarten dort Busse oder mehrere Taxis vorzufinden, was sich schnell als Reinfall herausstellt. Als wir dort ankommen, müssen wir feststellen, dass wir die einzigen Touristen zu dieser Stunde sind. Und die Taxis, die fahren, verlangen entweder den doppelten Preis oder man muss warten, bis es voll ist. Entscheiden uns zunächst für den zweiten Weg. Doch als wir nach gut einer Stunde gerade einmal drei Passagiere sind, erklären wir uns dazu bereit, die Kosten für den vierten fehlenden Fahrgast zu übernehmen. Nach einer einstündigen Fahrt erreichen wir den Fluss Huallaga (Abzweiger des Amazonas). Dort können wir uns ein wenig die Füße vertreten, da wir auf die Fähre warten müssen, die uns über den Fluss bringen soll. Jetzt dürft ihr euch darunter aber keine moderne Fähre vorstellen. Vielmehr ist es eine Plattform, die mit Hilfe eines Seilzugs auf an das gegenüberliegende Ufer befördert wird. Da auf dieser schwimmenden Insel maximal zwei Autos Platz haben, kann es dauern, bis man selbst an die Reihe kommt. Wir haben jedoch Glück. Denn kaum habe ich meine frisch gekaufte Kokosnuss ausgeschlürft, dürfen wir an Bord. Weitere 45 Minuten Fahrt in Taxi und wir sind in Sauce. Auf Empfehlung unseres Reiseführers gehen wir direkt zur Lodge „Las Hamacas“, wo wir, wie es der Zufall so will, auch gleich auf ihn persönlich stoßen. Der Preis und ein Willkommenscoctail überzeugen uns schnell, so dass wir wenige Minuten später unseren eigenen kleinen Bungalow zugewiesen bekommen. Da gerade ein Motorboot ablegt, das mit einer Touristengruppe eine Fahrt über die Lagune macht, springen wir kurzentschlossen mit hinein. Pausieren an einer Stelle, die sich gut zum Schwimmen eignet, worum man uns auch nicht lange bitten muss. Zurück in der Anlage erwartet uns schon unser Mittagessen. Dann ist es wieder so weit: Zeit für eine Siesta. Nachdem sich unser Hausgast (eine nicht als gut- oder bösartige identifizierbare Spinne) verkrochen hat, werfen wir uns aufs Bett und genießen die kleine Verschnaufpause. Mit neuen Kräften gehen wir auf Entdeckungstour in Sauce. Da uns unser neuer Reiseführer, einer 14jährige Junge namens Ericson (ja, heißt wie die Handymarke), angeboten hat, uns abends ein Lagerfeuer zu errichten, wollen wir ein paar Bananen kaufen, die mir als Fleischersatz dienen sollen. Eine nette Frau schenkt uns, nachdem sie bei sich zu Hause gesucht hat, eine Handvoll Bananen, die ihren Zweck auf jeden Fall erfüllen werden. Abends baut Ericson dann wie versprochen einen großen Scheiterhaufen für uns. Nebenan stellt er einen kleinen Grill auf, worauf das Hühnchen und meine Bananen gebraten werden. Sogar an einen Tisch mit zwei Stühlen hat er gedacht. Also alles perfekt für ein romantisches Candle-Light-Dinner. Verbringen ein paar gemütliche Stunden am Ufer der Blauen Lagune.

An unserem vorletzten Tag im Dschungel erwartet uns noch ein Abenteuer, das Moni sich gewünscht hat. Ein Ausflug auf dem Pferderücken. Also organisiert Ericson uns zwei Pferde aus der Nachbarschaft und führt uns von 9am bis 12:30pm in der Gegend herum. Ihr fragt euch vielleicht, warum Ericson sich so viel Mühe um uns gibt. Der Grund der für ist ganz einfach der, dass wir die einzigen Urlauber in der Ferienanlage sind. Besuchen mit ihm die Hacienda (Landgut) des Besitzers unsere Lodge, wo wir exotische Früchte probieren dürfen und die Natur erkundschaften. Von da aus reiten wir zu einem Rastplatz, wo es an diesem Tag nichts auf der Speisekarte gibt. Also erntet der Besitzer drei Kokosnüsse für uns, die uns wenige Augenblicke später mit Strohhalmen serviert werden. Da mein zarter Hintern *:)* nicht mehr an Pferderücken gewohnt ist, überlasse ich Ericson die Zügel, um den Rückweg zu Fuß anzutreten. So habe ich Gelegenheit in aller Ruhe Fotos zu machen. Moni hält tapfer bis zum Schluss durch und kann gar nicht genug kriegen. Zurück an der Lodge, bleibt uns keine Zeit mehr fürs Mittagessen, da gerade ein Taxi dabei ist die Rückfahrt anzutreten und wir nicht noch einmal eine Stunde auf eine Mitfahrgelegenheit warten wollen. Also bringt uns das Taxi noch schnell zu einem Laden, wo wir wenigstens trockenes Brot kaufen können und so fahren wir wieder Richtung Tarapoto. Dieses Mal müssen wir allerdings lange auf die Faire warten, da scheinbar gerade Rush Hour aus. Es fängt zu regnen an, doch das stört uns wenig, denn schließlich darf der Regen im Dschungel nicht fehlen. Problemlos erreichen wir unseren Ausgangspunkt und freuen uns auf unsere Unterkunft, eine schöne Dusche und ein wenig Schlaf. Abends lassen wir es uns dann so richtig gut gehen, in einer tollen Pizzeria (Café d´Mundo). Ist ein wunderschönes Ambiente dort und das Essen schmeckt einfach köstlich.

Und dann ist es so weit: Rückreisetag. Das einzige was wir am Vormittag anstellen ist bummeln gehen auf dem Künstlermarkt. Kaufen das eine oder andere Souvenir ein und fahren zu einer Forschungsanlage eines Franzosen, der sich auf Naturmedizin spezialisiert hat. Informieren uns ein wenig über die Produkte, bevor es endgültig zum Flughafen geht. Mittags sitzen wir planmäßig im Flieger und bahnen uns durch die dicke Nebeldecke, welche Lima der Sonne beraubt.

Drei wunderschöne Wochen mit Moni in Peru gehen vorüber, worauf wir abends beim Argentiner mit einem Glas Wein anstoßen. Am Freitag ist es dann soweit: Zeit zum Abschied nehmen. Moni ist schon ganz hippelig, da sie es kaum erwarten kann wieder bei Stephan zu sein. Mit einem so strahlenden Gesicht vor Augen und der Aussicht auf ein baldiges Wiedersehen kann jedenfalls keine Traurigkeit aufkommen. Doch später müssen Gustavo und ich feststellen, dass uns das kleine quietschende Entchen und vor allem die nette Gesellschaft sehr fehlt.

Donnerstag, 24. September 2009

Woche Zwei mit Moni: Cusco


Montag, 7. September 3am: Verschlafen kriechen wir aus den Federn, denn für 3:50am ist das Taxi bestellt, das uns zum Flughafen bringen soll. Als dieses jedoch um 4am noch immer nicht in Sicht ist, werden wir langsam nervös. 4:15am, immer noch warten wir. Gustavo ruft schon zum wiederholten Mal bei der Taxizentrale an, doch da heißt es nur, es sei schon ganz nahe. Ich steh kurz vor der Krise, denn schließlich müssen wir um 4:40am in den Flieger steigen. Moni muss so einen Mitleid erregenden Eindruck erweckt haben, dass die Polizei neben ihr hält und anbietet, uns ein neues Taxi zu organisieren. Um 4:25am sitzen wir doch noch in unserem bestellten Taxi. Nicht einmal entschuldigen kann sich der Fahrer, also drohe ich ihm mit einer Anzeige, sollten wir den Flug nicht mehr erreichen.... Versucht sein Bestes, um doch noch rechtzeitig ans Ziel zu gelangen. Als wir jedoch die Boarding-Time überschreiten, beschließen Moni und ich dem Fahrer keinen Cent zu bezahlen. Am Flughafen angelangt, springen wir aus dem Taxi, ich meine noch: Er könne froh sein, wenn da nicht eine Klage auf ihn zukommt und sollte er sich beschweren wollen, habe er unsere Nummer. Hören noch ein Geschimpfe hinter uns, doch das interessiert uns momentan wenig. Sprinten zum Terminal und erreichen den Flieger im letzten Moment noch. Als wir etwas zur Ruhe kommen, beginnt das schlechte Gewissen. Aber nun ist es zu spät und er wird sich schon melden, um sein Recht einzuklagen. Zum Glück haben wir bisher nichts mehr von ihm gehört. War zu erwarten, denn der Job des Taxifahrers steht auf dem Spiel, sollte er nicht ordnungsgemäß arbeiten. Langsam entspannen wir uns und warten gespannt auf unsere Landung in Cusco.

Um 6:30am erreichen wir unser Ziel wie geplant. Sonnenschein, Ruhe und frische Bergluft, genau das richtige nach einer Powerwoche in Lima. Steuern gleich auf die Unterkunft zu, in der ich schon einmal ein paar Nächte verbracht habe. Und wir haben Glück. Bekommen gleich ein Zimmer und fühlen uns auf Anhieb wohl in der Hospedaje. 50 Soles (ca. 11 Euro) kostet die Nacht für zwei Personen mit Frühstück. Legen unsere Sachen ab und suchen uns für den ersten Morgen ein Lokal zum frühstücken. Essen gemütlich, buchen eine Stadttour für den Nachmittag und versuchen unser Zugticket für Machu Picchu zu kaufen. Am Bahnhof angelangt, erwartet uns eine lange Schlange, also heißt es warten. Jedoch wird es nicht zum Ticketkauf kommen, da Moni sich zunehmend schlechter fühlt. War wohl zu viel Aktion für die ersten Stunden auf einer Höhe von 3300m. Die Höhenkrankheit (Soroche) hat zugeschlagen. Fahren zurück zum Hotel, wo Moni sich erst einmal eine Stunde hinlegt. Der Schwindel und die Kopfschmerzen gehen etwas zurück, dennoch beschließen wir unsere Stadttour zu verschieben und einen entspannten Tag zu verbringen. Gute Idee, denn kurze Zeit später liege ich flach. Wow, dachte schon wir kommen nie wieder zu unserer Unterkunft. Bei jeder Treppenstufe (und da gibt es viele in Cusco) meint man, es springt einem das Herz heraus und die Übelkeit wird immer schlimmer. Ist das erste Mal, das es mich so erwischt. Einige Stunden spuke ich durch, bis Moni mir Tabletten organisiert, die mich ruhig schlafen lassen.

Am nächsten Morgen sieht die Welt wieder etwas anders aus. Zwar haben wir beide noch einen flauen Magen, doch lachen wir schon darüber. Frühstücken auf der Dachterrasse mit einem gigantischen Blick auf Cusco. Langsam wandeln wir erneut zum Bahnhof, um zwei Zugtickets zu ergattern. Wieder eine lange Schlange und kaum noch Tickets, die für uns in Frage kommen. Zum Glück treffen wir dort jemanden aus der Reiseagentur, bei der wir die Stadttour machen wollen. Er meint, er habe reservierte Plätze, die er uns verkaufen würde. Mehrmals hake ich nach, um zu erfahren, ob dies an irgendeine Bedingung geknüpft sei. Als er dies verneint, lassen wir uns auf ihn ein und besuchen ihn mittags in seiner Agentur. War wohl naiv ihm Glauben zu schenken. Natürlich ist das Ticket an einen Tour gekoppelt und an ein teures Hotel unterhalb von Machu Picchu. War zu erwarten, aber er hat uns sein Wort gegeben. Also streite ich mich ein wenig mit ihm herum, bis er schließlich nachgibt und uns die Tickets verkauft, ohne dabei Gewinn zu machen. Wir erhalten eine Reservierungsbestätigung, welcher erst eine definitive Bestätigung folgt, wenn wir ihm den Namen unserer Unterkunft in Aguas Calientes (Machu Picchu) per Telefon mitteilen. Mit einem etwas mulmigen Gefühl ziehen wir wieder von dannen. Bleibt uns nichts anderes übrig, als ihm zu vertrauen, denn bessere Tickets würden wir nicht mehr bekommen. Gehen etwas leichtes essen und machen um 2pm unsere Stadttour. Unter Stadttour darf man sich jedoch nicht nur einen Spaziergang durch Cusco Stadt vorstellen, nein, wir fahren mit dem Bus die Ruinen rund um die Stadt ab. Zunächst besuchen wir Coriconcha, ein Kloster, welches früher das wichtigste Gebäude der Inka war. Die Mischung aus indigenen und christlichen Elementen ist faszinierend und die Führung sehr interessant. Im Anschluss fahren wir nach Saqsaywaman, einer riesigen Ruinenanlage, die früher vor allem rituellen Zwecken diente. Heutzutage wird dort jährlich das Inti Raymi (Sonnenfest) abgehalten, das tausende von Besuchern anlockt und an dem ich leider noch nicht teilnehmen konnte. Von dort aus geht es nach Q´enqo, ebenfalls einem rituellen Ort. Die Mondeinstrahlung muss dort ein ganz besonderes Ambiente schaffen, weshalb dort nach wie vor mystische Treffen stattfinden. Den Opferplätzen von Q´enqo folgt Tambomachay, eine Art Jungbrunnen. Bevorzugen es trotz der Versuchung kein Wasser zu trinken, denn einen schlechten Magen können wir nun wirklich nicht gebrauchen. Zum Abschluss bestaunen wir noch Puka Pukara (Inka-Festungsanlage) und lernen die Unterschiede zwischen den verschieden Wolltypen in einem kleinen Künstlermarkt kennen. Ein langer Tag mit vielen neuen Eindrücke! Vorm Schlafen gehen treffen wir uns mit meiner Freundin Roxane, ihrem Mann Omar und ihrer Cousine. Das Pärchen lebt seit gut einem Jahr in Cusco und so nutzen wir die Gelegenheit, um gemeinsam Abendessen zu gehen. Etwas anstrengend, da vier Sprachen (deutsch, englisch, spanisch und französisch) vertreten sind, doch irgendwie kann man sich immer verständigen *:)*.

