Samstag, 18. April 2009
Cajamarca
17.April 2009
Dieses Mal habe ich euch lange auf meinen Blog warten lassen. Doch die Woche gabs so viel zu tun, dass ich kaum zum Luft schnappen gekommen bin.
Jetzt aber zu unserem kleinen Urlaub.
Von Mittwoch auf Donnerstag haben wir bei Gustavo zu Hause übernachtet, da wir bereits um 4am aufstehen mussten, um rechtzeitig am Flughafen zu sein. Und es war letztlich eine gute Idee so früh wie möglich aufzubrechen. Denn bereits auf dem Weg zum Flughafen hat Gustavo´s Papa anmerken lassen, dass er seinen Ausweis in der Arbeit vergessen hat und nun beunruhigt sei, da er nicht wisse, ob er ohne dieses Dokument fliegen könne. Natürlich geht das nicht, doch da es hier immer Sonderregelungen oder Ausnahmen gibt, habe ich mich mal vorsichtig im Hintergrund gehalten und auf das Beste gehofft. Beim Check-In dann die befürchtete Antwort: Ohne Ausweis geht’s nirgends hin. Was tun? Gustavo´s Papa (heißt übrigens Manuel) war erst einmal fertig mit der Welt, da er sich doch so auf seinen Urlaub gefreut hat. Man muss dazu sagen, dass er seit gut 10 Jahren keinen richtigen Urlaub mehr hatte und Tag ein Tag aus hart arbeitet. Nun gut, Olga (Gustavo´s Mama) hat gleich versucht eine Lösung zu finden. Wenige Minuten später waren die beiden schon auf dem Weg zum nächsten Kommissariat, wo man ihnen einen einen Wisch ausstellen sollte, der besagt, dass es sich auch wirklich um Manuel und nicht um jemand anderen handelt. Dem Flughafenpersonal war die Situation scheinbar schon bekannt, denn verwundert haben sie nicht auf mich gewirkt, als sie ihn dort hinschickten :). Also hieß es für uns zwei nur warten und hoffen. Und wer sagts denn, nach nicht einmal einer Stunde waren sie wieder bei uns, mit Dokument und sichtlich erleichtert. Der Rest verlief problemlos. Bis auf dass es im Flieger eiskalt war und komische Nebelwolken aus der Klimaanlage kamen, konnte man sich nicht beklagen. Nach einer Stunde dann die Landung in Cajamarca. Die Stadt befindet sich in den Anden auf gut 2750m und ist bekannt für ihre Geschichte, leckeren Käse und die gute Luft. Also fast eine kleine Schweiz, nur ohne Schnee. Ein Taxi hat uns direkt bei unserer Unterkunft abgeliefert. Haben schon von Lima aus über die Besitzerin der Herberge, in der wir die ersten beiden Wochen waren, und die zufällig aus Cajamarca kommt, zwei Zimmer reserviert und zwar bei ihrer Schwester. Ja, so funktioniert das. Anstatt in irgendeinem Touristenhotel abzusteigen, sind wir in einem schönen Familienhaus gelandet, das nur gelegentlich Zimmer vermietet. Sind bereits an der Tür ganz lieb von Bessy, der Eigentümerin des Hauses empfangen worden. Und dazu durften wir gleich die Bekanntschaft mit Dinki (einem Hündchen, oder eher eine Riesenmaus, schwer zu beschreiben) und Aurora (ein lustiger Papagei, der durchs Haus wandert und nicht mehr als „Hallo“ gelernt hat) machen. Die beiden haben uns von da an regelmäßig Ständchen gesungen und das solltet ihr wirklich mit angehört haben. Dinki hat losgelegt mit ihrem quietschenden Hundegejaule und Aurora hat für ein lautstarkes Echo gesorgt. Während wir uns gemütlich eingenistet haben, hat Bessy unser Frühstück zubereitet. Etwas gestärkt nach der kurzen Nacht, gings dann gleich auf Erkundungstour. Haben die Gelegenheit genutzt bereits am Anreisetag einen kleinen Ausflug zu unternehmen. Also sind wir nach Otuzco gefahren. Otuzco sind Grabstätten aus der Zeit vor der Inkaherrschaft, die