Montag, 28. Januar 2008

Back to Lima



Immer noch spüre ich die Nachwehen der 12stündigen Busfahrt. Aber die Strapazen wars wert.

Am 21.01. machen wir, Gustavo und ich, uns auf den Weg nach Trujillo, in den Norden Peru´s. Dort angekommen funken wir gleich einmal einen bekannten Taxifahrer von Andres, Cousin von Nik, an, der uns dann auch prompt eine tolle Unterkunft organisiert. Jaja, was würde man nur ohne die ganzen Kontakte machen :).
Noch früh genug dran organisieren wir uns eine Tagestour zu den Ruinen Trujillo´s. Um 10.30am geht’s dann los. Die Huacas del Sol y de la Luna (Mond- und Sonnentempel) sind einstige Tempelbauten der Moche-Kultur (200-800 n.Chr.), welche v.a. religiösen Zwecken dienten. Erbaut wurde die Anlage aus luftgetrockneten Lehmziegeln (Adobe) und zahlreiche Wandmalereien sowie mosaikartige Auswuchtungen sind noch heute gut erkennbar. Bereits mitten drin in der prekolumbianischen Welt des Andesstaates besichtigen wir im Anschluss die Huaca Arco Iris (Regenbogen- oder auch Drachenpyramide genannt), einer zeremoniellen Stätte der Chimu-Kultur (1250-1470 n.Chr.), welche sich durch ihre Regenbogenreliefs auszeichnet. Kleiner Abstecher ins Museum und ab zum letzten und zugleich einem der beeindruckendsten Zeugnisse der peruanischen Vergangenheit, Chan-Chan. Chan-Chan war die Hauptstadt des Chimu Reiches und erstreckte sich über eine Fläche von 20km. Damit war sie die zum damaligen Zeitpunkt größte aus Adobe erbaute Stadt der Welt.
Genug Ruinen an einem Tag, so eindrucksvoll alles auch ist, doch die 9stündige Busfahrt sitzt mir doch noch ganz schön in den Knochen. Und da die Tour an Trujillo´s schönstem Strand, Huanchaco, endet bleibt auch noch Gelegenheit, um etwas zu relaxen. Abends dann nur noch was Leichtes zum Essen und ab ins Bett.
Den Mittwoch verbummeln wir dann in Trujillo. Eigentlich war ein Strandtag geplant, doch da die Sonne sich hinter den Wolken versteckt und wir noch am Planen unserer Reise sind bleiben wir im Zentrum. Informieren und bei verschiedenen Reiseagenturen, kaufen schließlich Tickets für die Weiterfahrt nach Chiclayo und besuchen Abends Gustavo´s Bruder und dessen Familie. Am Donnerstag sitzen wir dann auch schon wieder im Bus Richtung Norden. Gegen Mittag erreichen wir die Stadt der Freundschaft (Ciudad de la Amistad), wie Chiclayo auch genannt wird. Nachdem mir von verschiedenen Seiten zu Ohren gekommen ist, dass Chiclayo an sich nicht schön sei, ist zunächst geplant nur kurz dort zu verweilen. Aber da man nicht immer auf das vertrauen sollte was andere sagen, fühle ich mich überraschend schnell so richtig wohl dort. Finden ohne langes Suchen eine Hospedaje und erkundschaften die Stadt. Das wichtigste Museum der Gegend nehmen wir uns für Freitag vor, da wir zunächst einmal in Erfahrung bringen wollen, wo ich in der Region die Ayahuasca probieren kann. Immer von den Wunsch befangen das Halluzinogen innerhalb einer Zeremonie zu testen scheint sich mir hier die Möglichkeit zu bieten. Machen also den Mercado de Brujos (Hexenmarkt) ausfindig und fragen uns dort durch die Stände. Stoßen auch auf einige Typen, die sich Schaman schimpfen, richtig vertrauenswürdig erscheint mir aber letztlich keiner. Im Internet lese ich dann zufällig von einem kleinen Dorf, Salas, unweit von Chiclayo, welches bekannt ist für seine brujos (Hexer) und curanderos (Heiler). Kurzum springen wir in den Micro und düsen nach Salas. Zwei Stunden tuckern wir über unwegsames Terrain bis wir schließlich den idyllischen Ort mitten im Nichts erreichen. Schon im Bus lernen wir einen jungen Kerl kennen, dessen Vater curandero zu sein scheint. Also spazieren wir dort als erstes einmal hin. Leider habe ich kein Glück, da seine nächste Zeremonie schon ausgebucht ist. Zum Abschluss gibt er uns noch den Tipp in einem der beiden Hotels von Salas nachzufragen, da die uns einen Schamanen empfehlen könnten. Nun gut, leichter gesagt als getan. Da es in dem Örtchen keine Touristen zu geben scheint, ist demzufolge auch das Hotel geschlossen. Aber wir haben Glück und stoßen bald auf einen etwa 15jährigen Jungen, der das Hotel zu managen scheint. Da die Leute dort sehr offen und hilfsbereit sind, bringt er uns auch gleich an den letzten Winkel von Salas, wo wir auf einem kleinen Hügelchen ein Adobe-Haus vorfinden, welches von einem curandero bewohnt wird. Da mir der curandero sympathisch und vertrauenswürdig erscheint einigen wir uns letztlich auf S./150 für eine Zeremonie mit dem San Pedro. San Pedro ist ein Kaktus, der als Halluzinogen verwendet wird. Da die Ayahuasca vorrangig im Dschungelgebiet verwendet wird bleibt für mich nur San Pedro, um letztlich doch noch meine Erfahrung hinsichtlich der traditionellen Reinigungsriten sammeln zu können. Geplant ist das ganze für Freitag Nacht. Somit bleibt am Freitag Nachmittag noch genug Zeit das Museo de Tumbas Reales de Sipán zu besichtigen. 