Mittwoch Morgen: Noch immer ist uns leicht schwindelig, doch das schlimmste scheint überstanden. Nach dem Frühstück fahren wir zur Puente Grau, von wo aus wir ursprünglich einen Bus nach Chinchero (im Heiligen Tal) nehmen wollen, um dort die Tour nach Ollantaytambo fortzusetzen. Da wir an der Bushaltestelle auf ein paar Plakate stoßen, die uns interessant erscheinen, werden wir auch gleich von einem Reiseführer angesprochen. Er empfiehlt uns eine andere Strecke, da diese wesentlich sehenswerter sei. Also steigen wir kurz nach Chinchero, in Cruzpata aus. Dort wartet schon ein Taxi auf uns, welches uns zu den beiden Sehenswürdigkeiten bringen soll. Ist ein ganz sympathischer Fahrer, der uns viel über die Gegend und das Leben in den Bergen erzählt. Erst gelangen wir nach Moray, einem Art Inka-Laboratorium. Sieht aus wie ein großes Amphitheater, diente jedoch anderen Zwecken. Um einen Vielzahl von verschieden Samenarten auch auf einer Höhe von über 3000m ansäaen zu können, legten die Inka ein Stufensystem an. Da jede Stufe ein anderes Mikroklima hat, konnte man ganz unten anfangen mit der Saat. Nach gut 6 bis 7 Jahren wurden die Samen dann eine Stufe höher gepflanzt etc. Bis die Samen soweit akklimatisiert waren, dass sie der Landwirtschaft auf verschiedenen Höhen und Böden dienten. Nach der spanischen Eroberung wurde der Ort oft für rituelle Zwecke genutzt. Unser Reiseführer erzählte uns begeistert, wie er selbst daran teilnehmen durfte. Doch leider haben sich die Bräuche in Moray verloren, da nun mehr und mehr Touristengruppen kommerzielle Rituale mit Schamanen dort abhalten und dem Ort somit seine Ursprünglichkeit genommen haben.

Von Moray aus fahren wir weiter nach Maras. Schon von weitem entdecken wir einen riesige Anlagen von Salzterrassen. Wie wir erfahren wird in Maras so viel Salz gewonnen, dass es zum einen die ganze Region versorgt, des weiteren bis nach Japan exportiert wird. An den Salzterrassen endet unsere private Taxitour. Von hier aus sind wir auf uns selbst gestellt. Erst wandern wir über die Terrassen, wo wir den Prozess der Salzgewinnung beobachten können. Von da aus geht es weiter durch die Berge, bis wir einen Fluss überqueren, der nahe der Hauptstraße liegt. Haben Glück und finden einen gemütlichen Touristenbus, der uns für wenige Soles nach Ollantaytambo mitnimmt. Zeit fürs Mittagessen! Eine anschließende Siesta steht jedoch nicht auf dem Plan. Noch nicht einmal richtig verdaut, schnaufen wir schon die Ruinen von Ollantaytambo hinaus. Da wir beschlossen haben keinen extra Reiseführer zu engagieren, lauschen wir den anderen Gruppen, um etwas mehr über die Ruinen zu lernen. Oben angelangt befindet sich der Inka-Stuhl, von dem aus der ehemalige Herrscher sein ganzes Tal im Blickfeld hatte. Wohl unter anderem deshalb, gelang es der nativen Bevölkerung des Dorfes den Spaniern lange Zeit erfolgreich Widerstand zu leisten, bevor sie letztlich doch erobert wurde.

Von den Ruinen in den Zug. Um 4pm sitzen wir im PeruRail (Zug), der uns nach Aguas Calientes bringen wird. Dies ist das Dorf, von dem aus man zu Machu Picchu gelangt. Wieder einmal wählen wir den einfachsten Weg und gehen direkt zu einer mir bekannten Unterkunft. Für wenig Geld ergattern wir ein gutes Zimmer. Was wir ganz vergessen haben, war einen Mückenspray mitzunehmen, denn immerhin befinden wir uns in dieser Region bereits im Regenwaldgebiet. Mich stören ein paar kleine Mosquitos nicht, aber Moni muss da wohl seit Australien traumatisiert sein. Kaum schließen wir unsere Zimmertür, springt mein Schwesterlein schon wie wild von Bett zu Bett, um die wenigen Eindringlinge zu vernichten. Naja, mir solls recht sein, denn als ich erholt aus der Dusche komme, befinde ich mich in Piks-Freier-Zone. Als nächstes müssen wir unbedingt ein Faxgerät finden, damit wir aus Cusco die Bestätigung für unsere morgigen Zugticket bekommen. Der junge Mann von unserer Unterkunft ist sehr freundlich, begleitet uns zu einer Faxstelle und ruft persönlich die Reiseagentur an. Eine Stunde später haben wir unser Ticket in den Händen. Jetzt fehlt nur noch das Busticket für Morgen früh und wir können endlich auf einen erfolgreichen Tag anstoßen. Da in Aguas Calientes scheinbar immer Happy Hour ist, in der man vier Coctails zum Preis von einem bekommt, gönnen wir uns eine Ladung Pisco Sour (Moni darf mittlerweile wieder Alkohol trinken). Nach unserer Schonkost die letzten Tage steigt uns der schnell zu Kopf, aber schlafen können wir dafür umso besser.

Am Donnerstag um 4:45am klingelt der Wecker. Schnell umgezogen und schon stehen wir an der Bushaltestelle. Schock, vor uns befindet sich eine enorme Menschenschlange. Denke schon, dass wir ewig auf einen Bus warten müssen. Doch die Zeit vergeht schnell, und da ein Bus nach dem anderen abfährt, erreichen wir um ca. 7am Machu Picchu. Als aller erstes wandern wir Richtung Waynapicchu, von dessen Gipfel aus man einen gigantischen Blick auf die Ruinenstadt von Machu Picchu hat. Beeilen uns etwas, da nur 300 Besucher täglich den Aufstieg machen dürfen. Eine Stunde steiler Fussweg erwartet uns. Die Aussicht auf das Tal wird von Serpentine zu Serpentine eindrucksvoller. Den Gipfel erklommen, suchen wir uns eine ruhige Stelle, um eine gemütliche Brotzeit (naja, hier Kekszeit) machen zu können. Bleiben eine ganze Weile, bevor wir den Abstieg antreten. Die darauf folgenden Stunden erkundschaften wir Machu Picchu und genießen das Ambiente. Bis auf ein paar kleine Regentropfen spielt das Wetter wunderbar mit. Mit schwerem Herzen lassen wir dieses beindruckende Stück Geschichte zurück und machen uns zu Fuß auf den Rückweg. Nach etwa einer Stunde befinden wir uns wieder in Aguas Calientes. Gönnen uns zur Belohnung für all die körperliche Anstrengung eine Pizza. Satt werden wir davon allerdings nicht, weshalb wir uns auf die Suche nach einem guten Café machen. Die Preise hier sind jedoch so unverschämt, dass ich kurzum einen Polizisten nach einer guten Bäckerei frage. Glücklich stolzieren wir kurze Zeit später mit zwei Stück Torte über den Plaza de Armas. Setzen uns auf eine Bank und genießen unseren Fund. Lange brauchen wir nicht warten, dann ziehen unsere Leckereien die Aufmerksamkeit unser Umgebung auf sich. Zunächst kommt ein kleines Mädchen angelaufen, dass scheinbar ein paar Spielgefährten sucht und sich freut, als wir ihr zwei Kirschen von unserer Torte anbieten. Kurz darauf sprechen uns zwei deutsche Mädls an, wo wir denn die Torte her hätten. Zwei Minuten späten entdecken wir sie auf einer anderen Bank beim Torte essen. Und schon werden wir auf Englisch angesprochen, wieder sind nicht wir, sondern die Torte der Grund. In wenigen Worten, bald sehen wir uns umzingelt von Menschen, die zufrieden ihre Süßigkeiten genießen. Und die Bäckerei wird sich über ihr gutes Tagesgeschäft freuen!

Um 6pm bringt uns der Zug zurück nach Ollantaytambo, von wo aus wir einen Kleinbus nach Cusco nehmen. Gegen 9pm erreichen wir die ehemalige Hauptstadt des Inka-Imperiums. Noch ein leckeres Abendessen und zurück zum Hotel.

Am Freitag erwartet uns nicht mehr viel. Frühstück, Museumstour und Kaffee trinken. Was natürlich nicht fehlen darf, ist einer schöner Markt. Und da kommen wir dann auch kaum wieder weg. So viele tolle Sachen, dass man am liebsten alles mitnehmen würde. Doch zum Glück haben wir beide ein Gepäcklimit. Nach dem Mittagessen packen wir unsere Sachen und lassen uns direkt vom Hotel mit dem Taxi abholen. Pünktlich sind wir am Flughafen und landen um 5:15pm gut in Lima. Hier warten wir bis etwa 6pm, da Gustavo darauf besteht uns nach der Arbeit persönlich abzuholen. Wohlauf packen wir abends unsere Koffer aus und freuen uns auf einen Tag Pause, bevor es wieder heißt: Auf zum Flughafen!

Dienstag, 22. September 2009

Mal wieder eine neue Nummer

Ganz vergessen. Hab schon wieder ein neues Handy. Dieses Mal war ich wohl selbst schuld und hab mein altes verloren.

Hier meine aktuelle Nummer: 0511 986303305

Moni ist daaaa

Drei Wochen, die wie im Fluge vergangen sind. Drei Wochen, in denen eine Menge geschehen ist und wohl noch einige Zeit braucht, um richtig verarbeitet werden zu können. Nun werde ich versuchen, euch an den wichtigsten Ereignissen teilhaben zu lassen.

Am 29. August fahren Gustavo und ich zum Flughafen. Alles ist bereit für Monis Ankunft: Wohnung geputzt, Bett aufgestellt, Reisegefährten (Stoffentchen) für mein Schwesterlein organisiert.... Etwa eine Stunde vor der Landung stehen wir in der Wartehalle und schlürfen ein Tässchen Kaffee, um uns die Wartezeit zu verkürzen. Immer nervöser werde ich, vor allem da wir sie selbst eine halbe Stunde nach der Landung kein Lebenszeichen von sich gibt. Dann endlich ein vertrautes Gesicht, ein vertrauter Koffer... Wie in Trance zieht sie an uns vorbei, sucht uns in allen Richtungen, doch da wo wir stehen wirft sie keinen Blick hin. Gustavo fängt zu rufen an, nichts. Hoffentlich erkennt sie mich noch ;). Nun gut, dürfen sie schließlich nicht ewig zappeln lassen. Einen Augenblick später ein großer Willkommensknuddler! Ja, jetzt kann der Spaß losgehen. Ab ins Taxi und auf nach San Borja. Da die Sonne bereits einige Tage früher Monis Kommen angekündigt hat und sich auch an diesem Samstag blicken lässt, zeigt sich Lima von seiner schönsten Seite. Etwa eine Stunde später erreichen wir unser Häuschen. Noch merkt man nichts von dem Jetlag, Moni wühlt fröhlich in ihrem Koffer und packt ein Geschenk nach dem anderen aus. Ein Kilo Schokolade? Weiß ich nicht mehr genau, jedenfalls genug um ein paar peruanische Herzen schneller schlagen zu lassen. Nachdem wir es uns so richtig gut haben gehen lassen, drehen wir noch ein paar Runden um den Block, bevor Moni selig ins Traumland verschwindet.