mitten im Gebirge zu bestaunen sind. Jetzt werdet ihr euch fragen, was denn so faszinierend an Gräbern sein kann. Es sind riesige Felswände, in die Löcher gemeißelt wurde. In die Fensterchen wurden Schädel und Knochen mit wertvollen Grabbeigaben gelegt und im Anschluss verschloss man diese fein säuberlich. So erhielten die Verstorbenen einen ihnen würdigen Platz und hatten die besten Voraussetzungen auf ein schönes nächstes Leben. Zur Zeit des Tahuantinsuyo (Inka-Reich, das von etwa 1400 bis zur Eroberung durch die Spanier große Teile Lateinamerikas beherrschte) wurden die Gräber geplündert und für andere Zwecke benutzt, zum Beispiel als Kornspeicher. Die darin gefunden Schätze sollte Anfang des 16. Jahrhundert zur Auslösung des Inka-Herrschers Atahualpa aus der spanischen Gefangenschaft dienen, was jedoch letztlich mit dessen Hinrichtung endete. Aber ich will euch jetzt keinen Geschichtsunterricht geben. Damit möchte ich lediglich zeigen, dass ein paar Löcher in einer Felswand durchaus viel mitzuteilen haben können. Leider verlieren sich diese Werte für viele mit der Zeit. So sehen viele Kinder, laut unserem Reiseführer, die Ventanillas (Fensterchen) heute als Spielplatz, verstecken sich darin und wollen oftmals nicht mehr rauskommen. Wenn die Kleinen wüssten, dass darin der Tod ruhte... Was gabs auf der Tour sonst noch zu sehen? Haben eine Hacienda (Landgut) besucht und durften verschiedene Käsesorten probieren. Müde sind wir abends wieder in Cajamarca angekommen. Gab nur noch eine heiße Schokolade und dann war Bettzeit angesagt. Am nächsten morgen dann sind wir auf eigene Faust durch die Stadt gezogen. Haben zum Bespiel das Cuarto de Rescate angeschaut. Das ist ein kleines Steinhäuschen, in dem man Atahualpa gefangen hielt. Der Deal war damals, dass Atahualpa die Kammer zweimal mit Gold und Silber füllen würde und zwar so weit, wie sein Arm in die Höhe reichte. Aber da Abmachungen, bei denen es um viel Geld geht, selten gehalten werden, hat man ihn stranguliert, kurz bevor genug Edelmetalle aus dem ganzen Reich herbeigeschafft worden waren. Von dort aus sind wir nach Santa Apolonia, einem Aussichtspunkt, gewandert. Von wo aus vor vielen hundert Jahren der große Inka-Herrscher sein Tal überwachte konnten nun wir vier die grandiose Aussicht genießen. Eine Stadt, eingerahmt von Bergen und grünen Hügeln. Nach einer kleinen Pause in unserer Herberge gabs ein lecker Mittagessen (mit Anden-Schwammerln), bevor unsere nächste Tour auf dem Plan stand. Dieses Mal führte uns unsere Weg zur Collpa (ein großes Landgut, das den Touristen zur Besichtigung frei steht). An und für sich nichts besonderes, die Attraktion sind lediglich Kühe, die alle einen Namen haben, auf den sie auch hören. Für Stadtmenschen wohl das Highlight, für mich nix besonderes. Kühe kenne ich schließlich zur genüge. Besser hat mir das kleine Dorf Llacanora gefallen, wo wir das Glück hatten zwei Mega-Wasserfülle bei Sonnenuntergang zu bestaunen. Auf den Fotos kommt das leider kaum rüber. Da ichs nun mal nicht so hab mit der Technologie, habe ich immer noch nicht rausgefunden, welche Einstellung ich bei welchen Lichtverhältnissen brauche. Aber Foto machen ist schließlich nicht alles, der Anblick war atemberaubend. Diese Tour beendeten wir mit einer kleinen Rast bei den Baños del Inca (Inka-Bädern). Dazu aber später mehr, denn baden waren wir dort erst am darauf folgenden Tag. Und schon sind wir am Samstag, unserem