Mittwoch, 30. Juli 2008

Reise nach Huaraz: 26.07.-29.07.2008

30.07.2008
Seit gestern sind wir wieder in Lima. Nebel wohin man auch sieht. Aber dafür hatten wir ein paar sonnige Tage in den Anden.

Am Samstag Vormittag ging´s los. Gas am Herd abgedreht, Tickets überprüft und auf zum Taxi. Haben Glück und finden schnell eines, das uns trotz unserer touristischen Erscheinung nicht ausnehmen will. Nach einer halbstündigen Fahrt kommen wir endlich bei dem Busunternehmen an, das uns nach Huaraz befördern soll. Jetzt heißt´s bloß noch warten bis der Bus kommt. Und er kommt nicht, und kommt nicht... Nach dem wir ein paar Frustkekse verdrückt haben ist es dann endlich so weit. Nachdem die Jungs, die fürs Gepäck einladen zuständig sind, nach einer kleinen Ewigkeit endlich die Tasche einer Frau aus dem Bus angeln, welche aus Versehen im falschen Gefährt gelandet ist, wird schließlich der Motor angelassen. Uff, die erste Hürde wäre überstanden. Nun stehen uns acht Stunden Fahrt bevor. Eine Flasche Coca-Tee und Sorroche-Tabletten (gegen die Höhenkrankheit) sollen die gröbsten Beschwerden vermeiden, die auftreten, wenn man auf über 3000m ansteigt. Brav schlürf ich also meinen Tee, entgegen der Warnung von Gustavo, besser nichts zu trinken, da auf das Kloo im Bus letztlich kein Verlass sei. Aber allein die Vorstellung, dass mein Körper langsam austrocknet, reicht um mich dem gut gemeinten Ratschlag zu widersetzen. Und was passiert, wie könnte es auch anders sein, das Klo gibt schon bald den Geist auf und ich muss durchhalten. Nach ein paar Stunden dann die erste Pause. Zu viele Touristen wollen auf einmal was zu Essen in dem kleinen Restaurant, sodass wir uns mit Keksen zufrieden geben. Keks ist übrigens schon immer meine Basisversorgung auf Reisen gewesen. Kurz nach Sonnenuntergang kommen wir erschöpft in Huaraz an. Juhu!

In einem Restaurant, im Zentrum der Stadt, treffen wir auf Nik, Andrés und noch einen Haufen Jungs, die die freien Tage bei Nik´s Familie Unterschlupf finden werden. Und da solls auch gleich hingehen. Werden von seiner Mama freudestrahlend empfangen und bekommen gleich ein Zimmer zugewiesen. Eine Dusche weckt dann wieder unsere Lebensgeister und da ich bisher noch nicht Tanzen war, bestehe ich drauf am Abend mit den Jungs wegzugehen. Landen in der selben Disco, in der wir schon vor gut einem Jahr waren. Erst noch etwas steif, machen wir schon bald die Tanzfläche unsicher. Naja, das Bier trägt natürlich auch seinen Teil dazu bei. Verbringen eine schöne Nacht in dem Lokal und lassen uns gegen ca. 2am von Nik nach Hause bringen. Toller Abend, böse Folgen. Leider lerne ich manche Dinge nie, z.B. auf den Rat anderer zu hören. Den ersten Abend auf dieser Höhe sollte man ruhen, keinen Alkohol trinken... Ich habs natürlich genau andersrum gemacht. Bis zum Morgengrauen wandere ich also wie ein Geist zum Klo und wieder zurück. So schlecht habe ich mich ehrlich gesagt schon lange nicht mehr gefühlt.