Am nächsten Morgen hören wir dann schön früh ein quaken (Monis Entchen quakt), was heißt, dass es Zeit wir aufzustehen. Das Gequake wir uns nun drei Wochen lang verfolgen und uns im Nachhinein sehr fehlen. Nach einem ausgiebigen Sonntagsfrühstück sind wir bei Gustavos Eltern zum Essen eingeladen. Mit der Verständigung wird es etwas schwierig, doch Moni lächelt tapfer vor sich hin und lauscht dem spanischen Wirrwarr. Nach ein paar Stunden verabschieden wir uns, um die restlichen Sonnenstunden noch für Miraflores zu nutzen. Mit dem Micro geht es in das touristischste Viertel von Lima. Bummeln ein wenig durch die Künstlermärkte und kehren am frühen Abend erschöpft nach Hause zurück. Gustavo zaubert eine leckere heiße Schokolade für uns drei und damit beenden wir den Tag.

Mit dem Montag bricht für Moni ein aufregender Tag an. Heute soll sich herausstellen, ob sie in Peru ihre Augen-Laser-OP machen wird. Früh fahren wir zur Universität, wo meine Augenärztin schon auf uns wartet. Die Voruntersuchungen zeigen, dass es keine Schwierigkeiten geben dürfte. Für Abends haben wir einen Termin in der Augenklinik, nahe San Borja, wo noch fehlende Tests gemacht werden sollen. Um Moni gut abzulenken, zeige ich ihr in aller Ruhe den Uni-Campus, während wir auf Gustavos Mittagspause warten. Um 1pm holen wir ihn von der Arbeit ab und gehen gemeinsam in mein vegetarisches Lieblingsrestaurant. Einen Kaffee gibt’s im Anschluss auf dem Plaza San Miguel (Shopping-Anlage) ganz in der Nähe. Die Stunden verfliegen und schon sitzen wir zwei wieder im Micro, in Richtung Augenzentrum. Lange müssen wir nicht warten, bis Moni erneut durchleuchtet wird. So, und nun gibt es kein Entkommen mehr. Die Ärzte warten schon mit dem Laser in der Hand. Ich begleite sie, soweit man mir erlaubt, um eventuelle Kommunikationsschwierigkeiten aus dem Weg zu räumen. Doch den letzten Schritt muss sie alleine tun. Einige Minuten später wandelt sie wieder aus dem OP-Raum. Ganz benommen und nicht gerade im besten Zustand. Muss wohl um einiges unangenehmer gewesen sein, als es mir drei Monate zuvor der Fall war. Mit dem Taxi bringe ich sie auf dem schnellsten Weg nach Hause. Kaufe noch eine Schlaftablette und hoffe, dass sie eine einigermaßen ruhige Nacht verbringt.

Am Dienstag Vormittag fahren wir zur Augenklinik, um die erste Nachuntersuchung zu machen. Soweit alles wunderbar, 100% Sehstärke und Moni erkundschaftet die Welt mit einem neuen Lebensgefühl. Einige Zeit später dann eine böse Überraschung. Monis rechtes Auge macht Probleme. Tut so weh, dass sie nicht weiß, wie sie den Tag vorüber bringen soll. Ich rufe meine Augenärztin an und sie meint, das sei normal. Weiterhin Tabletten nehmen und regelmäßig tropfen, dann würde sich das bald legen. Doch das Gegenteil ist der Fall, die Schmerzen werden immer stärker. Wie ich am nächsten Morgen erfahre, hat sie kaum Ruhe gefunden und die Schlaftablette, die ich ihr gab, hat keinerlei Erleichterung geschaffen. Mach mir große Sorgen, doch vertraue weiterhin auf die Worte der Ärztin, die mir versicherte, dass alle gut gegangen sei. Noch so einen Tag kann man Moni jedoch keinesfalls zumuten. Düsen zur Universität, damit man sie in Ruhe untersucht. Scheint, dass sich die Hornhaut an der Oberfläche entzündet hat. Das kann durch ein Staubkorn, ein Häarchen... ausgelöst worden sein. Vielleicht erinnert ihr euch noch an mein Auge vor der OP. Auch das hat sich entzündet und ich musste eine Augenklappe tragen. Damals war es jedoch mein Verschulden, da ich zu grob mit der Kontaktlinse umgegangen bin. Kurzum, Moni bekommt eine Salbe ins Äuglein und eine Klappe drauf. Kaufen noch ein paar Tabletten für den Notfall und fahren wieder zurück. Bald schon geht es ihr wesentlich besser. Während ich einkaufen gehe, macht Moni einäugig einen Pizzateig, was zeigt, dass Besserung in Sicht ist. Zu dritt machen wir uns einen gemütlichen Abend, bevor Moni ihren fehlenden Schlaf nachholt. Ich kann mich etwas entspannen, wobei die Sorge bleibt.

Donnerstag Vormittag: Die Ärztin nimmt Moni die Klappe ab und zu unserer aller Erleichterung ist die Entzündung nur noch leicht zu sehen. Endlich durchatmen. Nun heißt es aber gut aufpassen, damit so etwas nicht nochmal vorkommt. Also Sonnenbrille auf und viel Tränenflüssigkeit produzieren. In Jesús María (Viertel von Gustavo) gönnen wir uns einen guten Kaffee. Bummeln ein wenig durch die Gegend und lassen uns am frühen Nachmittag von Soraia mit dem Auto abholen. Ab sofort wird Englisch gesprochen :). Fahren am Strand entlang und zeigen Moni Larco Mar (große relativ touristische Anlage mit Blick auf die Küste) und Barranco (Künstlerviertel). Logisch, dass Moni noch sehr erschöpft ist, von den Strapazen der letzten Tage, also begleiten wir Soraia noch kurz nach Hause, um dann den Heimweg anzutreten.

Am Freitag sieht Moni schon wieder so fit und unternehmungslustig aus, dass ich sie kurzum ins Zentrum von Lima schleppe. Ein anstrengender aber auch schöner Tag erwartet uns. Was stellt man sich unter dem Zentrum vor? Nichts schönes *:)*. Aber schließlich bin ich ein Reiseführer, spezialisiert auf ganz Peru und nicht nur auf die touristischen Ecken. Tuckeln gut eine Stunde mit dem Bus durch die Gegend, bis wir schließlich am Kongress angelangen. Von hier aus spazieren wir auf den Zentralmarkt (tausend Läden und Restaurants). Eine kleine Tour durch das chinesische Viertel, wo wir auch zu Mittag essen, und von da aus zum Plaza de Armas. Dort bleibt uns nicht mehr viel Zeit, um den Kolonialstil zu bestaunen, da wir mit Gustavo beim Wasserpark verabredet sind. Vom Großstadtgetümmel flüchten wir uns eine wunderschöne Parkanlage, die mit den zahlreichen Wasser- und Lichtspielen eine ganze andere Atmosphäre herstellt. Zum Abschluss bringen wir Moni noch zum Plaza San Martin, zeigen ihr den Plaza de Armas bei Nacht und gehen eine Kleinigkeit essen. Jedoch werden nach so einem langen Tag frisch operierte Augen ganz schnell müde, weshalb wir damit unser Abenteuer für dieses Mal beenden.

Und schon bricht das letzte gemeinsame Wochenende in Lima an, bevor es in die Berge geht. Den Samstag wollen wir ruhig angehen lassen, denn eine kleine Verschnaufpause muss auch mal sein. Fahren nach dem Frühstück zu einer den Pantanos de Villa, einer kleinen ökologischen Morastanlage, welche eine Menge Vogelarten beheimatet und dem Randgebiet Limas einen Hauch grüner Natur verleiht. Gemütlich wandern wir über die Pfade, während Gustavo Moni über das Leben in den Armenvierteln Perus erzählt. Frische Luft eingeatmet und schön erholt suchen wir uns ein gutes Fischrestaurant, damit Moni etwas mehr über die peruanische Küche lernt. Naja, ob das so eine gute Idee war?! Wir bestellen Ceviche (Roher Fisch, Zwiebel, Zitrone....) für sie, doch vergessen wir ihr leider zu sagen, dass das rote Gemüse, welches dem Nationalgericht das I-Tüpfelchen gibt, keine Paprika, sondern eine Rocoto-Schote ist. Genüßlich beißt sie hinein und kaum eine Sekunde später ist das Monilein nicht wieder zu erkennen, denn nun ähnelt sie selbst der feuerroten Schote. Sorry Schwesterlein, Feuer spucken lernen stand nun wirklich nicht auf dem Reiseplan. Aber zumindest wirst du von nun an nie wieder vergessen: was gleich aussieht, muss nicht unbedingt dasselbe sein. Zum löschen kurven wir abends nach Barranco, um einen leckeren Coctail in meiner Lieblingsbar (mit Meerblick) zu genießen. Nun gut, Coctail gibt’s leider nur für Gustavo und mich, denn die Antibiotika-Tropfen für die Augen vertragen sich nicht mit Alkohol.

Sonntag heißt es Koffer packen. Morgen dürfen wir um ca. 3am aufstehen, um rechtzeitig zu unserem Flieger nach Cusco zu gelangen. Gustavo möchte heute mit seiner Familie Fussball spielen gehen, doch gibt es da ein kleines Problem. Im Morastgebiet muss ihn ein böses Insekt in die Hand gestochen haben, denn die schwillt immer mehr an, sodass sie mittlerweile schon die Form eines Luftballons annimmt. Armes Bärli! Also muss er statt Sport zu machen in eine Klinik fahren, um die Hand untersuchen zu lassen. Wir zwei verbringen zwischenzeitlich einen ruhigen Tag zu Hause und besuchen die Augenärztin, damit wir mit einem guten Gefühl verreisen können. Alles in bester Ordnung! Abends werden wir von Moni bekocht und sinken kurze Zeit später müde in unsere Kissen.

….............Woche 2 folgt …..............

Freitag, 21. August 2009

Noch eine Woche . . . dann kommt Monilein

Hallo aus Lima. Lang nix mehr von mir gehört?

Das mag wohl daran liegen, dass nicht so viel passiert ist, seit unserer Reise nach Puerto Maldonado. Da ich nun keine wirklichen Verpflichtungen mehr habe, schlafe ich lange und verbummle den Tag mehr oder weniger. Natürlich nicht immer. Lese viel, um studientechnisch am Ball zu bleiben und fahre gelegentlich zur Uni, wo ich mich in die Bibliothek mit meinen Büchern einigle. Hab mich auch mal eine gute Woche als Hausfrau versucht, sprich kochen, waschen, bügeln und mal Abstand nehmen vom dem ganzen Trubel. Jedes Mal wenn es auf das Semesterende zugeht sehne ich mich nach so einer Auszeit. Doch bekanntlich ist nur das interessant, was man gerade nicht haben kann, und bekommt man es doch, wird es einem schnell zu langweilig. Kurzum, ich musste wieder einmal feststellen, dass ich die Ruhe zu Hause nicht lange aushalte. Ein Versuch wars wert! Ruhig war es die vergangenen Wochen auch, weil ich eine Freundin verabschiedet habe, die nach einem Jahr zurück nach Frankreich gereist ist, und Soraia für einen Monat zu ihrer Familie nach Brasilien geflogen ist.

Seit heute sieht alles wieder anders aus. Soraia ist zurück, ich treffe mich mit Leuten, die ich lange nicht mehr gesehen habe und für die letzten Tage, bevor mein Schwesterherz kommt, habe ich auch schon viele Pläne. Morgen gehe ich auf einen Junggesellinnen-Abschied und am Freitag findet dann die Hochzeit in Lima statt. Neben dieser Art von Abschied steht dann noch ein anderer an. Jenna, eine Freundin aus den USA, verlässt Peru. Ihr seht also, vor den schmerzlichen Momenten Adiós zu sagen bleibt man hier nicht lange verschont.