vorletzten Tag angelangt. Morgens machten wir uns auf die Reise zur Granja Porcón (einem Art Zoo). Halt haben wir kurz zuvor an einem Ort gemacht, wo Steinstatuen angefertigt werden. Da gabs wirklich schöne Kunstwerke. Ich hab mir ein kleines Gebilde geleistet, das das Aufeinandertreffen von Pizarro (spanischer Eroberer von Peru) und Atahualpa zeigt. Gustavo hingegen, typisch Mann, war mehr von technisches Figuren begeistert, also hat er sich einen Steinbagger gekauft :). Im Anschluss haben wir den Zoo besucht, wo wir ewig spazieren gegangen sind. Manche Tiere hatten einen sehr kleinen Käfig (und wie viele von euch wissen weigere ich mich normalerweise Tierparks zu besuchen, eben aus diesem Grund) doch die Mehrzahl hatte genug Freiraum und sah gepflegt und gut ernährt aus. Ein leckeres Essen und dann hat uns der Bus langsam wieder zurück in die Stadt gebracht. Nachmittags sind wir auf eigene Faust zu den Inka-Bädern gefahren. Das sind heiße Thermalbäder, die natürlich sehr gesund sind, solange man nicht zu lange in dem mit Sulphur gespeisten Wasser verweilt. Ich weiß das aus eigener Erfahrung, da ich schon in Erding Kreislaufprobleme bekommen habe, nachdem ich zulange im Schwefelbad war. Aber wieder mal nix draus gelernt. Sind kleine Räume, mit Schwimmbecken für jeweils zwei oder ein paar mehr Personen, die man für eine halbe Stunde anmietet. Länger als 25 Minuten ist nicht empfehlenswert zu plantschen. War aber so schön, dass ich nicht raus wollte. Die Strafe kam ich Anschluss. Hat mich erst einmal fast umgehauen, als ich aus dem Wasser bin. Zum Glück gab es eine Krankenstation und die Ärztin hat mich gleich mit Massagen und Alkohol (lediglich zum inhalieren) versorgt. Meinte ich wäre stark dehydriert und müsse mich schonen die nächsten Stunden. Bin eine Weile flach gelegen, doch langsam gings wieder aufwärts. Kopfschmerzen hatte ich allerdings noch bis lang in den Sonntag hinein. War mir hoffentlich dieses Mal eine Lehre. Abends sind wir dann richtig schick essen gegangen, da wir in Gustavo´s Geburtstag reinfeiern wollten. Haben uns das nobelste Hotel der Stadt ausgesucht, mit Blick auf den Plaza de Armas (Zentrum der Stadt). Bis ca. 1am haben wir beisammen gesessen und den Abend ausklingen lassen. Und da alles sein Ende hat, brachen nun die letzten Stunden in den Bergen an. Geplant war eigentlich nicht mehr viel und da ich auch noch nicht so richtig regeneriert war, wollten wir nur ein bisschen durch die Stadt spazieren und evtl. das eine oder andere Souvenir kaufen. Doch dann meinte Bessy, wir könnten auf keinen Fall Cajamarca verlassen, ohne Cumbe Mayo (Berglandschaft mit archäologischen Funden) besucht zu haben. Kurzum hat sie uns in ihr Auto gesetzt, mit ihrer Enkeltochter Andrea und dem Dinki-Hündchen und auf gings. In Serpentinen tuckelten wir den Berg hinaus, bis auf über 3000m. Eine gigantische Aussicht bereits während der Fahrt und noch um einiges faszinierender die Landschaft am Zielpunkt. Grün, Grün, Grün, Trampelpfade und Berge wohin man den Blick schweifen lies. Sind eine ganze Weile gewandert, haben die Natur auf uns wirken lassen und die Wasserkanäle und Hieroglyphen aus der Inka-Zeit bestaunt. Außerdem gibt es dort Felsformationen, die laut den Anwohnern aussehen wie Franziskanermönche mit ihren Kapuzen. Noch einmal soviel gute Luft wie möglich einatmen, um einen möglichst großen Speicher anzulegen, bevors wieder in die versmogte Großstadt geht.