Die für den nächsten Morgen geplante Tour nach Chavín - alte Kultur in Peru - muss leider ausfallen. Gustavo´s Versuche mich für die Reise zu animieren scheitern kläglich. Nach einem ausgiebigen Frühstück und einer kleinen Erkundungstour mit Nik und Andrés geht´s langsam wieder aufwärts. Zunächst gilt es Bier - das Wort kann ich grad gar nicht mehr hören - und einen Kellner für die bevorstehende Party zu organisieren. Nik und Nelson wollen ihren Abschied bei sich zu Hause feiern. Beide verlassen das Land in den nächsten Monaten. Und da Jungs nun mal nicht so gerne abspülen, wird sogar an einen Kellner gedacht. Natürlich, wie könnte es auch anders sein, beginnt alles chaotisch. Gustavo und ich laufen den beiden Jungs nur nach, ohne zu wissen, was und wie sie das alles organisieren. Irgendwann heißt es dann, es sei alles abgeklärt. Also können wir uns jetzt zurücklehnen. Fahren zu einem Aussichtspunkt, von wo aus man ganz Huaraz sehen kann. Ein wunderschöner Fleck Erde. Zu lange haben wir nicht Zeit, da unser Taxi wartet, aber für ein paar Fotos reicht´s. Wieder bei Nik zu Hause beobachten wir, wie eine Mega-Musikanlage eingerichtet wird, mit Disco-Licht und was man eben so alles braucht, um für gute Stimmung zu sorgen. Bald steht der Kellner auf der Matte und fängt an Coctails zu mixen. Noch ein Weilchen ausruhen und es geht los. Langsam füllt sich der Raum und Stück für Stück animieren wir die faule Truppe das Tanzbein zu schwingen. Bald nach Mitternacht machen wir uns wieder aus dem Staub, denn am Montag ist die letzte Gelegenheit, um nach Chavín zu fahren. Schlafen kann ich wieder so gut wie gar nicht. Der Partyraum ist genau gegenüber von unserem Zimmer. Einmal wache ich also auf, weil ich meine es gibt ein Erdbeben, da der Bass die Fenster wackeln lässt. Ein anderes Mal hören ich eine Lied, dass mich ganz hibbelig macht, weil ich am liebsten wieder auf die Tanzfläche hüpfen würde. Endlich ein bisschen Schlaf gefunden, wird die Gitarre ausgepackt. Es ist schon früh am Morgen und die Truppe (die Hälfte ist noch am feiern, wie mir Piero, unser Zimmerkamerad mitteilt) beschließt nun selbst Hand anzulegen. Also werden die ganzen spanisch- sprachigen Klassiker ´rauf und ´runter gesungen.

Um 7am klingelt dann unser Wecker. Während die Meute noch bis 8:30am fröhlich weiter trällert schleichen wir uns davon.
In dem Glauben, wir bräuchten nur ein paar Meter gehen und schon hätten wir Tickets für den Bus nach Chavín, versuchen wir unser Glück. Falsch gedacht. Die teuersten Tickets müssen wir schließlich nehmen und mit verhandeln ist da auch nix mehr. Na, wenn´s schon so viel kostet, wird sich´s hoffentlich auch rentieren. Wieder falsch gedacht. Das man von dem Bus nicht allzu viel erwarten kann, ist schon klar. Und dass statt dem Fernseher, lediglich noch die Halterung da ist, ist auch normal. Doch als wir nach einiger Zeit an einen Kontrollposten gelangen und wir dort erst einmal feststecken, das gefällt mir nicht mehr so sehr. Die Passagiere werden unruhig. Stürmen nach und nach zum Fahrer, um auf eine schnelle Weiterfahrt zu drängen. Auf einmal sieht´s so aus, als hätte der Fahrer keinen Führerschein. Die ersten verlassen den Bus, auf nimmer Wiedersehen. Der Bus leert sich, doch wir bleiben hartnäckig. Wollen doch nach Chavín. Als Gustavo nachfragt heißt es, der Fahrer hätte schon einen Führerschein, doch ein anderes Papier fehle. Also muss er eine Strafe zahlen, was allein schon mindestens eine halbe Stunde in Anspruch nimmt - logisch, ohne den Motor abzuschalten -. Die verärgerten Peruaner, die das Weite gesucht haben, warten nun am Wegesrand, in der Hoffnung eine Mitfahrgelegenheit zu finden. Und wir fahren weiter :). Zwar wird die Tour beträchtlich abgekürzt, sprich, wir sehen einiges, das auf dem Plan stand, nicht. Doch landen wir schlussendlich in Chavín. Dort werden wir einfach so losgelassen, keiner sagt uns, wo´s lang geht, noch ob wir in einer Gruppe losziehen. Egal, wir werden unseren Weg schon finden. Meine Taktik - Gustavo verkauft mich an der Kasse als peruanische Studentin - geht auf, weshalb wir nur den halben Eintritt zahlen. Schnell stellt sich raus, dass wir doch in einer Gruppe unterwegs sind. Ein paar Objekte der Chavín-Kultur, Ruinen, Lamas, und dann eine riesen Schlange, die ins Labyrinth und zur Hauptgottheit der Chavín, dem Lanzón, führt. Also stellen wir uns brav hinten an. Lange halte ich das aber nicht aus. Geh also mit meiner Kamera auf Entdeckungstour. Doch als ich zurückkomme, hat sich die Schlange immer noch kaum vom Fleck bewegt. Auch Gustavo hat mittlerweile genug vom Warten. Wir beschließen unsere Gruppe für uns warten zu lassen und sehen uns ein paar andere interessante Sachen an. Tauchen dann wieder auf, als unsere Leute bereits am Eingang stehen. Werden schnell entdeckt, als wir uns erneut ganz hinten postieren, und nach vorne gerufen. Und schon stecken wir mit der Masse in dem unterirdischen Gang. Platzangst hab ich zwar gewöhnlich nicht, aber bei so vielen Leute bleibt wirklich nicht viel Luft zum atmen. Ich will da raus!!! Einer nach dem andern bekommt den Lanzón zu Gesicht, für 2-3 Sekunden wohl bemerkt. Kaum steht man vor dem Steinobjekt, prüllt die Horde hinter einem schon: "Nicht posieren, schneller...!" Meine Nerven. Endlich wieder draußen. Noch schnell ins Labyrinth - verlaufen tun wir uns zum Glück nicht - und Richtung Ausgang. Es dämmert schon, wir sitzen brav im Bus und warten, bis wir endlich abfahren. Aber heute scheint ein Tag zu sein, der viel Geduld erfordert. Ein Pärchen ist verschwunden. Im Labyrinth verlaufen??? Irgendwann wird es dem Fahrer dann doch zu blöd und wir fahren los. Bei der Rückfahrt zweifle ich dann ernsthaft dran, ob er einen Führerschein hat, oder nicht. Ich möcht nicht wissen, mit wieviel kmh er über die, mit Schlaglöchern übersääte Piste, brettert. Um ca. 9:30pm kommen wir endlich wieder in Huaraz an. Ich hab Halsweh, bin fix und foxi und wünsch mir nichts mehr als ein Bett. Mehr bring ich dann auch wirklich nicht mehr zu Stande. Diese Nacht schlafe ich wie ein Stein. Tut das gut.

