Montag, 15. September 2008

Forum der Präsidenten von Amnesty International


Viel Zeit ist vergangen seit meinem letzten Blog. War so viel los die zwei Wochen, dass ich einfach keine ruhige Minute gefunden habe. Lasst mich mal überlegen, was ich alles gemacht hab.
Letztes Wochenende war entspannend. Am Samstag sind wir mit Theresia und Pablo ausgegangen. Wollten eigentlich in eine neue Bar in Barranco gehen. Sind auch dort angelangt, doch war leider alles reserviert. Müssen da aber auf jeden Fall wieder hin. Ist ein riesiges Gebäude, das ursprünglich für Kunstausstellungen genutzt wurde. Jetzt haben sie die ganze Lokalität in eine Bar umgewandelt. Hat richtig Stil und Ambiente. Aber bevor ich euch versuche zu beschreiben, wie das ganze gestaltet wurde, knipse ich lieber ein paar Fotos beim nächsten Mal.
Kurz und gut, sind schließlich in der "Noche de Barranco" gelandet. Ist ein Pub in Bohemia-Stil. Dort war ich schon des öfteren, u.a. auf zwei Konzerten. Haben einen schönen Abend verbracht und sind spät wieder zu Hause angekommen.
Am Sonntag konnten wir mal richtig die Seele baumeln lassen. Und abends hab ich Gustavo dann zum Essen in eine superleckere Pizzeria eingeladen. Nicht dass ich zuviel Geld hab, aber ich musste Wettschulden begleichen. Zwar weiß ich genau, dass ich Wetten generell verliere, aber trotzdem lasse ich mich immer wieder drauf ein. Ging um das Fußballspiel Spanien-Deutschland. Und als anständige Deutsche musste ich doch unserer Mannschaft den Rücken stärken. Weiß schon, warum ich kein Fußball mag. Aber gut, so haben wir wenigstens die Gelegenheit genutzt, um eine der besten Pizzerien in Lima auszuprobieren. Und glaubt mir, davon gibt es nicht viel. Pizza wie wir sie kennen und genießen findet man hier nur bei einem "richtigen" Italiener. Mmh, auf jeden Fall wars die Investition wert, denn so gut habe ich schon lange nicht mehr gegessen.
Ja und zu meiner letzten Woche habe ich eigentlich nicht viel zu sagen, spannend wurde es erst am Wochenende.

War die ganze Zeit am arbeiten. Und neben der Arbeit kämpfe ich mit Ácaros - kleine stechende Milben - die mir kräftig auf die Nerven gehen. Vor einiger Zeit hat Paulina erzählt, dass sie im Moment gegen dieses Ungeziefer ankämpft, das sie schon von oben bis unten zerbissen hat. Scheinbar ist das zu bestimmten Jahreszeiten besonders schlimm und keiner ist davor gefeit. Ich natürlich ganz großspurig: Mir ist ist das noch nicht passiert, hatte schon mal eine Flo als Bettgenossen und auch piksende Spinnen, aber Ácaros beißen mich nicht. Gustavo auch gleich ganz selbstsicher: Ich hatte damit auch noch nie Probleme. Tja, und am nächsten Morgen ist Gustavos ganzer Rücken zerstochen, einen Tag später haben sie sich über meine Beine hergemacht. Blöd, da waren wir wohl zu vorlaut. Hoffe, die sind bald satt und treten den Rückzug an. Machen kann mal scheinbar nicht viel gegen sie, denn der Spray von Paulina zeigt bisher keine Wirkung. Naja, ist im Endeffekt nichts anderes als Mücken, nur dass man die findet und vernichten kann, Milben aber nicht so leicht, da man sie das Glück haben für das menschliche Auge unsichtbar zu sein.
Zurück zur Arbeit. Zweimal hatte ich die Woche Abends Sitzung mit dem Politik-Komitee und abgesehen davon, habe ich mit Rosy - meiner Kollegin - ein Forum für dieses Wochenende organisiert.