Toller Vormittag! Blöd nur, dass Bessy´s Autoreifen die Heimfahrt nicht überlegt hat. Platt! Jeder schon etwas unruhig, da wir bald am Flughafen sein mussten, sind Olga und ich zurück zur Herberge gefahren, um die letzten Sachen zu packen. Die Männer durften zwischenzeitlich das Auto bewachen, bis die Mechaniker eintrudelten. Dank einer netten Dame, die in Bessy´s Haus arbeitet, wurden wir mit einem guten Essen überrascht und haben es dann doch geschafft, rechtzeitig am Check-In Schalter zu stehen. Die Erleichterung währte nur kurz, denn wie sollte es auch anders sein, natürlich gabs wieder ein kleines Hindernis. Und wenn ich daran denke, werde ich ganz grün und blau vor Wut. Was passiert ist, ist folgendes. Am Samstag hatte Olga bei der Fluggesellschaft angerufen, um sich die Flugzeit bestätigen zu lassen. Zwei Stunden Verspätung hieß es. Gut, kein Problem, so hatten wir noch mehr Zeit in Cajamarca. Dann aber, wir pünktlich am Flughafen, heißt es, wir wären eine halbe Stunde zu spät und könnten deshalb nicht mehr in den Flieger. Hätten sies bei der Ausrede belassen, hätte ichs vielleicht noch eher akzeptiert. Doch dann die Begründung. Zwar wären unsere Plätze noch verfügbar, doch hänge es nun von den Wetterbedingungen ab, ob wir noch zusteigen könnten oder nicht. Angeblich wären vier weitere Passagiere zu viel, sollte die Temperatur nicht um ein paar Grad sinken. Gut, wir hatten etwa 15 oder 16 Grad. Seltsam! Würden also zu viel wiegen, und sollten sie doch noch die Genehmigung für uns bekommen, dann müssten sie uns auf jeden Fall das Gepäck nachsenden. Jetzt der Clue, wären wir eine halbe Stunde früher da gewiesen, hätte unser Gewicht keine Rolle gespielt und sie hätten uns ganz normal eingecheckt. Muss man das verstehen? Hielten die uns für bescheuert? Sind schon nach kurzem auf die Barrikaden gegangen. Sie meinten, sie müssten auf die Autorisation des Piloten warten, doch der sei leider bis kurz vor Abflug nicht erreichbar. Fassen wir zusammen: Eine große Fluggesellschaft, die ihre Maschine lediglich den Wetterbedingungen nach füllen kann, deren maximale Belastung davo abhängt, um welche Uhrzeit man den Flughafen erreicht und zu der es keine Kommunikationsmöglichkeit gibt....... Die müssen uns doch für komplett bescheuert gehalten haben. Nachdem wir sie aber permanent genervt haben und schon mit der Polizei gedroht hatten, durften wir ganz plötzlich zusteigen. Komisch, oder? Eine nahe liegende Erklärung: Sie hatten die Tickets andersweitig zu einem höheren Preis verkauft. Das machen leider viele Gesellschaften gerne. Zugeben würde dies jedoch keiner. Naja, lange Rede kurzer Sinn, wir haben erreicht was wir wollten und ich werde es vermeiden nochmals mit der Star Perú (Fluggesellschaft) zu vereisen.
Am Sonntag Abend sind wir wieder gut zu Hause angekommen.
Schön, dass ich am Montag immer frei hab, bis auf Englisch, denn die auf die Reise folgenden Tage waren wirklich stressig. War nur am lernen, um den Stoff aufzuholen, den ich am Wochenende nicht vorbereiten konnte. So sehr habe ich mich schon lange nicht mehr auf zwei oder drei freie Tage gefreut.
Mittlerweile haben wir schon Samstag. Um 7:30pm gehen wir mit Gustavo´s Familie essen, ist noch eine kleine Nachfeier für seinen Geburtstag, da er den normalerweise immer mit seinen Leuten verbringt. Und abgesehen davon, steht nur lernen an. Kommen gerade vom essen. Sind zwei kleine Jungs in dem Restaurant aufgetaucht, um für die Leute zu singen, womit sie ihr Geld verdienen. Gustavo hat sie an unseren Tisch eingeladen. Ich weiß, für einen Europäer klingt es komisch, aber die Kinder hier sind überglücklich wenn man ihnen das Essen anbietet, das man selbst nicht mehr schafft. Haben ein wenig über ihr Leben erfahren und ganz zufrieden sind die beiden dann wieder davon gezogen. Ist immer besser den Kindern Essen, anstatt Geld, zu geben, denn das was sie verdienen müssen sie zu Hause abgeben, aber eine warme Mahlzeit nimmt ihnen keiner mehr.
Soweit habe ich euch fast wieder auf den aktuellen Stand gebracht. Will mich jetzt nicht in Details verlieren und euch außerdem nicht noch mehr eurer wertvollen Zeit stehlen. Kommen in nächster Zeit noch ein paar aufregende Dinge auf mich zu, aber dazu dann mehr, wenn es soweit ist.
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