Doch gibt es nach den meisten Abschieden auch ein Wiedersehen. Und schön langsam werde ich hier schon richtig nervös. Kann mir noch gar nicht so richtig vorstellen, dass bald die Moni in Peru einpurzelt. Ihr seht, mein Leben hier wird nie auf lange Sicht langweilig :). Und wenn ihr die nächsten Wochen wieder weniger von mir hört, dann liegt das wohl daran, dass wir zwei Peru unsicher machen.

Genaue Reiseinfos bekommt ihr noch und ein ausführlicher Bericht folgt spätestens mitte September!

Mittwoch, 29. Juli 2009

Puerto Maldonado 24.-29.07.2009


Am 24.7. ist es endlich so weit. Zeit, um dem verregneten Lima für ein paar Tage zu entfliehen. Ja, Regen in der Wüste! Ist wirklich ungewöhnlich, aber wie wir alle wissen spielt das Klima verrückt. Hatten alle Mühe das Wasser davon abzuhalten in unser Wohnzimmer zu strömen. Denn die Häuser hier sind einfach nicht für nasse Tage ausgerichtet.

Nun gut, am Donnerstag Abend verabschieden wir uns von unseren Vermietern, überreichen ihnen feierlich den Schlüssel, mit der Bitte unsere Wohnung vor Wasserschäden zu schützen, und am Morgen darauf klingelt um kurz nach 4 Uhr früh der Wecker. Verschlafen kriechen wir aus den Federn und eine halbe Stunde später steht schon das Taxi vor der Tür. Pünktlich am Flughafen angelangt, kann nun nicht mehr viel schief gehen. Haben relativ wenig Gepäck bei uns, weil ich Gustavo immer und immer wieder versichert habe, dass es dank der großen Hitze im Dschungel nicht nötig sei dicke Kleidung mitzunehmen.

Nach gut einer Stunde Flug landen wir in Cuzco und nach einem neuen Anflug gelangen wir etwa 30 Minuten später an uns Ziel: Puerto Maldonado. Dies ist die Hauptstadt von der Region Madre de Dios, mitten im Amazonasgebiet. Doch wo ist die Sonne? Weit und breit nichts davon zu sehen. Nun gut, gibt schließlich immer Regentage in Dschungel. Aber die Kälte die uns entgegenkommt, als wir aus dem Flieger aussteigen ist nicht so erfreulich. Fühl mich gleich mal furchtbar schlecht, weil Gustavo nicht einmal eine Jacke bei sich hat. Zitternd stehen wir also vor dem Fließband und warten auf unsere Köfferchen. Nehmen das nächstbeste Motortaxi und düsen ins Zentrum. Das erste was wir machen ist eine Reiseagentur nach der anderen aufsuchen, um so schnell wie möglich eine Tour in den Dschungel buchen zu können. Erschöpft legen wir schließlich eine Pause ein. Erstens findet man relativ wenige Agenturen, weil es in der kleinen Stadt kaum Tourismus gibt und diejenigen, die nach Puerto Maldonado reisen bereits vorab übers Internet buchen, direkt vom Flughafen abgeholt werden und sozusagen auf dem kürzesten Weg zur Lodge (Unterkunft im Dschungel) kutschiert werden. Zweitens sind die Preise so verdammt hoch, dass es uns ganz schwindelig wird (erst im Nachhinein erfahren wir, dass dies die teuerste Region Perus ist). Nun gut, müssen jetzt das beste draus machen. Also nächster Schritt, Suche nach einer Unterkunft für die erste Nacht. Und wieder suchen wir verzweifelt nach Herbergen, die erschwinglich sind. Es scheint hier einfach keine Mittelklasse zu geben. Entweder schön und sehr teuer oder billig und mehr als ungemütlich. Kurz vorm aufgeben haben wir endlich Glück und entdecken eine Herberge, die zwar nicht besonders schön ist, aber ihren Zweck erfüllt. Laden unser Gepäck ab und laufen erneut los. Kennen mittlerweile schon die halbe Stadt, haben Hunger, sind ganz durchgefroren (hier laufen die Leute sogar mit Handschuhen rum!), doch aufgeben dürfen wir einfach noch nicht. Also noch ein paar Vergleiche, kurz davor eine Tour zu buchen und dann doch wieder etwas, das uns nicht zusagt... Kurzum, uns bleibt keine andere Wahl. $200 pro Person müssen wir für zwei Nächte im Dschungel aufbringen. Tut weh, aber es gibt kaum noch freie Plätze und günstiger kriegen wir nichts. Ja, wenns mit der Entscheidung erledigt wäre!!! Problem: so viel Geld haben wir nicht bei uns. Was tun? Beide haben wir unsere EC-Karten in Lima gelassen. Ich hab meine Kreditkarte bei mir, aber keine Geheimzahl. Die Agentur hat keinen Kartenleser . . . Die Dame von dem Reisebüro versucht die Abrechnung über ein Hotel laufen zu lassen, aber die wollen kein Risiko eingehen. Uff! Beschließen den nächsten Morgen abzuwarten, um über eine Bank zu versuchen an Gustavos Geld ranzukommen. Erschöpft landen wir in einer Pizzeria. Was für ein Tag! Jeder hat schon mit dem Gedanken gespielt wieder zurück zu fliegen, doch gegenseitig haben wir uns wieder aufgebaut und den Abend doch noch ganz schön verbracht. Ein Gutes hatte das Ganze, haben wahnsinnig viel von der Stadt gesehen und stellten am Ende des Tage mit Stolz fest, dass wir nun schon genug Informationen hätten, um einen kritischen Reiseführer bezüglich der Hotels und Reiseagenturen zu schreiben :). Die Pizza war jedenfalls lecker und geschlafen haben wir tief und fest.

Am Morgen, nach dem Frühstück, sind wir mit neuen Energien los gestartet. Erst zur Reiseagentur, dann von Bank zu Bank. Aber keiner dieser Pflaumen wollte Geld rausrücken ohne EC-Karte. Es hieß Gustavo müsse sich eine neue EC-Karte ausstellen lassen, um Zugriff auf sein Konto zu bekommen. So ein Schmarrn! Letzte Hoffnung: Papa! Flitze schnell in eine Telefonstelle und rufe zu Hause an. Und ich habe Glück, Papa hebt ab. Da er mich schon kennt, weiß er wo Geheimnummern und ähnliches zu finden sind. Gibt mir drei Nummern, die zu meiner Kreditkarte gehören könnten. Heilfroh verabschiede ich mich und hole Gustavo von der Bank ab. Drei Nummern, drei Versuche, bis sie mir die Karte sperren. Welche Nummer zuerst? Versuche einfach mal die goldene Mitte: falsche Nummer. Dann die dritte: falsche Nummer. Erste Zahlenkombination: korrekt! Juhu! Gerettet! Die Taschen voll mit Dollarnoten flitzen wir zum Reisebüro, in der Hoffnung, dass die Tour noch nicht andersweitig verkauft wurde. Alles geht gut! In gut zwei Stunden solls losgehen. Na, wollen wir hoffen, dass sich der ganze nervliche und finanzielle Aufwand lohnt.

Um 12 Uhr mittags sitzen wir in einem Combi mit einer kleinen Reisegruppe bestehend aus Franzosen, Italienern und Amis. Nach wenigen Minuten steigen wir in ein Motorboot um, welches uns zur Lodge (Herberge im Dschungel) bringt. Gut eine halbe Stunde dauert die Fahrt, dann erreichen wir Corto Maltes, eine kleine Bungalowanlage, die von zwei Franzosen aufgebaut wurde. Der erste Eindruck ist spitze. Über einen kleinen Steg gelangen wir zum Haupthaus, wo es ein kleines Geschäft, eine Bar mit Billardtisch und einen Speisesaal gibt. Werden mit einem frischen Maracuya-Saft empfangen und beziehen dann zuerst einmal unsere Häuschen. Wir zwei bekommen eine sehr schöne, relativ neue Hütte mit Hängematten vor der Tür und privaten Bad, sowie Dusche. Ist die nobelste Unterkunft im Dschungel, in der ich bisher gelandet bin. Schnell eingenistet erspechten wir einen wunderschönen Papagei durch das Fenster. Muss natürlich gleich auf Fotojagd gehen. Angst kennt das Tierchen scheinbar nicht, denn schon geht es auf unsere Bergschuhe los. Müssen irgendeinen guten Duft an sich gehabt haben. Die ersten Minuten in der Lodge entschädigen uns bereits für den vorherigen Tag. Und als wir schließlich ein 3-Gänge-Menu serviert bekommen, alles nach französischer Art, ist für uns beide klar: die Investition war es auf jeden Fall wert! Nachmittags geht es dann, mit Gummistiefeln ausgerüstet, auf in das Dickicht. Von den drei Reiseführern (deutsch-, englisch-, französich- und spanischsprachig) werden wir letzterem zugeordnet. Schon bald stellt sich raus, dass wir eine richtig lustige Reisetruppe sind: ein italienisches Pärchen, das gerade auf Flitterwochen ist und uns ob der Kommunikationsschwierigkeiten oft zum lachen bringt; ein spanisches Pärchen; ein Pole-Franzose, der sich aufgrund seines Studiums in Frankfurt als Deutscher sieht, nun aber mit seiner peruanischen Freundin in Lima lebt und arbeitet; ein Peruaner und wir zwei. Und so ziehen wir durch den Dschungel, lernen viel über Pflanzen, Bäume und Lebewesen, worüber uns unser Reiseführer Frank ausführliche Erklärungen gibt. Ein paar Stunden später erreichen wir erneut die Lodge, erfrischen uns kurz und bereiten uns auf unser nächstes Abenteuer vor: Kaiman suchen. Um 19 Uhr springen wir in ein Boot und suchen das Flussufer nach den kleinen Krokodilen ab. Finden tun wir keines, zumindest nicht an diesem Abend. Freuen uns schon auf das Abendessen, das währenddessen zubereitet wird. Erneut gibt es eine volles Menu. Mmh, lecker! Da es nur bis 22:30 Uhr Strom und warmes Wasser gibt, ziehen wir uns früh zurück und schlafen auch ruckzuck ein.

Am Sonntag morgen springen wir um 5 Uhr aus dem Bett, da eine Wanderung zur Collpa auf dem Plan steht. Eine Collpa ist eine Lehmwand am Flussufer, an der die Huacamayos – kleine grüne Papageien – viele wichtige Nährstoffe finden. Jeden Morgen, wenn das Wetter schön ist, fliegen sie in Scharen zu der Collpa. Und als wir dort angelangen scheint tatsächlich die Sonne, sodass wir das Schauspiel beobachten können. Gustavo hat sich für diesen Tag fest vorgenommen den Pool – ja, wir haben sogar einen Pool – zu testen, doch dazu kommen wir nicht. Nach dem Frühstück machen wir uns auf den Weg zum Lago Sandoval, einem sehr schönen See einige Kilometer von der Lodge entfernt. Zuvor noch ein kurzer Abstecher auf die Affeninsel. Die Äffchen dort warten schon auf die Touristen, da sie immer leckere Bananen mitbringen. So auch dieses Mal. Kaum wittern sie die Beute kommen sie angesprungen. Sobald alles aufgefuttert ist, müssen wir uns aus dem Staub machen, denn angeblich wird der Affen-Anführer aggressiv, wenn er nichts mehr bekommt und durchsucht dann die Touristen. Das wollen wir natürlich nicht riskieren. Ohne Attacken zu erleiden erreichen wir unser Boot. Noch ein paar Meter und wir legen an einem Ufer an (auf diesem Weg finden wir übrigens mehrere Kaimane, die sich am Ufer sonnen). Es steht uns eine 3-5km lange Wanderung bevor. Wir, die jüngsten der Truppe, sind die letzten, die das Ziel erreichen. Peinlich! Gab noch viel Schlamm auf dem Trampelpfad und da wollte sich keiner von uns hinlegen. Diese Etappe geschafft steigen wir erneut in ein Boot, dieses Mal aber in eine einfachere Version ohne Motor. Die Männer rudern fleißig und so kann ich in aller Ruhe den gigantischen Ausblick auf den paradiesischen See genießen. Absolute Stille, bis auf die Geräusche der Natur. An einer von den Bäumen befreiten Stelle machen wir Halt, um Mittag zu essen. In Bananenblättern bekommen wir unser Mahl serviert. Als wir zurück paddeln ist scheinbar gerade Spielzeit im Dschungel angesagt, denn auf einmal entdecken wir einen ganze Horde von Affen, die fröhlich von Baum zu Baum springen und die Vögel von ihren Ästen verjagen. Bei Sonnenuntergang nähern wir uns langsam wieder unserem Ausgangspunkt. So schnell bricht auch schon unser letzter Abend an. Ratschen noch eine Weile mit den Leuten aus unserer Gruppe, tauschen Emailadressen aus und gehen zeitig schlafen.