Dazu ein paar Details. Nachdem in den letzten Sitzungen von AI in London einige Dokumente erstellt wurden, in denen Vorschläge unterbreitet werden, wie einiges im Bereich interne Demokratie bei Amnesty International (AI) komplett umstrukturiert werden soll, hat der Präsident von AI USA ein Forum einberufen, an dem alle Sektionen Amerikas teilnehmen sollten, um diese Änderungsvorschläge zu diskutieren. Und da die USA, gemeinsam mit Kanada das Forum finanzierten, kann man sich denken, dass es vor allem darum geht den Kontra-Part zu übernehmen, sprich, die Mehrzahl der Präsidenten von AI Amerika lehnen die Änderungen vehement ab. Nun gut, jedenfalls wurde Peru als Gastgeberland ausgewählt. Und da wir dies erst wenige Wochen vor dem Forum erfahren haben, hieß es für uns Überstunden machen. Für mich war dies der optimale Zeitpunkt, da ich gerade relativ wenig Aufgaben in der Arbeit hatte und schon angefangen habe mich zu langweilen. Letztlich wurde das "Sol de Oro", ein Nobelhotel in Lima ausgesucht, wo die Veranstaltung stattfinden sollte. Am Freitag - Beginn des Events - mussten noch die Arbeitsmaterialien vorbereitet werden und einige organisatorische Dinge, die wieder einmal auf den letzten Drücker vollen Einsatz forderten. Wochen hat man Zeit, doch alles spielt sich in den letzten 2-3 Tagen ab. Da könnt ihr euch vielleicht das Chaos und die Nervosität vorstellen. Dazu kommt, dass wir einige Tage ohne Internet im Büro auskommen musste, weshalb wir teils von zu Hause aus gearbeitet habe, um unsere Aufgaben erfüllen zu können.

Freitag Nachmittag, 2:30pm, sind Rosy und ich dann endlich im Hotel angelangt. Eine halbe Stunde später sollte das Forum beginnen. Ein bisschen aufgeregt bin ich ja schon. Hab mir meine schickste Kleidung angezogen, da man schließlich nicht jeden Tag auf so viele einflussreiche Leute trifft. Und es geht pünktlich los. Warum betone ich dieses Wort? Ganz einfach, Pünktlichkeit gibt es hier normalerweise gar nicht. So spricht man generell von der "hora peruana" (Peruanische Uhrzeit), was soviel bedeutet wie, subjektive Zeitrechnung. Eine Stunde früher oder später spielt demnach kaum eine Rolle. Aber Respekt, die Präsidenten lassen nicht lange auf sich warten. USA, Kanada, Puerto Rico, Venezuela, Kolumbien, Uruguay, Bolivien, Argentinien, Mexiko, Chile, natürlich Peru und sogar ein Vertreter aus Holland sind auf dem Forum vertreten. Alles tolle Menschen, man duzt sich von Anfang an und keiner hat Hemmungen sich ganz natürlich zu geben, ohne Anzug und förmliche Floskeln. Hab am ersten Tag Zeit die Diskussionen aufmerksam zu verfolgen. Die Sektionen erzählen von ihrer Arbeit und dem Informationsaustausch mit anderen Ländern. Und in der Pause habe ich dann Gelegenheit Karl aus Chile kennen zu lernen. An seinem Akzent und Namen ist mir schon aufgefallen, dass er europäischer - genauer gesagt, deutschsprachiger Abstammung ist - und das hat mich natürlich neugierig gemacht. Hat mir erzählt, dass seine Eltern aus Deutschland sind und kurz darauf haben wir auch schon angefangen deutsch zu sprechen. Lebt sein ganzes Leben schon in Chile, aber pflegt von Kindheit an unsere Bräuche und Traditionen. Ja und als wir uns munter auf deutsch unterhalten merke ich schon, wie Gina aus Kanada aufmerksam lauscht und sich langsam nähert. "Höre ich da deutsch" fragt sie. Und schon sind wir zu dritt, alle mit den selben Wurzeln. Gina hat deutsche Eltern, wurde aber in England geboren. Hat dann in Brasilien gelebt, ein Jahr in München und ihre jetzige Heimat ist Ottawa (Kanada). Na, wenn einem das nicht Heimatgefühle gibt. So groß ist die Welt und doch wieder so klein.

Der Tag ist also schnell vergangen und um ca. 8:30pm gehts dann endlich nach Hause.