1987 wurde mit dem Grab des Señores de Sipán erstmals eine intakte unbeschädigte Grabstätte eines prekolumbianischen Herrschers gefunden wird. Zusammen mit dem König, welcher um 250n.Chr. lebte, wurden u.a. drei Frauen, ein Priester, ein Kind und zahlreiche unschätzbare goldene Grabbeigaben vorgefunden. Die Fundstücke sind im Museum zu bewundern und ich muss sagen, dass ich noch nie so ein schönes Museum gesehen hab. Den ganzen Nachmittag verbringen wir dort und fahren im Anschluss weiter nach Salas, wo bereits der curandero die Zeremonie vorbereitet. Um 9pm geht’s dann endlich los. Alles ist dunkel, nur eine Öllampe erlaubt einen spärlichen Blick auf die Decke mit allen notwendigen Utensilien. Aus einem Topf wird mir eine Gläschen San Pedro serviert, das ziemlich bitter schmeckt. Die Zeremonie ist mehr auf Körperreinigung als alles andere ausgelegt. Zwischen Gesang und Gebet reicht er mir hin und wieder eine Muschel mit flüssigem Tabak, welchen ich durch die Nase einnehmen muss. Naja, ziemlich unangenehm würde ich sagen. Aber was macht man nicht alles :). Bis gut 2am dauert das Ganze. Visionen haben ich leider nicht, da San Pedro im Gegensatz zur Ayahuasca doch etwas schwächer zu sein scheint. Der Vorteil dabei, mir geht es richtig gut am nächsten Tag, bis auf die Müdigkeit. Keine Nachwehen, keine Übelkeit und weniger Hunger als zuvor hab ich auch. Alles in allem eine interessante Erfahrung. Leider alles etwas zu christlich angehaucht, aber man muss alles mal kennen lernen. Nach der langen Nacht legen wir einen Strandtag in Pimentel (schönster Strand von Chiclayo) ein. Blöd nur, dass wir die sich nähernde Flut übersehen. Gerade wollen wir unsere Sachen packen, um uns auf den Rückweg zu machen, als uns eine Welle erwischt. Pitschnass mache ich mich sofort auf die Suche nach meinen Schuhen, die vom Boden verschluckt sind. Glück gehabt, denn nach kurzem entdecke ich sie :). Weniger Glück hat Gustavo, da ein Dieb den hektischen Augenblick nutzte, um sich seine Sonnenbrille zu krallen. Nun gut, kann man jetzt auch nix mehr machen. Flanieren noch ein wenig an der Strandpromenade entlang. Und da wird uns zum wiederholten Male die nette Art der Chiclayaner bewusst. Nicht umsonst scheint man von der Stadt der Freundschaft zu sprechen. Von allen Seiten sprechen einen wildfremde Leute an, wollen ein wenig mit dir plaudern, erzählen von ihrem Leben und ohne zu lästig zu werden verschwinden sie plötzlich wieder. Besonders bewusst mir das nachdem ich die Menschen in Trujillo ein wenig kennen gelernt hab. So verschlossene Menschen hab ich noch nie gesehen. Fragst du jemanden auf der Straße nach dem Weg traut sich kaum jemand dir in die Augen zu sehen, geschweige denn mit dir zu sprechen. Ein Grund mehr sich in Chiclayo wohl zu fühlen. Lassen den Tag ausklingen und schon ist Sonntag. Versuchen für Abends Bustickets zurück nach Lima zu organisieren. Hätten wir wohl mal früher machen sollen, denn alle Busse scheinen ausgebucht zu sein. Gerade bei Langstrecken sollte man normalerweise mit namhaften Unternehmen fahren, doch das geben wir schnell auf. Letztlich entscheiden wir uns für ein Reiseunternehmen namens Super Latino :). Gustavo, der wohl schon mehrere schlechte Erfahrungen als ich in Peru gemacht hat, checkt die Lage, überwacht wie die Koffer verladen werden und beobachtet vermeintliche Taschendiebe. Scheint alles soweit in Ordung zu sein, also steigen wir um 7pm in den Bus und kommen unbeschadet nach 12 Stunden Fahrt in Lima an.
Wieder einmal eine superschöne Reise, mit zahlreichen Erinnerungen und Erfahrungen. Eine meiner vorerst letzten Reisen in diesem wunderschönen Land.

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