Am Tag darauf wartet leider nur noch ein Frühstück auf uns, bevor es zurück nach Puerto Maldonado geht. Wie ihr euch vielleicht noch erinnern könnt, war ich bereits bei meinen ersten beiden Peru-Aufenthalten auf der Suche nach einem guten Schamanen (Medizinmann), um an einer Ayahuasca-Zeremonie (Halluzinogen, das aus einer Wurzel hergestellt wird und vor allem der Heilung und Reinigung des Körpers dient) teilnehmen zu können. Hier nun eine neue Chance. Spreche mit zwei Franzosen, die in der Lodge leben und mir einen Schamanen empfehlen. Da wir für die übrigen beiden Tage in Puerto Maldonado kaum Pläne haben, würde sich die Gelegenheit geradezu anbieten. Schreib mir dir Nummer auf und damit müssen wir Abschied nehmen von unserer Gruppe und zwei einmaligen Tagen im Dschungel.

Wieder in Puerto Maldonado versuche ich den Schamanen zu erreichen, doch ohne Erfolg. Wir entschließen uns ein wenig die Stadt unsicher zu machen. Bekommen einen ganz guten Eindruck von dem Leben vor Ort. Und dann stoßen wir doch tatsächlich auf ein Schild, das auf das Haus eines Schamanen weist. Neugierig wie wir sind, schauen wir gleich nach, ob jemand zu Hause ist. Kommt mir alles etwas komisch vor, da das Werbeschild allein bereits mehr als übertrieben ist. Aber gut, fragen kostet nichts. Wir werden gebeten später noch einmal zu kommen, da der gute Mann außer Haus sei. Kein Problem, haben Zeit. Treffen auf Betonsäulen, die den Anfang einer enormen Brücke darstellen. Nun sehen wir einmal mit eigenen Augen das Grundgerüst, welches später Brasilien mit Perus Küste verbinden soll. Erschreckend, wenn man sich vorstellt, welche große Straße mitten durch den Dschungel gezogen wird. Lange gab es, und noch immer gibt es, Proteste von Naturschützern, doch wo es um viel Geld geht, treten kleine Organisationen schnell in den Hintergrund. Gerade als wir ein Schild lesen, welches uns ein paar Daten des Brauprojekts liefert, spricht uns ein Einwohner an. Erzählt uns etwas mehr zu dem Vorhaben und inwieweit es das Leben der Anwohner beeinflusst. Betrifft vor allem die Menschen, welche das Feld räumen müssen, wenn die Brücke erst einmal steht. Ist schwierig zu beurteilen, was geschieht, denn abgesehen von den negativen Seiten (Zerstörung der Natur, einige Jobverluste etc.) wird der Handel mit Brasilien, als auch die Anbindung zu den Umsatzplätzen erheblich erleichtert. Schon oft haben wir über das Thema gesprochen und ihr könnt euch vielleicht vorstellen, dass ein Wirtschaftsingenieur, wie Gustavo, und eine Studentin der Geisteswissenschaften, wie ich, da kann gegensätzliche Ansichten haben können, aber zugleich lernt man beide Seite zu betrachten. Zurück zu unserem vorletzten Tag fernab von Lima. Stoßen auf ein schönes Restaurant mit Blick auf den Fluss Madre de Dios. Sprechen ein wenig mit dem Ober und dieser rät und von einer Ayahuasca-Zeremonie in dieser Region ab. Meint es wäre nicht so sicher, wie zum Beispiel im Raum Cuzco (Andengebiet). Wissen nicht, was wir davon halten sollen, aber sind froh eine ehrliche Meinung zu hören. Dennoch sollte man sich immer sein eigenes Bild machen. Später besuchen wir noch einmal das Haus des Schamanen und treffen auf ihn. Ohne Zweifel, der Kellner hatte recht. Speziell dieser Schamane scheint zu viel Ayahuasca in seinem Leben genommen zu haben. Spielt uns ein Theater vor, dass einem ganz schwindelig wird. Wissen nicht, wie wir ihn dazu bringen, seinen Mund zu halten, um uns aus dem Staub zu machen. Doch dann kommt der Moment. Als ich ihm sage, ich habe dank seiner „Rede“ festgestellt, dass ich noch nicht bereit für eine Zeremonie sei (irgendwas musste ich schließlich sagen), wird er unverschämt. Meint, er habe schon, als man ihm erzählte, dass eine Gringa (Weiße) nach ihm gefragt hätte, gespürt, dass das nichts für mich wäre … Nachdem er mich die ganze Zeit über kaum eines Blickes gewürdigt hatte und die Antworten auf meine Fragen an Gustavo richtete, sagte er doch tatsächlich, ich wäre feige … Das hat das Fass dann zum überlaufen gebracht. Mit einem: „Die feige Gringa zieht sich jetzt zurück!“ habe ich mich verabschiedet. Sind dann wieder eine Weile spazieren gegangen, weil ich mich erst einmal abreagieren musste. Das Thema hat sich damit vorerst einmal erledigt, zumindest in dieser Region. Später konnten wir natürlich darüber lachen. Ein gutes Abendessen, noch ein wenig bummeln und schon war wieder Bettgehzeit.

Den Dienstag haben wir dann ganz ruhig angehen lassen. Sind auf die andere Seite des Flusses gefahren. Dort gab es allerdings nicht viel zu entdecken. Ein paar Häuschen und viele freie Flächen. Die Sonne hat uns schnell geschafft. Denn von Sonntag an war frieren kein Thema mehr, ganz im Gegenteil. Sind also so durch die Gegend geschlendert, waren Eis essen, haben ein paar letzte Einkäufe auf dem Markt gemacht und dem Tag einen würdigen Abschluss gegeben. Und heute blieb noch genug Zeit für ein ausgiebiges Frühstück, bevor wir mit dem Motortaxi zum Flughafen gefahren sind. Pünktlich starten wir unsere Rückreise und kommen am frühen Nachmittag in Lima an.

Weg ist die Sonne, wieder sind wir versteckt unter einer dicken Wolkendecke.

Sitze unter meiner Wolldecke im Wohnzimmer und freue mich schon aufs Bett. Doch an Schlaf ist noch nicht zu denken, da unter uns fröhlich gefeiert wird. Uff, die Ruhe im Regenwald war so schön!

Morgen muss Gustavo wieder in die Arbeit und ich werde einen gemütlichen Tag zu Hause verbringen. Wäsche waschen, ein bisschen aufräumen, was leckeres kochen und mich in Ruhe wieder einleben.

Ja, leider hat jeder Urlaub sein Ende, und das meist schneller, als man möchte. Doch es ist auch wieder schön hier zu sein und morgen schon kann ich anfangen meine nächste Reise mit Moni zu planen :).

Drück euch alle ganz fest!

Donnerstag, 9. Juli 2009

Wieder einmal in ein neues Lebensjahr gepurtzelt

Die Wochen vergehen und vergehen und doch gibt es gar nicht so viel zu erzählen. Ich bin fleißig am lernen und habe erst heute meine erste Prüfung hinter mich gebracht.

Von den vielen Abenteuern meiner ersten Perureise ist nicht mehr viel übrig, zumindest während dem Semester nicht. Nun lerne ich erstmals einen richtigen peruanischen Alltag kennen, mit allen Höhen und Tiefen.

Nun gut, Ende Juli brechen wir dann aber schon einmal wieder aus. Gustavo und ich fliegen nach Puerto Maldonado, mitten in den Dschungel. Freu mich schon riesig drauf. Fünf volle Tage im Regenwald, das haben wir uns mehr als verdient.

Vor gut zwei Wochen haben wir zwei es endlich mal wieder geschafft schön tanzen zu gehen. Sind in eine Disco gegangen, wo wir das erste mal 2007 waren. Damals waren wir in einer großen Gruppe unterwegs und lediglich als Freunde. Und zwei Jahre später ist alles anders *:)*. Die Woche darauf hab ich dann Evelyn verabschiedet, die nun nach langem Warten auf ihr Visum, in die USA zu ihrem Ehemann gezogen ist. Ihr seht, die Welt bewegt sich!

Ja und dann hatte ich auch schon wieder Purtzltag. 26 Jahre hab ich schon auf dem Buckl. Viel oder wenig? Ist wohl Ansichtssache. Jedenfalls habe ich schon viel erlebt in meinem jungen Leben. Gustavo hat mich am 7.7. mit einer Schwarzwälder-Kirschtorte und einem Geburtstagsständchen überrascht. Zum Mittagessen war ich dann bei Soraia eingeladen, wo aus dem spanischen Geburtstagslied ein portugiesisches wurde (Soraia ist aus Brasilien). Wurde lecker bekocht und mein Kokoskuchen ist gut angekommen. Alles in allem ein schöner Geburtstag, an dem ganz viele liebe Menschen an mich gedacht haben und der eine oder andere doch tatsächlich den Dreh rausgekriegt hat, wie man mich im Andenland telefonisch erreichen kann *:)*. Und dann wurde mir da noch verraten, dass ein Päckchen für mich auf dem Weg sei. In regelmäßigen Abständen öffne ich die Haustür und werfe einen sehnsüchtigen Blick auf die Türschwelle. Mmh, hoffe da hat sich nicht jemand anders beschenkt.

Stellt euch vor, wir haben immer noch Sonne in Lima. Nicht jeden Tag, aber oft. Das einzige, dass mich ärgert ist, dass die Mauer neben unserer Terrasse wächst und wächst. Die Nachbarn sind schon im zweiten Stock mit ihrem Anbau angelangt und es wird immer dunkler bei uns im Wohnzimmer. Zudem sieht es auf der Terrasse immer aus wie im S..stall.

Achja, falls es sich noch nicht zu euch durchgesprochen hat. Ich bekomme endlich Besuuuch! Monilein wird Ende August eingeflogen. Juhu!

Das wars auch schon wieder für heute. Wie gesagt, bin noch immer in der Prüfungsvorbereitung und es gibt im Moment wirklich viel, das mich beschäftigt.

Denk ganz fest an euch!

Freitag, 12. Juni 2009

Handy futsch

Gestern hat mir so ein hinterlistiger Opa im Bus mein Handy aus der Jackentasche gezogen. So ein Mistvieh!

Meine neue Nummer: 986196310

Anrufe kann ich etwas schlecht empfangen, weil das alte Handy von Gustavo sich entweder wie ein Hubschrauber anhört oder man gar nichts versteht. Wer aber den Dreh raus hat, mir Sms über die Claro-Homepage zu schicken, der kann mich jederzeit erreichen. Sonst wisst ihr ja, Festnetz haben wir auch :).

Montag, 8. Juni 2009

Schon beinahe Halbzeit in Peru

Von Tag zu Tag wird es kühler hier. Zwar gibt es auch noch ab und an sonnige Tag, die einem die Welt gleich aus ganz anderen Augen sehen lassen, doch man merkt einfach, dass der Winter einkehrt. Hab mich letzte Woche schon mit warmen Alpaca-Sachen und kuscheligen Hausschuhen eingedeckt. Und so sitze ich nun vor dem Computer, mit einem bunten Poncho und eingewickelt in einen Schal. Heute genieße ich meinen freien Montag, und vor allem die Ruhe in der Nachbarschaft. Bis Samstag lagen meinen Nerven blank, da immer noch neben uns gebaut wird und am Wochenende haben sie Zement auf den Rohbau geklatscht. Da dieser an unsere Terrasse grenzt, könnt ihr euch vielleicht vorstellen, was das für eine Sauerei gab. Momentan wird nicht gearbeitet, da der Zement trocknen muss und im Anschluss hoffe ich, dass sie ihre Bauarbeiten nach innen verlagern. Mache gerade eine Lernpause. Ist nach wie vor so viel zu lernen, dass ich kaum weiß, wo vorne und hinten ist. Aber ich komme gut voran.

