Sonntag, 16. September 2007

Zurück in Lima


Bin wieder zurück in Lima! Am Freitag um 13:30h bin ich wieder hier gelandet. Von der Sonne in den Nebel, aber es hat sogar ein wenig die Sonne hier geschienen.

Werd versuchen euch in wenigen Worten von meiner Woche in Pucallpa zu erzählen. Am Freitag bin ich nach einer Stunde Flug mit Gaudy in Pucallpa angekommen. Bei Aussteigen aus dem Flugzeug musste ich erst einmal nach Luft schnappen, so extrem ist die Hitze dort. Gaudy´s Stiefmutter, Elena, hat uns dort empfangen und mich gleich mal mit typisch tropischen Leckereien verwöhnt. Nachmittags sind wir dann mit Gaudy´s Papa, Norman, zum Essen gegangen. Hab gleich einen Haufen super netter Leute kennen gelernt. Und im Anschluss war erst einmal Klamotten kaufen angesagt. Mit meinen Wintersachen hätte ich dort nicht lange überlebt. Wer noch nie im Dschungel war kann sich die Hitze dort nicht vorstellen. Man schwitzt den ganzen Tag, muss mindestens dreimal täglich unter die kalte Dusche springen und es hat das ganze Jahr um die 35 Grad. Hab noch nie in meinem Leben so geschwitzt und wer mich kennt weiß, dass ich normalerweise nie so richtig schwitze. Aber gut tut die Hitze. Viel angenehmer als die schleichende Kälte in Lima.