Am Dienstag morgen packen wir noch unsere restlichen sieben Sachen zusammen und verabschieden uns von Nik´s Familie. Ein leckeres Frühstück und - mal was anderes - wir sitzen im Bus Richtung Lima. Erst noch mit Grauen erwartet, da uns erneut acht Stunden bevorstehen, entschädigt mich der tolle Ausblick schnell. Haben Luxusplätze, oben erste Reihe mit Panoramablick. Wow, eine gigantische Landschaft. Zunächst noch felsig, wird es immer grüner, immer belebter, bis wir schließlich - umgeben von Felsen - im grünen Tal eine Pause einlegen. Dieses Mal haben wir Zeit uns etwas zu Essen zu bestellen. Problem: Vegetarische Gerichte gibt es nicht. Dass ich letztlich einen Teller mit Kartoffeln, Reis und etwas Salat aufgetischt bekomme, ist nichts neues. Haut mich nicht vom Hocker, aber erfüllt seinen Zweck. Endspurt. Die Natur zeigt sich weiterhin von ihrer schönsten Seite. Felsen, Maisfelder, verwegene Lehmhütten.... bis sich alles plötzlich in Sand verwandelt. Ein Zeichen, dass Lima nahe ist. Rechts Blick auf die Weiten des Meeres, links Dünen, soweit das Auge reicht. Um ca. 7pm sind wir am Ziel. Schnell ein Taxi geschnappt und ab nach Hause.
Da im Kühlschrank gähnende Leere herrscht, werden nur die Taschen abgeladen, damit wir auf dem Markt noch etwas ergattern können. Wie lange schon freue ich mich auf Arroz con Mazamorra (Milchreis mit einem Art Gelee aus rotem Mais). Und wie schnell kann einem die Lust darauf auch wieder vergehen. Kurz gesagt, war nicht gut. Aber zum Glück hab ich meine Immodium-Akut Tabletten dabei.

Heute, Mittwoch, bin ich ziemlich erschlagen. Mein Hals tut weh, mein Kopf wollte morgens auch nicht so recht und meinen Gesamtzustand würde ich mit "kaputt" beschreiben. Nach langem Zweifeln, hab ich mich in der Arbeit krank gemeldet. Macht man hier normal nicht, solange man nicht mit Fieber im Bett liebt (ups, hoffe, das habt ihr schön überlesen, nicht wie Sandra, die mich unsanft auf meinen Schreibfehler hingewiesen hat, "liegt" soll es natürlich heißen). Ich schon. Man soll schließlich auf die Zeichen seines Körpers hören.

Morgen geht´s aber wieder los.

Ist so grau und diesig draußen und das drück leider auch etwas auf die Stimmung. Unser kleiner Urlaub ist viel zu schnell vorbei gegangen. Aber wie man so schön sagt, gibt es kein Vergnügen ohne Arbeit.

Ihr fehlt mir!!!

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