Bin entspannter, seit ich mich entschlossen habe, vorerst keinen weiteren Englischkurs zu besuchen. Die Abende habe ich nun frei und nutze die Zeit in der Universität viel besser. Bin meist bis 5:30pm auf dem Campus, hole dann Gustavo von der Arbeit ab und gemeinsam fahren wir dann nach Hause. Außerdem habe mehr freie Minuten für einen Kaffee mit Freunden oder Dinge wie ins Kino gehen. Erst vor kurzem habe ich mir an der Uni einen Film über Israel angeschaut (gibt hier ständig Filmtage). War wirklich interessant und im Anschluss wurde dieser von dem israelischen Botschafter kommentiert. Naja, wie man sich denken kann, sehr nationalistisch gestimmt, was Palästina angeht.

Achja, zweimal bin ich beklaut worden. Keine Angst, halb so schlimm, aber trotzdem ärgerlich. Das erste Mal wurde mir mein halb voller Einkaufswagen im Supermarkt entführt (zum Glück noch nicht bezahlt, aber ihr könnt euch vielleicht vorstellen wie sauer man ist, wenn man es eilig hat, eh weiß, dass man eine Ewigkeit an der Kasse braucht und man dann nochmal von vorne anfangen kann mit dem Abhaken des Einkaufszettels). Das zweite Mal hat mir jemand mein Kosmetiktäschchen aus dem Rucksack gezogen. Erst habe ich mich furchtbar geärgert, einfach schon aus dem Grund, weil man hier immer auf alles aufpassen muss. Doch dann musste ich ehrlich gesagt lachen. Ratet mal was der Dieb in meinem Täschchen entdeckt hat, als er es öffnete, in der Hoffnung einen großen Schatz zu finden: OB´s, Labello, Zahnbürste …. Tja, den Aufwand hätte er sich wirklich sparen können.

Was habe ich sonst so angestellt? War zweimal richtig schön bummeln. Erst bin ich mit Claire nach Gamarra gefahren, das Viertel, in dem die ganzen Textilien hergestellt werden. Ist nicht ganz ungefährlich dort, also habe ich mich in meine „chicsten“ Klamotten geschmissen und mein Geld so versteckt, dass es keiner findet. Ist ein richtiges Einkaufsparadies dort und die Preise verführen dazu haufenweise Dinge zu kaufen, die man eigentlich gar nicht braucht. Ich konnte mich aber beherrschen. Weiß schließlich, dass ich eh nicht mehr nach Hause mitnehmen kann, als das, was ich hierher gebracht habe. Nur einen dicken Schal und ein paar Ketten hab ich mir gegönnt. Wenn ich schon nicht so viele verschiedene Kleidungsstücke hab, so möchte ich wenigstens mit Accessoires für Abwechslung sorgen. Und am Samstag waren Claire, Gustavo und ich im Zentrum von Lima. Dort findet man auch, was das Herz begehrt. Passagen voll von Bastelmaterial (dort werden Karten angefertigt, Kindergeburtstage vorbereitet...), Perlen für Ketten, Haustiere (und sogar gut ernährt und gepflegt) etc. Die Stunden verfliegen gerade so. Nach dem Essen im Chinesischen Viertel mussten wir dann aber doch nach Hause, um was für die Uni zu tun. Bis 11:30pm waren wir fleißig, doch dann zwang uns eine Stromausfall mit ein paar Kerzen das Bett aufzusuchen.

Da hätte ich ja fast vergessen, dass wir vor zwei Wochen mal so richtig schön weggegangen sind. War der Geburtstag von einer Freundin. Nach ein paar Stunden vorglühen in einem mexikanischen Restaurant, gings in eine Großraumdisco. Während die meisten den Techno-Saal bevorzugten, haben Gustavo und ich zu lateinamerikanischen Rhythmen das Tanzbein geschwungen. Und das besondere an der Disco war, dass sie bekannt ist für die ihr homosexuelles Publikum. War mal eine neue Erfahrung, aber eine gute. Vor allem weil ich als Europäerin endlich mal bewahrt war vor aufdringlichen Blicken *:)*.

Bevor ich meinen kleine Bericht für heute beende, möchte ich gerne noch ein paar Nachrichten, was Peru betrifft, mit euch teilen. Hier geht es momentan drunter und drüber. Seit ein paar Monate sind die nativen Einwohner des Amazonasgebiet im Streik und am 5.Juni ist die Situation eskaliert, was mit dem Tod einiger toter Indianer, wie auch Polizisten endete. Grund für die Unruhen war ein Gesetzeserlass, der es dem Staat und somit auch den Unternehmen erleichtert, an die nativen Gebiete heranzukommen. Ich bin kein Experte in Rechtsangelegenheiten, aber was man hört ist folgendes. Bisher war es so, dass Land im Naturschutzgebiet des Amazonas (Regenwald) nur verkauft werden durften, wenn alle Einwohner zustimmten, was dies natürlich erheblich erschwerte. Nach der Gesetzesänderung soll dies nun um einiges einfacher werden, da nur noch ein Teil sein OK geben muss. Und wie leicht ist es doch immer arme Leute durch eine kleine Finanzspritze von derartigen Verträgen zu überzeugen? Was hier vor sich geht ist nicht lustig. Was hat die Regierung veranlasst den Kauf von Grundstücken zu ermöglichen? Bodenschätze! Was dabei mit den Stämmen geschieht, die ihres natürlichen Lebensraumes beraubt werden, spielt dabei keinerlei Rolle. Im Fernsehen findet man Werbesendungen, besser passt wohl das Wort Propaganda, von der Regierung, die den Indianern vorwerfen, sie würden den Fortschritt des Landes bremsen. Da kommt mir die Galle hoch! Wie weit wird uns unsere Habgier noch führen? Was machen wir erst wenn es keine Regenwälder mehr gibt, wenn die letzten noch überlebenden Stämme ihren Lebensraum zugunsten von Fabriken räumen müssen?

Und was geschieht in den Anden. Dort ist, wie in Lima, der Winter eingekehrt. Es gibt keine Heizungen, kein Geld für gute Kleidung oder Medikamente und die Temperaturen sind mittlerweile auf weit unter 0 Grad gesunken. Täglich sterben Kinder in Puno (Titicacasee) und das Jahr für Jahr, ohne dass der Staat eingreift. Für die notwendigen Behandlungen der Schwächsten muss eine Familie ihr ganzes Monatsgehalt aufbringen und dennoch erwartet sie der Tod. Aber wieso soll man den Menschen helfen? Sie sind doch selbst schuld, wenn sie sich nicht dem Fortschritt der Metropole anschließen, also wieso für Menschen, die nur Kosten verursachen, Geld ausgeben?

Und jetzt haltet euch mal vor Augen welch ein Theater wegen der Schweinegrippe veranstaltet wird. Opferzahlen, die man an wenigen Fingern abzählen kann. Und wer fragt nach den über 150 Kindern, die innerhalb kürzester Zeit in Puno erfroren sind? Niemand. Wer weiß überhaupt, wo Puno liegt, geschweige denn Peru?

Genug jetzt, tut nur weh, wenn man länger darüber nachdenkt.

So, jetzt fülle ich meine Biskuitrolle *:)*

Mittwoch, 27. Mai 2009

Verschnaufpause


Ich weiß, die Abstände in denen ich meinen Blog schreibe, werden immer länger. Aber diesen Monat gings wirklich rund. Gerade habe ich meine Abschlussprüfung für diesen Monat Englisch geschrieben und endlich ist durchatmen angesagt.

Muss mal in meinem Kalender nachsehen, ob überhaupt etwas besonderes geschehen ist die letzten Wochen, abgesehen von Bücher wälzen und Englisch lernen.

Ah ja, nach einem erneuten Kampf mit den Behörden habe ich letztlich doch noch mein endgültiges Visum bekommen (das letzte Formular galt nur übergangsweise). Will gar nicht mehr zurückdenken, denn bei dem ganzen Behördenkram ist mir regelrecht der Kragen geplatzt. Vergessen wir das Thema, ist ja alles gut gegangen.

Das Drama Visum hinter mir, gings gleich auf ins nächste Abenteuer: Semester-Zwischenprüfung in spanischer Kolonialliteratur. Hatte große Bedenken diese Prüfung einigermaßen gut zu bestehen, da die Professorin, wie bereits erwähnt, nicht ohne ist. Aber ich habs gemeistert und das mit einem zufriedenstellenden Ergebnis *:)*. Darauf folgten meine regelmäßigen Englischprüfungen und ein Berg von Lektüre. Ist zwar schön, wenn man die Chance hat viel zu lernen, doch irgendwann ist auch mal Schluss. Mit Englisch mache ich nun also mindestens einen Monat Pause und wenn ich es schaffe fleißig selbst zu lernen, kanns sein, dass ichs ganz lasse. Bringt mir zwar einiges, aber erstens Mal freut sich mein Konto über eine Verschnaufpause und zweitens geht die Uni ganz klar vor. Juhu, ich hab die Abende frei! Naja, frei nur in dem Sinne, dass ich nicht mehr außer Haus muss und ab und zu ins Kino gehen kann (ist auch schon für Montag geplant). Aber wichtiger ist sind jetzt meine zwei anstehenden Seminararbeiten, die ich bis mitte Juli abgeben muss und womit ich noch nicht begonnen habe. Tja, das Studium wird einem halt nicht einfach geschenkt. Doch es macht Spaß und dafür investiere ich gerne meine Zeit.

Mitte Mai haben wir Paulina, eine Freundin aus Polen, und ihren Freund verabschiedet. Die beiden waren ca. 1,5 Jahre in Peru und kehren jetzt zurück in sein Heimatland, Italien. War ein schöner Abend und eine lange Nacht. So ist das, die einen kommen, die anderen gehen, ein ständiger Wechsel, der manchmal nicht leicht ist, aber das Leben umso interessanter macht.

Das waren schon die wichtigsten Neuigkeiten. Abgesehen davon habe ich mich nur gelegentlich mit Freunden getroffen, hab mir Vorträge angesehen oder wir sind schick essen gegangen. Am Wochenende möchten wir einkaufen gehen. Das haben wir uns schon lange vorgenommen, doch dafür wollen wir ins Zentrum fahren und das nimmt meist viel Zeit in Anspruch. Brauchen aber unbedingt ein paar Küchenutensilien und ich v.a. Winterkleidung. Zwar scheint die Sonne noch fast jeden Tag, aber morgens und abends wird es richtig frisch. Hab mir schon schöne Halstücher gekauft (der Wind ist tückisch) und nun brauche ich noch Handschuhe, warme Hausschuhe (das wichtigste) und evtl den einen oder anderen Pullover. Denke ich da an den Frühling in Deutschland, werde ich ganz blass vor Neid, aber euch sei es vergönnt und ich hatte schließlich lange genug Sonne.

Bevor ich es vergesse: Meinen Augen geht’s bestens *:)*.

Jetzt ist es doch schon wieder nach 11pm und ich höre das Bett rufen. Also verabschiede ich mich für den Augenblick, wünsche euch süße Träume und eine schöne Zeit.

Freitag, 1. Mai 2009

Oasis-Konzert mit Adlerblick :)

01.04.2009

Viel passiert, wo fang ich an?