Samstag morgen, 8:15am, springe ich dann wieder ins Taxi und düse zum Hotel. Hab mich bereit erklärt Samstag und Sonntag bis zum frühen Nachmittag zu arbeiten, um dann abgelöst zu werden. Rosy und ich bilden ein gutes Team und somit läuft alles wie am Schnürchen. Leider bleibt nun nicht mehr viel Zeit den Diskussionen zu folgen, weil immer irgendwas zu tun ist. Aber am Dienstag habe ich wieder eine Sitzung mit dem Politik-Komitee und da werden wir die Diskussionsresultate nochmal ausführlich besprechen. Genieße noch das Mittagessen im Hotel und mache mich um 2:30pm auf den Weg nach Hause.

Nik und Andres haben mich auf eine Taufe eingeladen. Und wenn ich schon die Chance hab, daran teilzunehmen, darf ich natürlich nicht nein sagen. Mache mich mit Nik auch pünktlich auf den Weg, um Andres abzuholen. Kurz darauf lassen mich die zwei Jungs aber auch wieder alleine mit der Familie von Andres. Und ich kenne absolut niemanden! Unterhalte ich ein wenig mit dem Mann von Andres´s Schwester. Ist Amerikaner und versteht so gut wie kein Spanisch. Ist aber ein lustiger Vogel. Lacht über alles und ist irgendwie ein interessanter Schlag. Frag ihn, ob er irgendwas mit Kunst am Hut hab, weil es so aussieht. Hat tatsächlich was mit Grafikdesign studiert. Aber ich sags euch, mein Englisch ist mittlerweile eine Katastrophe. Hilfe. Muss ich unbedingt wieder mehr üben.

Zwischenzeitlich holen die Jungs eine Torte für die anschießende Feier ab. Aber man kennt ja die peruanischen Chaoten. Andres´ Familie nimmt mich mit zur Kirche und die Taufe beginnt nach Plan. Doch wo sind die Jungs? So wichtig war es ihnen, dass ich sie begleite, und wer ist schließlich in der Kirche. Ich, ohne Nik, ohne Andres. Als die Zeremonie beinahe abgeschlossen ist, kreuzen sie endlich auf. Grund für die Verspätung. Haben sich die Chaquets mit Torte bekleckert und mussten sich erst einmal sauber machen, bevor sie zur Kirche gefahren sind. Was soll man dazu noch sagen?!

Ein paar Worte zur Taufe an sich. Ist ehrlich gesagt nichts besonderes und noch dazu ziemlich ähnlich wie bei uns. Was witzig ist, ist dass das Baby - oder in dem Fall Kind, da Micaela am selben Tag 2 Jahre alt wurde - einen Taufpaten und eine Taufpatin hat. Die Paten müssen offiziell erklären, dass sie dazu bereit sind, die Patenschaft zu übernehmen, wie bei einer Hochzeit. Ist das Zeremoniell vorbei verlassen die Eltern, Paten und das Kind mit dem Pfarrer die Kirche, um kurz darauf am Haupteingang wieder aufzutauchen. Begleitet mit Musik schreiten die dann zum Altar. Lustig, musste schmunzeln, weil dies nun wirklich sehr einer Hochzeit gleicht. Im Anschluss große Fotosession. Dazu sollte man erwähnen, dass hier besondere Ereignisse generell vom ersten bis zum letzten Moment auf Video aufgenommen werden und die Fotoapparate permanent um die Hauptakteure kreisen. Meiner Meinung nach etwas übertrieben, aber wems gefällt.