Abends sind wir mit zwei Freunden tropische Fruchtcoctails trinken gegangen und im Anschluss in eine Disko. Karibikfeeling! Das schöne an den Diskos in Peru ist, dass man Leute aus allen Altersgruppen trifft. Sogar einige ehemalige Professoren sind Gaudy über den Weg gelaufen.
Zum Essen in Pucallpa kann ich nur sagen: Mmmhh! Es gibt nochmal mehr Früchte als in Lima, Früchte die einmalig für den Dschungel sind und die teils bis nach Japan exportiert werden. Eine typische Frucht ist zum Beispiel die aguaje. Man sagt, dass sie viele weibliche Hormone hat, weshalb die Frauen dort eine große Anziehungskraft auf die Männer haben. Kam mir auch wirklich so vor :-). Hab so viel gegessen die Woche über, dass ich in Lima erst einmal ein wenig fasten darf. Also Sorgen, ich als Vegetarier könnte verhungern, braucht ihr euch keine machen.
Pucallpa an sich ist eine nicht unbedingt kleine Stadt, in der hauptsächlich Motortaxis für den Transport zuständig sind. Macht einen riesen Spaß damit zu fahren. Sind also die meiste Zeit irgendwo in der Gegend rumgefahren. Überall Stände, wo man Kleidung oder Piraterieprodukte kaufen kann. Frisch gepresste Säfte, gebratene Meerschweinchen, Schildkrötenfleisch... Naja, manches will man lieber nicht sehen, aber so lebt man eben in Pucallpa. Wo man hinsieht entdeckt man Geier, die die Reste vertilgen und nachts sollte man gut auf sich aufpassen, weil es auch sehr viele Drogenabhängige und andere Kleinverbrecher gibt. Wer noch nicht davon gehört hat, vor allem im Dschungelgebiet werden viele Drogen und viel Bier vertilgt. Ist schließlich auch Drogenanbaugebiet. Ich hab allerdings keine schlechten Erfahrungen gemacht. Nur, dass der Alkohol recht wichtig ist, das ist unübersehbar. An den Wochenende wird teils den ganzen Tag gegrillt und gegen die Hitze wird ein Bierchen nach dem anderen geschlürft. Ganz witzig ist auch die Taktik einiger Diskos. Die Frauen dürfen bis ca. 23h alles kostenlos trinken, was sie wollen. Erst im Anschluss wird den Männern gegen hohe Eintrittskosten Einlass gewährt. Und das trägt natürlich nicht unbedingt zum guten Ruf der Dschungelfrauen bei.
Die Natur in Pucallpa ist einfach atemberaubend. Überall Grünflächen, exotische Pflanzen und Naturparks. Als Haustiere hält man sich teils Raubkatzen, Papageien oder Äffchen. Gaudy meinte, dass einige Studenten ihre Äffchen sogar mit in den Unterricht bringen.
Elena und Norman haben allerdings nur drei Hunde. Aber was für Hunde. Der Kleinste hat mir jeden Tag den Schlaf geraubt. So ein Giftzwerg! Schade, dass ich keine Aufnahmen von seinem Gebell gemacht hab. Unvorstellbar wie der jedes Mal abgegangen ist, wenn sich jemand der Eingangstür genähert hat. Aber Einbrecher hat er wies aussieht bisher erfolgreich abgewährt :-).
Wer jetzt den Eindruck hat, ich hätte bloß gegessen und gefaulenzt der täuscht sich. Sind fleißig, fast jeden Tag, ins Fitnessstudio gegangen. Fotos nach dem Training hab ich lieber nicht gemacht. Eine Dusche hätte man sich theoretisch sparen können. Aber ich hab ein paar nette Leute kennengelernt. Eine werde ich Ende des Monats in Lima auf einen Kaffee wieder treffen. Hab mich in einem Tanzkurs dort versucht. Oh, oh, die Rythmen muss ich erst noch trainieren. Afroperuanische Tänze, Samba.... Das ist schon eine Herausforderung für die steifen Gelenke der Deutschen. Aber ich mache Fortschritte.
In dem Haus von Elena und Norman hatte ich mein eigenes Zimmer mit Bad. Ein richtiger Luxus. Und Luxus war auch das Leben mit Gaudy´s Familie. Jeden Tag ein reichhaltiges Frühstück, Maria (Putzfrau) hat meine Kleidung gewaschen und Mittags sind wird immer Essen gegangen. Die Kosmetikerin war sogar da und hat meine Hände und Beine verwöhnt. Man kann also sagen, dass ich im Dschungel ein Leben genossen hab, wie nirgendwo anders. Elena hat mich mit Geschenken und Essen verwöhnt! Wow, unvorstellbar wie lieb die Menschen in Peru sind. Hauptsache in behalte sie und Pucallpa in guter Erinnerung.
Nachmittags haben wir uns dann die Gegend angesehen. Einmal sind wir nach San Francisco gefahren, ein kleines indigenes Dorf. Sind lange am See spazieren gegangen und haben ein wenig die Missionare beobachtet, die gerade den Frauen dort im Gegenzug zur Taufe finanzielle Unterstützung angeboten haben. Wie lächerlich! Aber die Frauen sind froh über das Geld.
Was könnte ich euch noch erzählen? Hab so viele Bilder in meinem Kopf, dass es schwer ist alles zu Papier zu bringen. Ich bin Gaudy jedenfalls sehr dankbar, dass sie mir diese wunderschöne Woche in Pucallpa ermöglicht hat. So hatte ich die Gelegenheit direkt das Leben dort kennen zu lernen und die Chance bekommen nicht viele. Einmal sind wir sogar Motorrad gefahren :-). Wie ich dieses Gefühl vermisst hab. Hätte selbst auch fahren dürfen, aber da es hier kaum Helme gibt und ich völlig aus der Übung bin hab ich das lieber sein lassen. Außerdem waren wir auf einer Geburtstagsfeier von Sergio, Freund von Gaudy, haben viele ihrer Bekannten besucht, uns die Uni von Ucayali (Region zu der Pucallpa gehört) angeschaut und ich durfte sogar mit zu einer Babyshower. Was das ist?! Wenn jemand ein Baby bekommt versammelt sich ein Haufen Frauen in der Wohnung der frischgebackenen Mama, um Geschenke für das Baby zu bringen und die Familie zu beglückwünschen. Man trinkt Coctails und knabbert peruanische Spezialitäten. Dann noch ein paar Spielchen und sobald das Baby müde wird geht man wieder nach Hause. Dort hab ich auch eine sehr nette ältere Dame getroffen, deren Schwester in Deutschland lebt. Ganz stolz hat sie mir ihre wenigen Deutschkenntnisse präsentiert. Und das überrascht mich immer wieder. Ständig lerne ich Leute kennen, die etwas deutsch sprechen oder schon einmal im Goethe-Institut Deutschkurse besucht haben. Einige können besser deutsch als englisch. Macht Spaß mal ein paar Worte in der vertrauten Sprache zu wechseln.
Nun gut, hiermit beende ich meinen Bericht über Pucallpa. Wenn ihr euch die Fotos anseht bekommt ihr eine kleine Vorstellung von dem Dschungel und oft sagen Bilder mehr als tausend Worte :-).
Nur noch kurz zu meinen Plänen für die nächste Woche. Am Mittwoch Abend fahren wir mit dem Bus nach Carhuaz (ein Dorf in den Anden). Gaudy hat uns auf ein Fest in den Anden eingeladen. Am Donnerstag bringen die Leute aus der Gegend ihre Spenden. Gaudy´s Papa spendet zum Beispiel einen Stier. Alles wird gesammelt, um dann am Wochenende so richtig schön feiern zu können. Dort werde ich traditionelle Tänze und das für dort typisches Essen kennen lernen. Wollen auch Ausflüge in die verschiedene Dörfer unternehmen, unter anderem fahren wir nach Huaraz, der Stadt aus der unsere Nachbarn kommen. Nach Lima werden wir am Sonntag zurückkehren, damit ich am Montag wieder zur Uni gehen kann, die ich sträflich vernachlässige im Moment. Am Montag werde ich anfangen meinen Koka-Globolis zu nehme, die helfen angeblich ganz gut gegen Sorroche (Höhenkrankheit). Immerhin liegt Carhuaz auf über 3000m.
So, jetzt muss ich ein bisschen lernen und Nik (Freund von Miriam) wollte ich die erste Deutschstunde geben. Da er nach Deutschland gehen wird und die Kurse im Goethe-Institut schon voll waren, hab ich mich als Lehrerin angeboten. Mal schaun, was da raus kommt.
Ist schon wieder so spät, aber ich bin erst um 13h aufgewacht, weil wir gestern Nelson´s Geburtstag ausgiebig gefeiert haben. Waren erst Pisco Sour (typischer peruanischer Coctail) trinken und sind im Anschluss in eine cubanische Disko, wo wir erst morgens wieder rausgekommen sind. Um ca. 5h waren wir dann endlich zu Hause. War aber ein richtig schöner Abend, nur dass ich zum lernen noch immer nicht gekommen bin und noch eine Woche Unterricht nachholen muss. Ich schäme mich ja schon ein wenig, so faul wie ich hier bin. Aber ich weiß ja nicht, wie ihr das seht, es ist doch viel wichtiger das Land und Leben hier zu genießen, als die Schulbank zu drücken. Zuhause bin ich eh immer so fleißig und jetzt leb ich ein halbes Jahr mal ein bisschen anders. Hab ich mir doch verdient, oder?
Hab euch lieb!!!!

1 Kommentar:

Alex hat gesagt…

Ja, eigentlich scho.
Aber jeder der fragt, was du da machst, muss angelogen werden. Ich sag immer du studierst da unten ein Semester lang. Ist ja nicht richtig, oder wie siehst du das?