Die Woche nach meinem letzten Blog war relativ ruhig. Am Samstag haben wir Gustavo´s Geburtstag noch etwas nach gefeiert, dieses Mal mit seinen Verwandten und sonst stand fast nur lernen auf dem Plan. Am Freitag hab ich dann meine Augenärztin besucht. Hat gecheckt, ob ich für eine Laser-OP in Frage komme, sprich, ob sich diese ohne Probleme durchführen lassen würde. Und wenige Minuten später hatte ich dann schon einen OP-Termin für Montag, den 27. April, in einer Klinik. Ging so schnell, dass ich es bis Montag nicht wirklich geglaubt hab. Hab also das Wochenende wie eine Verrückte gelernt, weil es hieß, ich dürfte nach der OP für mindestens eine Woche weder lesen, fernsehen, noch am PC sitzen. Und da bei mir kein Tag ohne lesen vergeht, musste ich die ganze Woche im voraus vorbereiten. Am Montag Abend stand dann auch wie versprochen meine Ärztin vor mir, da sie mir angeboten hat, mich zu begleiten. Es wurden noch die letzten beiden Tests gemacht (mit deutschen Geräten) und kaum 10 Minuten später lag ich schon im OP-Saal. Meine größte Sorge war, dass ich meine Augen nicht ruhig halten könnte, denn davor hat man mich besonders gewarnt. Bewegt man die Augen während dem Eingriff kann es sein, dass das Ergebnis nicht wird wie gewünscht. Aber da ich meinen Blick auf ein paar rote Punkte, die für mich wie ein kleiner Sternenhimmel ausgesehen haben, richten sollte, viel mir das ganze nicht schwer. Hab mich gefühlt wie auf einer Raumstation (auch wenn ich noch nie auf einer war). Und ruckizucki stand ich wieder vor Gustavo. Er meinte, er hätte es nicht einmal geschafft zwei Seiten zu lesen, da war schon alles vorbei. Hab zwei transparente Augenklappen bekommen und da ich meine Augen kaum öffnen konnte, hat meine Ärztin uns bis fast nach Hause gebracht. Brannte dann noch ein wenig, weshalb ich mich gleich ins Bett gelegt habt. Die Nacht war ruhig und am nächsten Morgen bin ich dann schon einäugig durch die Wohnung gesprungen (meine rechtes Auge wollten noch ruhen) und hab versucht festzustellen, inwieweit ich ohne Brille was erspechte. Gustavo musste dann in die Arbeit, stand aber wenige Stunden später schon wieder vor mir, um mich zur Klinik zu begleiten. Dort hat man mir die Augenklappen abgenommen und Sehtests gemacht. Ergebnis: 100% Sehstärke!!! Keine Schmerzen, durfte schon wieder alles ganz normal machen, bis auf Sport und Chlorwasser sollte ich/und soll ich auch meiden. Die einzige Spur die noch immer zu sehen ist, sind zwei rote Flecken in den Augen (Art Blutergüsse), die aber langsam schwächer werden. Hab zwei Tage danach noch brav Sonnenbrille getragen, auch abends und pass noch auf zu intensive Sonnenstrahlen auf. That´s all! Hätte wirklich nicht gedacht, dass das alles so einfach ist, da ist Blut abnehmen wesentlich unangenehmer ;). Bin gleich am Tag nach der OP wieder zu meinem Englischunterricht gegangen und so ging das Leben weiter wie immer, eben nur mit einem Adlerblick. Am Samstag gabs dann eine Babyshower (Babydusche). Das ist ein Brauch hier. Man trifft sich, bevor ein Baby auf die Welt kommt, um Geschenke auszutauschen und den künftigen Eltern alles Gute zu wünschen. Ist Gustavo´s Tante, die diese Woche entbindet. Und diese Woche hatte ich mein erstes Referat. War ich nervös! Liegt hauptsächlich an der Professorin, die sehr streng ist und dich ständig unterbricht während deiner Präsentation. Aber ist zum Glück alles gut gegangen. Bin jedenfalls erleichtert, dass ich es hinter mir hab. Hab im Anschluss Soraia besucht. Soraia ist Brasilianerin und mit einem Peruaner verheiratet. Sie ist schon etwas älter wie ich, aber ich hab sie jetzt schon richtig ins Herz geschlossen. Haben uns vorgenommen, in Zukunft öfter etwas gemeinsam zu unternehmen. Bei ihr habe ich das erste Mal einen original brasilianischen Kaffee probiert. Mmh, lecker! Und später sind Gustavo und ich dann mal auf gut Glück zum Nationalstadium gekurvt, in der Hoffnung billige Tickets für das Oasis-Konzert aufzutreiben. Man muss nur die ersten Lieder abwarten und dann hauen sie die Tickets zu Spottpreisen weiter. Haben welche für S/. 30 (ca. €7,50)/Ticket ergattert. Zwar haben wir im Endeffekt nur die Hälfte des Konzertes gesehen, aber dafür, dass wir keine Fans sind und auch nicht so viele Lieder kennen, war es eine gute Idee hinzugehen. Im Anschluss haben wir uns mit ein paar Freunden getroffen, die ebenfalls kurzfristig Karten bekommen hatten, und sind noch in ein Rock-Lokal gegangen. War ein toller Abend und wir konnten endlich mal wieder etwas abschalten.


Hab übrigens die Woche die Abschlussprüfung für meinen zweiten Englischkurs gehabt. War ein sehr gutes Ergebnis und ich würde gerne eine international anerkannte Prüfung machen, die es mir später ermöglicht, leichter an einer englischsprachigen Uni aufgenommen zu werden. Doch leider ist diese im November und da bin ich nicht mehr hier. Vielleicht ergibt sich in Deutschland die Möglichkeit. Am Dienstag geht’s wieder weiter mit Englisch. Genieße also im Moment die freien Abende.

Jetzt muss ich aber lernen. Wartet ein ganzer Berg auf mich. Freu mich von euch zu hören! Bussi

Samstag, 18. April 2009

Cajamarca


17.April 2009

Dieses Mal habe ich euch lange auf meinen Blog warten lassen. Doch die Woche gabs so viel zu tun, dass ich kaum zum Luft schnappen gekommen bin.