Ich persönlich muss ja sagen, dass ich mich immer weiter von der Kirche entferne, ist alles nur eine große Geschäftemacherei. Hier zahlt man den Pfarrer nach Minuten! Ein Baby nach dem anderen wird getauft, wenn das noch schön sein soll. Naja, soviel zu meiner Meinung.
Nach der Kirche gehts zu Andres nach Hause. Da Micaela, wie bereits erwähnt, am selben Tag Geburtstag hat, hat ihre Familie alles total schön hergerichtet und eine Feier für die Kleine organisiert. Besonders macht diesen Tag auch, dass extra die Familie aus den USA angereist ist. Deshalb haben sie auch so lange mit der Taufe gewartet, denn es ist nicht so leicht einen Tag zu finden, an dem alle teilnehmen können. Nun gut, jedenfalls hat mich die Art, wie hier ein solcher Tag gefeiert wird, echt begeistert. Alles wurde mit viel Liebe dekoriert und Micaela war selbst ganz hingerissen. Nach und nach ist eine Horde an Kindern eingetrudelt, um die "Show" zu sehen. Haben ein Mädchen organisiert, das verkleidet mit den Kindern Spielchen gemacht hat. Die Kleinen war ganz hin und weg. Hab mich am frühen Abend dann aber doch zurückgezogen, um noch ein wenig Zeit mit Gustavo verbringen zu können. Endlich haben wir uns mal wieder aufgerafft tanzen zu gehen. Sind in einer kubanischen Bar mit Live-Musik gelandet. Musste aber feststellen, dass wir den kubanischen Salsa noch nicht so ganz beherrschen. Also folgender Plan: Solange ich noch da bin, gibt Gustavo mir Tanzunterricht im normalen Salsa Tanzen und wenn wir uns das nächste Mal sehen, nehmen wir Tanzstunden, um den kubanischen zu lernen :). Hört sich doch gut an.
Am Sonntag bin ich dann etwas müde im Hotel angekommen, doch zum Glück war ich nicht die einzige. Auch die Präsidenten sind am Samstag ausgegangen, da wir für sie ein Essen in deiner Peña reserviert haben. Das ist ein Restaurant, wo die ganze Nacht traditionelle Tänze aufgeführt werden und man somit etwas die peruanische Kultur kennen lernt. Und wies der Zufall so will, war unsere kubanische Bar genau neben dieser Peña, weshalb ich versucht hab, ganz unbemerkt daran vorbei zu schleichen. Warum? Naja, weil ich auch dazu eingeladen war, doch einen Abend mit Gustavo bevorzugt hab. Und da will man natürlich nicht unbedingt gesehen werden ;).
Auf jeden Fall ist das Forum am Sonntag eine Stunde später losgegangen, was zu erwarten war. Pünktlichkeit gut und schön, aber jeden Tag ist dann doch zuviel verlangt. War aber kein Problem, man ist ja flexibel. Der Vormittag ist wie im Flug vergangen und dann habe ich mein arbeitsreiches Wochenende auch schon hinter mich gebracht. War dann allerdings zu nicht mehr viel fähig. Gustavo hat mir noch ein paar Salsa-Schritte gezeigt, haben uns Sangría gekauft, um gemütlich einen Film anzuschauen, doch nach einer Stunde war ich dann schon im Land der Träume. Schlaucht doch die Arbeit. Aber dafür hab ich heute frei. Toll, ein Tag für mich. Muss mich um einige Dinge kümmern, die mit der Uni zu tun haben, will etwas lernen, ein paar Telefonate führen, mir gemütlich was zum essen kochen und den Tag auf diese Weise verbummeln. Tut mal wieder so richtig gut. Hab vor mir die Woche noch einmal frei zu nehmen, um Evelyn in Chaclacayo zu besuchen. Doch morgen gehts erst einmal wieder in die Arbeit, weil ich abends Sitzung hab. Gut, soweit denke ich aber jetzt noch nicht. Mein freier Tag hat schließlich erst begonnen. Denke, soweit seit ihr nun wieder auf dem laufenden.

Apropos, ich glaube, ich habe euch schon von unsere tollen Nachbarn erzählt, die einem die letzten Nerven rauben können. Regelmäßig steht die Wohnungstür offen, wird im Hausgang geraucht, die freie Fläche mit allem möglichen Schrott belagert und unterhalten können die sich scheinbar nur lautstark. Hannah hat sich letztes Mal schon des öfteren beschwert und ich hab mir auch ab und an Luft machen müssen. Nichts hat sich verändert. Aber letztens finden wir doch tatsächlich einen Zettel vor der Tür, von den Bewohner aus dem 2. Stock (wir wohnen in dem 5.). Ein Rundschreiben, das sich gegen Mieter richtet, die ihren Müll im Hausgang lassen und somit den Hausfrieden stören. Wir wissen genau, wer gemeint ist. Mal schaun, ob dies etwas bewirken kann. Der Kampf gegen die Unruhestifter beginnt :).

Drück euch ganz fest!

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

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