26.08.2008
Gestern war kein schöner Tag. Bin am Morgen noch gut gelaunt in die Arbeit, doch kaum angekommen ruft mich Nik an, um mir zu sagen, dass der Vater von einem guten Freund an Krebs gestorben ist.
Da die Verbindung relativ schlecht war und ich aufgrund der Sprache doch noch ab und zu etwas falsch verstehe, habe ich ihn so verstanden, dass sein Papa gestorben ist. Hat mich total geschockt und hab gleich darauf mit Gustavo telefoniert. War schon kurz davor nach Hause zu fahren, als mir Gustavo mitteilte, dass es sich um einen Irrtum handelt. Nach ´ner Weile habe ich mich dann auch wieder einigermaßen gefasst. Abends sind wir dann in einer Gruppe zur Totenwache gefahren. Jeder wusste mittlerweile schon Bescheid. Die einen habens über das Radio, die anderen über die Nachrichten erfahren. Alfredo´s Papa war Kongressmitglied und daher wurde das ganze publik gemacht.
Seit ich wieder hier bin, hatte ich Alfredo noch nicht gesehen und so habe ich mir unser Wiedersehen beim besten Willen nicht vorgestellt. Wollte ihm die Tage noch schreiben, weil ich wusste, dass es seinem Vater von Tag zu Tag schlechter geht und sie keinen geeigneten Blutspender finden konnten (Leukämie).
Bei der Totenwache waren wahnsinnig viele Leute anwesend und Blumenkränze von allen Parteien, dem Präsidenten und Angehörigen. Für Alfredo konnten wir natürlich nicht viel tun, aber Hauptsache wir waren bei ihm. War das erste Mal, dass ich einen Toten gesehen habe. Ich selbst kannte seinen Papa nur oberflächlich, aber dafür noch putzmunter vor nicht einmal einem Jahr in Iquitos. Unvorstellbar, wie schnell es auf einmal gehen kann.
Mittlerweile dürften sie ihn schon nach Iquitos, seine Geburtsstadt, gebracht haben, um ihn dort zu beerdigen.
Bin heute selbst ziemlich sentimental. Tut weh einen Freund leiden zu sehen. Und sein Papa war noch so jung.
Hoffe, das nächste Mal hab ich erfreulichere Nachrichten für euch.
Werde am Donnerstag Abend und am Freitag an zwei Aktionen von anderen Organisationen teilnehmen und ich denke, das wird ganz interessant.
Am Wochenende wollen wir zwei dann einen Kurztrip in die Berge machen. Darauf freue ich mich schon riesig :).
29.08.2008
Nun haben wir schon Freitag Nachmittag, ich lieg mich Bauchschmerzen im Bett und blicke auf eine weniger schöne Woche zurück. Kaum ist meine gute Laune wieder zurückgekehrt habe ich mir irgendwas einfangen. Gestern hab ich dann extremen Schongang einlegen müssen. Bin den ganzen Tag nicht aus dem Bett gekommen, abgesehen von den Gängen aufs Klo.... (dazu jetzt keine genaueren Details). Muss wohl irgendetwas falsches gegessen haben. Lustig, am Tag zuvor war ich noch mit Paulina in der Apotheke, um etwas gegen ihre Magenprobleme zu kaufen. Sind zur Zeit nur am Tabletten austauschen ;). D.h. mich hats das erste Mal so richtig erwischt. Aber genug davon. Gustavo hat mir gestern noch Tabletten gekauft und so hoffe ich morgen wieder fit zu sein.
Apropo fit, am Mittwoch war ich mit Paulina im Schwimmbad. Haben beschlossen jetzt einmal die Woche was für unsere Fitness zu tun. Das ist vielleicht ein komisches System hier. Stündlich hört man einen Gong im Schwimmbad, sprich dann müssen die Gäste, die für eine Stunde bezahlt haben, das Becken verlassen. Und eine Stunde ist teuer genug! Gehört wohl auch zum Luxussport in Peru. Hat auf jeden Fall gut getan, die Bewegung.
Gestern Abend wollte ich eigentlich an einem Event teilnehmen, auf das ich mich schon gefreut hab, doch wollten sich meine Glieder einfach nicht bewegen :(. Aber dafür habe ich mich heute aufgerafft, zwar immer noch ziemlich schwach auf den Beinen, aber einen weiteren Tag zu Hause bleiben wollte ich auch nicht. Und es hat sich gelohnt. Um 8:30am habe ich mich mit Jenna im Universitätspark, im Zentrum von Lima, getroffen. Die Anlage an sich ist schon einen Besuch wert. Und ich hab meine Kamera vergessen! Wir haben uns von Amnesty International dazu bereit erklärt beim Essenservice auszuhelfen. Sprich, die Gäste (über 200) in den Pausen mit Essen und Trinken zu versorgen. Zwischenzeitlich waren wir natürlich im Audienzsaal, um verschiedene Vorträge zu hören. Wow, wahnsinnig interessant, aber nicht gerade magenschonend. Die Audienz ist unter dem Thema Gewalt gegen Frauen während der internen, bewaffneten Konflikte verschiedener Länder, v.a. Peru, gelaufen. Opfer von Vergewaltigungen, Missbrauch, Frauen von verschleppten und ermordeten Männern, haben hier vor dem gesamten Publikum ihre Geschichte erzählt. Darunter Zeugen aus Guatemala, Argentinien, Chile und aus der Provinz Perus. Ich muss schon sagen, dass ist mir ganz schön an die Nieren gegangen, aber es ist gut und wichtig, dass sich endlich - teils 20 Jahre später - Frauen dazu bereit erklären Zeugnis über die erlittenen Gräueltaten abzulegen. Stück für Stück kommen die Menschenrechtsverletzungen ans Tageslicht und im besten Falle vor Gericht. Da die meisten Vergewaltigungen jedoch von Soldaten auf Regierungsseite verübt wurden, und diese zumeist unter Straffreiheit gestellt wurden, ist die Hoffnung auf eine gerechte Strafe relativ gering, doch wird zumindest endlich die Mauer des Schweigens gebrochen.
Leider konnte ich nicht alle Zeugenaussagen anhören, da mein Bauch die Käsesemmel - die ich zu Mittag gegessen hab - vehement abgelehnt hat und mir übelste Krämpfe verursachte. Böser Bauch! Hoffe, morgen fühle ich mich wieder besser. Wir wollen doch verreisen!!! Und das ist wies aussieht das letzte Wochenende, an dem wir Gelegenheit dazu haben. Ab nächster Woche hat Gustavo wieder Französisch-Unterricht jeden Samstag und da kann man schlecht schon die ersten Male fehlen.
Also schickt mir ein paar gute Energien, damit ich morgen wieder gesund bin!
Samstag, 30. August 2008
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