Jetzt aber zu unserem kleinen Urlaub.
Von Mittwoch auf Donnerstag haben wir bei Gustavo zu Hause übernachtet, da wir bereits um 4am aufstehen mussten, um rechtzeitig am Flughafen zu sein. Und es war letztlich eine gute Idee so früh wie möglich aufzubrechen. Denn bereits auf dem Weg zum Flughafen hat Gustavo´s Papa anmerken lassen, dass er seinen Ausweis in der Arbeit vergessen hat und nun beunruhigt sei, da er nicht wisse, ob er ohne dieses Dokument fliegen könne. Natürlich geht das nicht, doch da es hier immer Sonderregelungen oder Ausnahmen gibt, habe ich mich mal vorsichtig im Hintergrund gehalten und auf das Beste gehofft. Beim Check-In dann die befürchtete Antwort: Ohne Ausweis geht’s nirgends hin. Was tun? Gustavo´s Papa (heißt übrigens Manuel) war erst einmal fertig mit der Welt, da er sich doch so auf seinen Urlaub gefreut hat. Man muss dazu sagen, dass er seit gut 10 Jahren keinen richtigen Urlaub mehr hatte und Tag ein Tag aus hart arbeitet. Nun gut, Olga (Gustavo´s Mama) hat gleich versucht eine Lösung zu finden. Wenige Minuten später waren die beiden schon auf dem Weg zum nächsten Kommissariat, wo man ihnen einen einen Wisch ausstellen sollte, der besagt, dass es sich auch wirklich um Manuel und nicht um jemand anderen handelt. Dem Flughafenpersonal war die Situation scheinbar schon bekannt, denn verwundert haben sie nicht auf mich gewirkt, als sie ihn dort hinschickten :). Also hieß es für uns zwei nur warten und hoffen. Und wer sagts denn, nach nicht einmal einer Stunde waren sie wieder bei uns, mit Dokument und sichtlich erleichtert. Der Rest verlief problemlos. Bis auf dass es im Flieger eiskalt war und komische Nebelwolken aus der Klimaanlage kamen, konnte man sich nicht beklagen. Nach einer Stunde dann die Landung in Cajamarca. Die Stadt befindet sich in den Anden auf gut 2750m und ist bekannt für ihre Geschichte, leckeren Käse und die gute Luft. Also fast eine kleine Schweiz, nur ohne Schnee. Ein Taxi hat uns direkt bei unserer Unterkunft abgeliefert. Haben schon von Lima aus über die Besitzerin der Herberge, in der wir die ersten beiden Wochen waren, und die zufällig aus Cajamarca kommt, zwei Zimmer reserviert und zwar bei ihrer Schwester. Ja, so funktioniert das. Anstatt in irgendeinem Touristenhotel abzusteigen, sind wir in einem schönen Familienhaus gelandet, das nur gelegentlich Zimmer vermietet. Sind bereits an der Tür ganz lieb von Bessy, der Eigentümerin des Hauses empfangen worden. Und dazu durften wir gleich die Bekanntschaft mit Dinki (einem Hündchen, oder eher eine Riesenmaus, schwer zu beschreiben) und Aurora (ein lustiger Papagei, der durchs Haus wandert und nicht mehr als „Hallo“ gelernt hat) machen. Die beiden haben uns von da an regelmäßig Ständchen gesungen und das solltet ihr wirklich mit angehört haben. Dinki hat losgelegt mit ihrem quietschenden Hundegejaule und Aurora hat für ein lautstarkes Echo gesorgt. Während wir uns gemütlich eingenistet haben, hat Bessy unser Frühstück zubereitet. Etwas gestärkt nach der kurzen Nacht, gings dann gleich auf Erkundungstour. Haben die Gelegenheit genutzt bereits am Anreisetag einen kleinen Ausflug zu unternehmen. Also sind wir nach Otuzco gefahren. Otuzco sind Grabstätten aus der Zeit vor der Inkaherrschaft, die mitten im Gebirge zu bestaunen sind. Jetzt werdet ihr euch fragen, was denn so faszinierend an Gräbern sein kann. Es sind riesige Felswände, in die Löcher gemeißelt wurde. In die Fensterchen wurden Schädel und Knochen mit wertvollen Grabbeigaben gelegt und im Anschluss verschloss man diese fein säuberlich. So erhielten die Verstorbenen einen ihnen würdigen Platz und hatten die besten Voraussetzungen auf ein schönes nächstes Leben. Zur Zeit des Tahuantinsuyo (Inka-Reich, das von etwa 1400 bis zur Eroberung durch die Spanier große Teile Lateinamerikas beherrschte) wurden die Gräber geplündert und für andere Zwecke benutzt, zum Beispiel als Kornspeicher. Die darin gefunden Schätze sollte Anfang des 16. Jahrhundert zur Auslösung des Inka-Herrschers Atahualpa aus der spanischen Gefangenschaft dienen, was jedoch letztlich mit dessen Hinrichtung endete. Aber ich will euch jetzt keinen Geschichtsunterricht geben. Damit möchte ich lediglich zeigen, dass ein paar Löcher in einer Felswand durchaus viel mitzuteilen haben können. Leider verlieren sich diese Werte für viele mit der Zeit. So sehen viele Kinder, laut unserem Reiseführer, die Ventanillas (Fensterchen) heute als Spielplatz, verstecken sich darin und wollen oftmals nicht mehr rauskommen. Wenn die Kleinen wüssten, dass darin der Tod ruhte... Was gabs auf der Tour sonst noch zu sehen? Haben eine Hacienda (Landgut) besucht und durften verschiedene Käsesorten probieren. Müde sind wir abends wieder in Cajamarca angekommen. Gab nur noch eine heiße Schokolade und dann war Bettzeit angesagt. Am nächsten morgen dann sind wir auf eigene Faust durch die Stadt gezogen. Haben zum Bespiel das Cuarto de Rescate angeschaut. Das ist ein kleines Steinhäuschen, in dem man Atahualpa gefangen hielt. Der Deal war damals, dass Atahualpa die Kammer zweimal mit Gold und Silber füllen würde und zwar so weit, wie sein Arm in die Höhe reichte. Aber da Abmachungen, bei denen es um viel Geld geht, selten gehalten werden, hat man ihn stranguliert, kurz bevor genug Edelmetalle aus dem ganzen Reich herbeigeschafft worden waren. Von dort aus sind wir nach Santa Apolonia, einem Aussichtspunkt, gewandert. Von wo aus vor vielen hundert Jahren der große Inka-Herrscher sein Tal überwachte konnten nun wir vier die grandiose Aussicht genießen. Eine Stadt, eingerahmt von Bergen und grünen Hügeln. Nach einer kleinen Pause in unserer Herberge gabs ein lecker Mittagessen (mit Anden-Schwammerln), bevor unsere nächste Tour auf dem Plan stand. Dieses Mal führte uns unsere Weg zur Collpa (ein großes Landgut, das den Touristen zur Besichtigung frei steht). An und für sich nichts besonderes, die Attraktion sind lediglich Kühe, die alle einen Namen haben, auf den sie auch hören. Für Stadtmenschen wohl das Highlight, für mich nix besonderes. Kühe kenne ich schließlich zur genüge. Besser hat mir das kleine Dorf Llacanora gefallen, wo wir das Glück hatten zwei Mega-Wasserfülle bei Sonnenuntergang zu bestaunen. Auf den Fotos kommt das leider kaum rüber. Da ichs nun mal nicht so hab mit der Technologie, habe ich immer noch nicht rausgefunden, welche Einstellung ich bei welchen Lichtverhältnissen brauche. Aber Foto machen ist schließlich nicht alles, der Anblick war atemberaubend. Diese Tour beendeten wir mit einer kleinen Rast bei den Baños del Inca (Inka-Bädern). Dazu aber später mehr, denn baden waren wir dort erst am darauf folgenden Tag. Und schon sind wir am Samstag, unserem vorletzten Tag angelangt. Morgens machten wir uns auf die Reise zur Granja Porcón (einem Art Zoo). Halt haben wir kurz zuvor an einem Ort gemacht, wo Steinstatuen angefertigt werden. Da gabs wirklich schöne Kunstwerke. Ich hab mir ein kleines Gebilde geleistet, das das Aufeinandertreffen von Pizarro (spanischer Eroberer von Peru) und Atahualpa zeigt. Gustavo hingegen, typisch Mann, war mehr von technisches Figuren begeistert, also hat er sich einen Steinbagger gekauft :). Im Anschluss haben wir den Zoo besucht, wo wir ewig spazieren gegangen sind. Manche Tiere hatten einen sehr kleinen Käfig (und wie viele von euch wissen weigere ich mich normalerweise Tierparks zu besuchen, eben aus diesem Grund) doch die Mehrzahl hatte genug Freiraum und sah gepflegt und gut ernährt aus. Ein leckeres Essen und dann hat uns der Bus langsam wieder zurück in die Stadt gebracht. Nachmittags sind wir auf eigene Faust zu den Inka-Bädern gefahren. Das sind heiße Thermalbäder, die natürlich sehr gesund sind, solange man nicht zu lange in dem mit Sulphur gespeisten Wasser verweilt. Ich weiß das aus eigener Erfahrung, da ich schon in Erding Kreislaufprobleme bekommen habe, nachdem ich zulange im Schwefelbad war. Aber wieder mal nix draus gelernt. Sind kleine Räume, mit Schwimmbecken für jeweils zwei oder ein paar mehr Personen, die man für eine halbe Stunde anmietet. Länger als 25 Minuten ist nicht empfehlenswert zu plantschen. War aber so schön, dass ich nicht raus wollte. Die Strafe kam ich Anschluss. Hat mich erst einmal fast umgehauen, als ich aus dem Wasser bin. Zum Glück gab es eine Krankenstation und die Ärztin hat mich gleich mit Massagen und Alkohol (lediglich zum inhalieren) versorgt. Meinte ich wäre stark dehydriert und müsse mich schonen die nächsten Stunden. Bin eine Weile flach gelegen, doch langsam gings wieder aufwärts. Kopfschmerzen hatte ich allerdings noch bis lang in den Sonntag hinein. War mir hoffentlich dieses Mal eine Lehre. Abends sind wir dann richtig schick essen gegangen, da wir in Gustavo´s Geburtstag reinfeiern wollten. Haben uns das nobelste Hotel der Stadt ausgesucht, mit Blick auf den Plaza de Armas (Zentrum der Stadt). Bis ca. 1am haben wir beisammen gesessen und den Abend ausklingen lassen. Und da alles sein Ende hat, brachen nun die letzten Stunden in den Bergen an. Geplant war eigentlich nicht mehr viel und da ich auch noch nicht so richtig regeneriert war, wollten wir nur ein bisschen durch die Stadt spazieren und evtl. das eine oder andere Souvenir kaufen. Doch dann meinte Bessy, wir könnten auf keinen Fall Cajamarca verlassen, ohne Cumbe Mayo (Berglandschaft mit archäologischen Funden) besucht zu haben. Kurzum hat sie uns in ihr Auto gesetzt, mit ihrer Enkeltochter Andrea und dem Dinki-Hündchen und auf gings. In Serpentinen tuckelten wir den Berg hinaus, bis auf über 3000m. Eine gigantische Aussicht bereits während der Fahrt und noch um einiges faszinierender die Landschaft am Zielpunkt. Grün, Grün, Grün, Trampelpfade und Berge wohin man den Blick schweifen lies. Sind eine ganze Weile gewandert, haben die Natur auf uns wirken lassen und die Wasserkanäle und Hieroglyphen aus der Inka-Zeit bestaunt. Außerdem gibt es dort Felsformationen, die laut den Anwohnern aussehen wie Franziskanermönche mit ihren Kapuzen. Noch einmal soviel gute Luft wie möglich einatmen, um einen möglichst großen Speicher anzulegen, bevors wieder in die versmogte Großstadt geht.
Toller Vormittag! Blöd nur, dass Bessy´s Autoreifen die Heimfahrt nicht überlegt hat. Platt! Jeder schon etwas unruhig, da wir bald am Flughafen sein mussten, sind Olga und ich zurück zur Herberge gefahren, um die letzten Sachen zu packen. Die Männer durften zwischenzeitlich das Auto bewachen, bis die Mechaniker eintrudelten. Dank einer netten Dame, die in Bessy´s Haus arbeitet, wurden wir mit einem guten Essen überrascht und haben es dann doch geschafft, rechtzeitig am Check-In Schalter zu stehen. Die Erleichterung währte nur kurz, denn wie sollte es auch anders sein, natürlich gabs wieder ein kleines Hindernis. Und wenn ich daran denke, werde ich ganz grün und blau vor Wut. Was passiert ist, ist folgendes. Am Samstag hatte Olga bei der Fluggesellschaft angerufen, um sich die Flugzeit bestätigen zu lassen. Zwei Stunden Verspätung hieß es. Gut, kein Problem, so hatten wir noch mehr Zeit in Cajamarca. Dann aber, wir pünktlich am Flughafen, heißt es, wir wären eine halbe Stunde zu spät und könnten deshalb nicht mehr in den Flieger. Hätten sies bei der Ausrede belassen, hätte ichs vielleicht noch eher akzeptiert. Doch dann die Begründung. Zwar wären unsere Plätze noch verfügbar, doch hänge es nun von den Wetterbedingungen ab, ob wir noch zusteigen könnten oder nicht. Angeblich wären vier weitere Passagiere zu viel, sollte die Temperatur nicht um ein paar Grad sinken. Gut, wir hatten etwa 15 oder 16 Grad. Seltsam! Würden also zu viel wiegen, und sollten sie doch noch die Genehmigung für uns bekommen, dann müssten sie uns auf jeden Fall das Gepäck nachsenden. Jetzt der Clue, wären wir eine halbe Stunde früher da gewiesen, hätte unser Gewicht keine Rolle gespielt und sie hätten uns ganz normal eingecheckt. Muss man das verstehen? Hielten die uns für bescheuert? Sind schon nach kurzem auf die Barrikaden gegangen. Sie meinten, sie müssten auf die Autorisation des Piloten warten, doch der sei leider bis kurz vor Abflug nicht erreichbar. Fassen wir zusammen: Eine große Fluggesellschaft, die ihre Maschine lediglich den Wetterbedingungen nach füllen kann, deren maximale Belastung davo abhängt, um welche Uhrzeit man den Flughafen erreicht und zu der es keine Kommunikationsmöglichkeit gibt....... Die müssen uns doch für komplett bescheuert gehalten haben. Nachdem wir sie aber permanent genervt haben und schon mit der Polizei gedroht hatten, durften wir ganz plötzlich zusteigen. Komisch, oder? Eine nahe liegende Erklärung: Sie hatten die Tickets andersweitig zu einem höheren Preis verkauft. Das machen leider viele Gesellschaften gerne. Zugeben würde dies jedoch keiner. Naja, lange Rede kurzer Sinn, wir haben erreicht was wir wollten und ich werde es vermeiden nochmals mit der Star Perú (Fluggesellschaft) zu vereisen.
Am Sonntag Abend sind wir wieder gut zu Hause angekommen.
Schön, dass ich am Montag immer frei hab, bis auf Englisch, denn die auf die Reise folgenden Tage waren wirklich stressig. War nur am lernen, um den Stoff aufzuholen, den ich am Wochenende nicht vorbereiten konnte. So sehr habe ich mich schon lange nicht mehr auf zwei oder drei freie Tage gefreut.
Mittlerweile haben wir schon Samstag. Um 7:30pm gehen wir mit Gustavo´s Familie essen, ist noch eine kleine Nachfeier für seinen Geburtstag, da er den normalerweise immer mit seinen Leuten verbringt. Und abgesehen davon, steht nur lernen an. Kommen gerade vom essen. Sind zwei kleine Jungs in dem Restaurant aufgetaucht, um für die Leute zu singen, womit sie ihr Geld verdienen. Gustavo hat sie an unseren Tisch eingeladen. Ich weiß, für einen Europäer klingt es komisch, aber die Kinder hier sind überglücklich wenn man ihnen das Essen anbietet, das man selbst nicht mehr schafft. Haben ein wenig über ihr Leben erfahren und ganz zufrieden sind die beiden dann wieder davon gezogen. Ist immer besser den Kindern Essen, anstatt Geld, zu geben, denn das was sie verdienen müssen sie zu Hause abgeben, aber eine warme Mahlzeit nimmt ihnen keiner mehr.

Soweit habe ich euch fast wieder auf den aktuellen Stand gebracht. Will mich jetzt nicht in Details verlieren und euch außerdem nicht noch mehr eurer wertvollen Zeit stehlen. Kommen in nächster Zeit noch ein paar aufregende Dinge auf mich zu, aber dazu dann mehr, wenn es soweit ist.

Dienstag, 7. April 2009

Urlaub steht bevor - Cajamarca ruft

Ups, ist doch tatsächlich schon wieder über eine Woche vergangen. Wo ist die Zeit hin???

Muss mich dieses Mal leider auch etwas kurz fassen, weil mich noch ein Haufen Lernstoff erwartet und wir übermorgen früh nach Cajamarca reisen. Hab euch doch erzählt, dass wir ein paar Tage in den Bergen verbringen, oder?

Bin mittlerweile in meinem zweiten Englisch-Kurs. Haben eine relativ junge Lehrerin, die den Unterricht sehr gut gestaltet. Doch es wird auch nach wie vor viel verlangt. Heute habe ich ausnahmsweise mal blau gemacht. Das kann man sich kaum erlauben, denn dann bekommt man so schlechte Bewertungen, dass es schwer ist, den Kurs zu bestehen. Aber trotz allem brauche ich diesen Abend, um zu lernen. Ist schon fast 22 Uhr und ich bin müde. Doch faulenzen ist in diesem Land ein Luxus, wenn man was erreichen möchte.

Wie habe ich also die letzten Tage verbracht. Nichts Spektakuläres ist passiert. Mal hab ich mich mit einer Freundin getroffen, andermal jemandem einen kleinen Besuch abgestattet... Doch wirklich auf andere Gedanken bin ich nur am Wochenende gekommen. Sind am Samstag an den Strand gefahren. Waren ein paar erholsame Stunden, doch leider konnte man kaum ins Wasser gehen. An der Pazifikküste ist es generell sehr stürmisch, sprich, ein Surferparadies aber nichts für Schwimmbegeisterte. Die Strömung und die Wellen sind so stark, dass man mühe hat, wieder das Ufer zu erreichen. Nichtsdestotrotz wars schön! Nachmittags dann Hausarbeit und etwas lernen. Abends haben wir es dann endlich geschafft tanzen zu gehen. Hätten uns aber das Geld sparen können. Wollten die Disko bei uns um die Ecke ausprobieren. Der Eintritt war schon einmal sehr teuer, die Belüftung miserabel und der Musikstil gewöhnungsbedürftig. Haben jedes Lied ein paar Sekunden angespielt und dann gewechselt. Und da soll ich den Rhythmus finden. Naja, gesehen haben wirs und fürs nächste Mal suchen wir uns einfach was besseres :). Ja und am Sonntag hab ich einen leckeren Kuchen gebacken – mal was ganz was neues -, da uns Gustavo´s Eltern am Nachmittag besucht haben. Waren ein paar gemütliche Stunden und ich hatte die Chance seine Eltern etwas besser kennen zu lernen. Sind wirklich sehr sympathisch und lieb, sodass ich mich schon richtig auf unseren gemeinsamen Kurzurlaub freue.

Bevor ich mich verabschiede: heute hat mein Yoga-Kurs angefangen. Glaub das könnte mir Spaß machen. Ab sofort trainiere ich vier Stunden pro Woche und dann werde ich merken, ob ich entspannter und ruhiger werde :). Immer mal was neues!

Nun aber zurück zu meiner Englisch-Lektüre: Morgen ist Prüfung angesagt!

Denk ganz fest an euch und melde mich, sobald wir wieder in Lima sind. Schöne Ostern und viel Spaß beim Osterhasen backen.